Onlinebücher

Intuitive Übersetzungen hören sich mitunter putzig an. So sagte Lenchen als wir vor Weihnachten über ein Geschenk an meine Tochter berieten: “sie kollektioniert Elefanten” und brachte somit zusammen, was zusammen gehört. Jeder wußte gleich was sie meinte, und: jeder kennt eine Kollekte*.

Das Geld – schrieb einst Karl Marx – bestimmt den Wert der Ware, doch dort “wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.” (Matthäus 6,21). Die Tochter kollektioniert Elefanten, ich Bücher. Wobei iBooks sich teuflisch-verführerisch gebärdet. Früher ging [sic!] man extra in den Buchladen, um ein bestimmtes Buch zu kaufen – heute genügen zwei, drei Klicks.

Den Bonustrack zur allgemeinen Buchkauf-Spannung brachte der Mangel in der DDR. Hatte man über Buschfunk erfahren, dass vielleicht demnächst ein neues, lesenswertes Buch erscheinen könnte, stand man mit diesem fiktiven Wissen ständig auf der Matte des volkseigenen Buchhandels.

“Hammse den neuen Braun schon jekricht?”

“Nee. Hammer nich!”

Man konnte allerdings prima tauschen, wie im ”dritten Nagel” von Hermann Kant beschrieben und das machte den Buchkauf sogar spannend. Und jeder Erfolg wurde zu Hause aufgereiht im Bücherregal – wie eine Trophäe. Alle Besucher betrachteten noch vor dem ersten Schnaps die Bücher in den Regalen der Gastgeber, die entsprechend eingestuft wurden.

Es kostete mich 15 Nachwendejahre, bis ich Kraft für die blaue Tonne fand. Heute bewahre ich meine Bücher nur noch in der Cloud. Nun sind sie wahrhaft meine.

Kein Vorteil ohne Nachteil, kein Nutzen ohne Schaden - Klicken macht verschwenderisch. Es fehlt offenbar die Materialisierung des Gegenwertes, zum Beispiel  in Gestalt des Geldes. Und – bedingt durch die Leichtigkeit des Orderns – unterlief mir bereits einige Male der Fehler, mich am Schwarm zu orientieren. An irgendwelchen Listen. Weshalb ich mir neulich “die Kunst des klaren Denkens” erklickte, worin – wie ich nun entdecke – einfach nur Banalitäten aneinandergereiht sind. Also Dinge, die man hier – im Gedankenjournal – nachlesen kann, Dinge die längst geschrieben, Dinge, die man sich nicht traut einbinden zu lassen, WEIL SIE EINFACH NUR BINSENWEISHEITEN SIND, wie:

“Warum Sie ein Tagebuch schreiben sollten”

Aaaber: Das muss einem vielleicht wirklich erst gesagt werden!

——–

Eine Kollekte (colligere = sammeln) ist eine Geldsammlung für kirchliche oder karitative Zwecke, zum Beispiel die Sammlung während eines oder nach einem Gottesdienst in der christlichen Kirche.


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