Online lernen: Wie du das meiste aus deinen Online-Kursen herausholst

Online-Kurse sind eine großartige Möglichkeit, um sich schnell, zielgerichtet und kostengünstig Wissen anzueignen. Jedoch schließen nur 10% der Teilnehmer die Kurse ab. In einem Gastbeitrag erklärt dir Julius, wie du die gekauften Online-Kurse optimal nutzt.

Jeden Tag flattern bei mir E-Mails mit Sonderangeboten für Online-Kurse rein. Oft schlage ich zu, weil mich das Thema des Kurses wahnsinnig stark interessiert. Der prozentuale Anteil der Kurse, die ich tatsächlich bis zum Ende anschaue, lässt jedoch stark zu wünschen übrig. Geht dir das ähnlich?

Ich bin ein riesengroßer Fan vom Online Lernen und versuche jeden Tag eine Stunde für Bildung einzuplanen. Deshalb habe ich mich gefreut, als Julius sich angeboten hat, einen Gastbeitrag zu diesem Thema zu schreiben.

Julius hat selbst schon knapp 40 Online-Kurse auf diversen Plattformen belegt und schreibt einen Blog über Performance Hacking. Er weiß also, worauf es ankommt. In diesem Beitrag gibt er hilfreiche Tipps zur erfolgreichen Teilnahme (und zum Abschluss) von Online-Kursen.

Vorhang auf für Julius

In den letzten Jahren hat sich die Landschaft des Online Lernens rapide verändert. Inzwischen ist es keine Zukunftsmusik mehr einen kompletten Uni-Abschluss zu absolvieren, ohne jemals einen Fuß in eine Universität gesetzt zu haben. Schon lange muss man keine lästigen Bewerbungen mehr ausfüllen, sondern kann Kurse, zu fast jedem Thema, an (Elite-)Universitäten kostenlos und mit nur einem Mausklick absolvieren.

MOOCs – Massive Online Open Courses – werden immer beliebter, aber auch neben MOOCs gibt es viele spezialisierte Lernangebote im Internet. Während MOOCs, wie traditionelle Universitätskurse, häufig theoretisches Wissen zu einem Thema vermitteln, gibt es auch Kurse, die von Experten in ihrem Gebiet angeboten werden. Diese Kurse sind praxisnah, vermitteln erprobte Modelle & Strategien und geben einen Insider-Blick auf ein bestimmtes Thema.

Alleine auf den vier beliebtesten MOOC-Platformen (Coursera, edX, Udacity and Udemy) tummeln sich insgesamt 4 Millionen Benutzer. Die Top-Kurse haben Teilnehmerzahlen von bis zu 200.000 Studenten. Natürlich sprechen wir hier von Einzelfällen, aber auch die durchschnittliche Teilnehmerzahl von 30.000 bis 50.000 Studenten kann sich sehen lassen.

Dies sind erst einmal beeindruckende Zahlen, leider gibt es jedoch auch eine Schattenseite des Online-Lernens:

Laut einem Zeitungsbericht brechen mehr als 90% der Teilnehmer die Kurse vorzeitig ab.

Online-Kurse sind sehr bequem, da man sie von Zuhause aus erledigen kann und häufig keinem Zeitplan, außer dem eigenen, folgen muss. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Kurse einfacher zu absolvieren sind.

Um Online-Kurse erfolgreich abzuschließen, benötigt man ein gutes Zeitmanagement, Selbstdisziplin, Willenskraft und eine hohe Motivation. Inzwischen habe ich 39 Kurse bei edX, Coursera und Udacity erfolgreich abgeschlossen. In diesem Artikel, erkläre ich dir in 10 Schritten die besten Strategien, um das meiste aus deinen Online-Kursen herauszuholen.

1) Was sind deine Bedürfnisse?

Das Erste, was du machen solltest, wenn du mit dem Online Lernen anfängst, ist deine Optionen zu betrachten. Wie in der Einführung erwähnt, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, um dein Wissen online zu erweitern. Du musst entscheiden bzw. herausfinden, welche Modelle am besten zu dir passen.

Wenn du deinen Horizont erweitern oder deine beruflichen Qualifikationen aufpolieren willst, dann sind kostenlose MOOCs von Coursera, edX oder Udacity eine gute Option, denn sie bieten einen breiten Kurskatalog und Zertifikate von (Elite-)Universitäten, die man auch in seinem professionellen Arbeitsleben gut gebrauchen kann.

Auf der andren Seite kann es sein, dass dich ein praktischer Kurs zu einem bestimmten Thema am meisten interessierst, weil du beispielsweise ein Online-Business oder einen Blog starten willst. Dann sind MOOCs von Universitäten nicht deine beste Option, sondern Kurse von erfahrenen Entrepreneuren oder Bloggern die richtige Wahl.

2) Verstehe die Funktionsweise von Online-kursen

Als Erstes solltest du dir bewusst machen, dass Online Lernen nicht einfacher, sondern schlichtweg bequemer ist. Ein erfolgreicher Abschluss erfordert einen (ggf.) großen Zeiteinsatz, kontinuierliche Teilnahme und ein konzentriertes Arbeiten. Die Anforderungen sind die gleichen, die auch in einem regulären Kurs an dich gestellt würden. Mach dich darauf gefasst, dass du:

  • regelmäßig im Online-Klassenraum und den dazugehörigen Foren partizipierst
  • mit deinen Kommilitonen zusammenarbeitest
  • Fristen für Aufgaben und Prüfungen einhalten musst
  • eine große Portion an Selbstdisziplin brauchst.

Wenn du nicht bereit bist, diese Anforderungen zu erfüllen, dann wirst du wahrscheinlich kein sehr erfolgreicher Onlinelerner werden.

3) Erste Schritte auf der Plattform

Nachdem du dich für den Kurs deiner Wahl registriert hast, solltest du dich kurz mit der Plattform vertraut machen. In der Regel ist die Funktionsweise der Plattformen leicht verständlich und intuitiv, aber dennoch solltest du sicherstellen, dass du weißt, wie alles funktioniert.

Die meisten Kurse bieten dir die Möglichkeit, dass Kursmaterial und Videos herunterzuladen und ich empfehle dir, dies auch zu tun. Mir hat es geholfen, das Kursmaterial in Unterordern wochenweise zu organisieren.

Nicht nur stellst du damit sicher, dass du auch in Zukunft Zugang zu deinen Materialien hast, sondern kannst auch weiterlernen, falls deine Internetleitung streikt oder du keinen Zugriff auf das Internet hast. Auch empfiehlt sich ein Lesezeichen für den Kurs sowie für die Teilnehmerforen.

4) Deine Lernumgebung

Egal, ob du in der Bibliothek, deinem Wohnzimmer oder unterwegs studierst, solltest du sicherstellen, dass du eine optimale Lernumgebung hast. Unterschätze nicht den Einfluss deiner Umgebung auf dein Lernergebnis.

Stelle sicher, dass du konzentriert und ohne Unterbrechungen arbeiten kannst, indem du einen ruhigen Raum findest, in dem dich niemand stört. Stelle sicher, dass dein Handy lautlos ist oder schalte es am besten ganz aus.

Handys und Facebooks sind Konzentrationskiller und führen zu einer uneffektiven Sägeblattkonzentration, die häufig dazu führt, dass du am Ende nur noch auf dein Handy schaust. Lasse auch deine(n) Freund/in, Eltern oder sonstige Mitbewohner wissen, dass du für die nächste Zeit nicht gestört werden willst.

Niemand würde auf die Idee kommen, an einer Uni in einen Kurs reinzuplatzen und dich abzulenken, oder? Das gleiche Prinzip gilt hier.

5) Definiere deine Lernziele

Um sicherzustellen, dass du das Meiste aus deinem Online-Kurs heraus holst, solltest du deine Lernziele definieren, damit du immer im Blick behältst:

  1. Warum du diesen Kurs besuchst und
  2. Worauf du dich konzentrieren solltest

Deine Lernziele sind eine gute Roadmap für dein Online Lernen.

Studiere den Lernplan und notiere dir, welche Themen besonders relevant und wichtig für dich sind. Stelle sicher, dass du dich besonders intensiv mit diesen befasst und sorgfältig die erforderten Aufgaben erledigst. Häufig gibt es ein Abschlussprojekt oder eine Zwischenprüfung. Es empfiehlt sich, dich bereits jetzt mit ihnen auseinanderzusetzen, damit du weißt was auf dich zukommt und du ausreichend vorbereitet bist.

6) Stelle einen Lernplan auf

Der Lernplan ist einer der wichtigsten Schritte für eine erfolgreiche Teilnahme an einem Online-Kurs. Leider wird dieser häufig kläglich vernachlässigt.

  • Benutze ein effektives Kalender System: Online Lernen braucht viel Struktur. Struktur, um die man sich selbst kümmern muss und die ein regelmäßiges Arbeiten sicherstellt. Sobald du deinen Kursplan hast, stelle einen Lernplan für dich auf. Lege eine bestimmte Zeit in der Woche fest, an denen du den Kurs besuchst, die neuen Materialen lernst und an den Diskussionsforen teilnimmst. Trage alle Abgabetermine für Aufgaben und Prüfungen ein und blocke Zeiten in deinem Kalender, um dich vorzubereiten oder die Arbeiten fertig zu stellen.
  • Plane vorausschauend: Wenn du deinen Kalender pflegst, solltest du möglichst vorausschauend planen. Bedenke mögliche Faktoren, die dich daran hindern könnten, in einer gewissen Woche dem Kurs nicht zu folgen, weil du keine Zeit haben wirst. Vielleicht bist du auf einem Workshop, im Urlaub oder hast eine Deadline für ein wichtiges Projekt.
  • To-Do-Listen: Starte in deine neue Woche, indem du To-Do-Listen für Aufgaben erstellst, die du in dieser Woche erledigen musst. Dies ist eine gute Angewohnheit, die nicht nur auf das Online Lernen zu trifft, sondern auf nahezu alle Lebensbereiche.
  • Setze dir Zeitlimits: Bevor du anfängst zu lernen, schätze wieviel Zeit du brauchst, um die Aufgabe zu erledigen. Egal ob du etwas lesen musst, eine Aufgabe erledigst oder ein Video schaust. Versuche dich an deine Zeitlimits zu halten. Wenn du merkst, dass du zwar laut deinem Kalender etwas machen musst, aber du keine Konzentration hast, dann macht es Sinn die Aufgabe wie einen Termin zu verschieben. Zwinge dich jedoch dazu, niemals in die nächste Woche zu verschieben, damit du in deinem Zeitplan bleibst.
  • Halte dich an deinen Zeitplan: Prokrastination und Verschieberities sind die schlimmsten Feinde des Onlinelerners, also halte dich an deine Termine und falle im Material nicht zurück. Die Chance ist groß, dass du mit einem wachsenden Berg an aufgeschobener Arbeit auch die Lust verlierst. Iversity bietet gerade einen Kurs gegen die Prokrastionation an. Vielleicht ist das ein guter Einstieg für dein erfolgreiches Online Lernen.

7) Wiederhole regelmäßig

Du solltest die Kursmaterialien regelmäßig wiederholen, damit du den maximalen Nutzen und ein langfristig Ergebnis für dich erzielst. Nicht nur verinnerlichst du das gelernte Material, sondern trainierst gleichzeitig auch dein Gedächtnis.

Zusammenfassungen, Karteikarten, MindMaps und andere Lernmittel werden dir helfen, das Material zu internalisieren und einen lebenslange Nutzen daraus zu ziehen. Wenn du dich für Lerntechniken interessiert, dann schau doch mal in meinem großen Lerntechniken-Artikel vorbei.

8) Beteilige dich an den Online-diskussionen

Online Lernen bedeutet nicht, dass du alleine lernst. Nahezu jeder Kurs bietet interne Foren zum Austausch zwischen den Lehrkräften und den Studenten an. Manche Kurse erwarten eine regelmäßige Teilnahme, andere stellen es frei.

Du solltest in jedem Fall teilnehmen! Der Austausch mit anderen Studenten, über die im Kurs gelernten Materialen, wird deine Lernerfahrungen und den Lernerfolg erheblich steigern. Außerdem motiviert es, wenn man im regelmäßigen Kontakt mit seinen Kommilitonen steht.

Manchmal kannst du mit deinen Mitstudenten auch über soziale Medien in Kontakt treten und außerhalb der Kursgruppen miteinander reden oder eine Lerngruppe bilden. Die Foren sind natürlich auch sehr hilfreich, wenn bei dir Fragen aufkommen, die du dir selbst nicht beantworten kannst. Sei nicht schüchtern. Fragen sind ein zentraler Punkt des Lernens und die Kurse & Lehrkräfte sind dafür da, dass du alle deine Frage beantwortest bekommst.

TIPP: Überzeuge einen Freund/in auch an deinem Kurs teilzunehmen. Dies steigert die Wahrscheinlichkeit, das du ihn erfolgreich abschließt, denn ihr könnt euch gegenseitig motivieren und kontrollieren. Außerdem bringt es einfach mehr Spaß.

9) Bleibe motiviert

Unterschätze nicht, wie schwierig es ist, langfristig am Ball zu bleiben und motiviert weiter zu lernen. Wenn du dich dabei erwischt, dass du deine Motivation verlierst, dann:

  • Vergiss niemals den Grund, warum du den Kurs besuchst. Nichts motiviert mehr als ein klar definiertes Ziel vor Augen zu haben.
  • Habe ein paar Snacks & Leckereien griffbereit, damit deine Energiekurve oben bleibt. Geheimtip: Kaugummis. Studien haben ergeben, dass Kaugummi kauen, die Konzentration erheblich erhöht.
  • Akzeptiere, dass du produktive und unproduktive Tage hast. Lerne damit umzugehen, notiere dir deine produktiven Zeiten und versuche in diesen Zeiten zu lernen/arbeiten.
  • Belohne dich mit einer Kleinigkeit, wenn du eine Aufgabe oder Woche erledigt hast.
  • Behalte eine positive Einstellungen und habe Spaß an der Sache. Alles wird dir leichter fallen, wenn du mit Freude an der Arbeit bist.

10) Wende das Gelernte an

Den meisten Nutzen, wirst du aus deinen Online-Kursen ziehen, wenn du das Gelernte (sofort) anwendest. Du hast deinen Kurs mit einem eindeutigen Ziel belegt und somit weißt du, wofür du das Wissen verwenden möchtest.

Nehmen wir als Beispiel, dass du einen Kurs über erfolgreiches Bloggen teilnimmst, dann solltest du nach jeder Lektion das Wissen direkt anwenden. Damit stellst du sicher, dass du das gelernte Material verstanden hast, verinnerlichst es gleichzeitig und kommst deinem Ziel Schritt für Schritt näher.

Mein Fazit zu Online-Kursen

Online-Kurse sind eine großartige Möglichkeit, sich vergleichsweise kostengünstig und bequem weiterzubilden. Dennoch sollte man sich im Klaren darüber sein, dass bequem nicht einfach bedeutet. Du wirst neben Zeit, eine gute Portion Selbstdisziplin und Motivation brauchen, um das Meiste aus deinen Onlinekurse rauszuholen.

Der wichtigste Punkt ist ein eindeutiges “Warum?” vor Augen zu haben. Warum besuche ich diesen Kurs? Inwieweit hilft dieser Kurs meinem Ziel näher zu kommen? Wie wird er mein Leben verbessern? Wenn du zusätzlich noch einen guten Lernplan hast (an den du dich hältst), dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Sollten bei dir irgendwelche Fragen offen geblieben sein oder möchtest du dich über ein spezielles Thema informieren? Dann hinterlasse einen Kommentar und ich werde versuchen dir so schnell wie möglich zu antworten. Ich hoffe, dass ich dir ein wenig weiterhelfen konnte und danke dir für deine Aufmerksamkeit.

Gastautor Julius

Über den Autor:

Nach einer kurzen Stipvisite in der 9 to 5 Welt schmiss Julius seinen Job, um seinem Kindheitstraum zu folgen: Indiana Jones zu werden. Artefakte gräbt er zwar nicht aus, aber von Rindertreiben in Australien über Surfen in Hawaii zu gebratener Blauqualle in China hat er eigentlich schon alles einmal ausprobiert. Auf seiner Seite Performance Hacking schreibt er über Lifehacking, denn “irgendwas kann man immer optimieren.” Julius ist besessen von der Idee, dass man mit weniger Input mehr Output erreichen kann.

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