Online Arbeiten [4/15]: Mit Dropshipping Produkte verkaufen, ohne sie zu besitzen

Von Sebastian Kuehn

Verkaufe Ware von einem Großhändler in deinem eigenen Online-Shop, ohne dabei ein finanzielles Risiko einzugehen. Mit Dropshipping kannst du als Online-Händler komplett ortsunabhängig arbeiten. Aber wie nachhaltig ist dieses Geschäftsmodell?

In dieser Artikelserie schauen wir uns digitale Geschäftsmodelle an, die du von überall auf der Welt betreiben kannst. Vielleicht klingt das im ersten Moment unlogisch, aber auch der Handel mit physischen Produkten gehört dazu.

Danke Dienstleistern, die von der Lagerhaltung über Inventar und Versand die komplette Logistik übernehmen, funktioniert Online-Handel ortsunabhängig. Als Dropshipper verkaufst du bestehende Ware weiter, mit Private Labeling erschaffst du eine exklusive Produktmarke und als Produzent wirst du zum Hersteller deiner eigenen Artikel.

Sowohl für die Erbringung von Dienstleistungen als auch beim Verkauf digitaler Produkte brauchst du eine Expertise und Zugang zu einer Zielgruppe. Beides spielt beim Online-Handel nur eine untergeordnete Rolle.

Wichtig bei diesem Geschäftsmodell sind vor allem deine Fähigkeiten in der Marktanalyse, der Produktgestaltung und dem Handelswesen. Du musst in der Lage sein, ein bisher unbefriedigtes Bedürfnis von Verbrauchern mit einem neuen Angebot zu erfüllen. Außerdem brauchst du ein Verständnis für die Preiskalkulation von Handelsware.

Das Umsatzpotenzial bei physischen Produkten ist bei entsprechend hoher Nachfrage groß. Gleichzeitig gehst du mit Vorabinvestitionen in die Ware aber auch ein finanzielles Risiko ein. Eine risikoarme Option ist Dropshipping, bei der du als Zwischenhändler die Produkte erst einkaufst, nachdem eine Bestellung in deinem Online-Shop eingegangen ist.

Als Dropshipper wird ein Lieferant bezeichnet, der in deinem Namen Ware ausliefert. Du vertreibst physische Produkte, hast diese aber nicht auf Lager. Die komplette Abfertigung von Verpackung über Versand bis hin zu den Retouren übernimmt der Hersteller. Alles, was du brauchst, ist ein Online-Shop und einen zuverlässigen Lieferanten.

Das Modell funktioniert, weil Hersteller zwar ihr Handwerk der Produktion verstehen, jedoch keine Marketingspezialisten sind. Deshalb geben sie dir einen Teil vom Kuchen ab, wenn du ihre Ware an den Mann bringst.

Das Ganze läuft in der Praxis wie folgt ab: Sobald ein Kunde über deinen Online-Shop etwas kauft, bestellt er den Artikel unwissentlich bei einem Hersteller oder Großhändler (dem Dropshipper). Die eingegangene Bestellung leitest du an den Dropshipper weiter, der die Ware aus dem Lager holt, verpackt und in kürzester Zeit versendet.

Erst nachdem du von deinem Kunden bezahlt wurdest, kaufst du das Produkt vom Dropshipper. Dieser belastet deine Kreditkarte automatisch mit dem Handelspreis zuzüglich Versandkosten oder rechnet monatlich ab. Sobald du die Tracking Nummer der Lieferung erhalten hast, leitest du diese Information per E-Mail an deinen Kunden weiter.

Bis auf die Rücksendeadresse für Retouren bleibst du als Verkäufer in der gesamten Lieferkette unsichtbar. Auf der Kundenrechnung steht lediglich dein Kontakt für den Kundenservice.

Erste Schritte für Dropshipper

Es gibt zwei Ansätze, um ins Dropshipping einzusteigen. Erstens, du hast bereits ein Produkt im Kopf, das du vertreiben möchtest und suchst dementsprechende Lieferanten. Oder, zweitens, du findest gute Dropshipper und wählst aus deren Produktkatalog die vielversprechendsten Angebote heraus.

Vielleicht funktioniert für dich auch ein Mischmodell. Überlege dir, für welchen Markt und welche Produktkategorie du eine Affinität hast. Gehe dann auf Lieferantensuche, ohne dich zu diesem Zeitpunkt bereits in ein konkretes Produkt verliebt zu haben. Der Erfolg beim Dropshipping liegt letztendlich vor allem in der Kalkulation von Handelsspannen.

  1. Lieferantensuche: Nachdem du dich für eine Produktkategorie entschieden hast, suchst du Großhändler über Google, in Verzeichnissen oder auf Messen.
  2. Produktauswahl: Lasse dir eine Preisliste schicken und entscheide dich für die Artikel, die du verkaufen möchtest.
  3. Online-Shop: Erstelle aussagekräftige Produktlistings mit hochwertigen Fotos in deinem Shop auf der eigenen Seite oder bei einem Drittanbieter wie Shopify.
  4. Vermarktung: Bewerbe deine Angebote über Werbeanzeigen, Kooperationen mit anderen Anbietern oder werbewirksame Aktionen für deine Zielgruppe.

1. Lieferantensuche

Der Knackpunkt bei diesem Geschäftsmodell liegt in der Auswahl eines geeigneten Dropshippers. Bevor du einen Großhändler kontaktierst, brauchst du ein Gewerbe, da diese nur Geschäfte mit Businesspartnern machen.

Einige Einzelhändler stellen sich als Dropshipper dar, berechnen aber höhere Preise als Großhändler. Legitime Anbieter erkennst du daran, dass sie keine monatlichen oder produktbezogenen Gebühren verlangen und nicht selbst an den Endverbraucher verkaufen.

Was durchaus vorkommen kann, ist die Forderung nach einer Kaution, womit der Großhändler sichergehen will, dass er keine Zeit mit dir verschwendet. Du könntest Ware auch direkt vom Produzenten beziehen, musst dann aber häufig Mindestabnahmemengen erfüllen.

Sobald du dich für eine Produktkategorie entschieden hast, begibst du dich auf die Suche nach einem Lieferanten. Über Google wirst du mit der Suche verzweifeln, da die Lieferanten wenig Ahnung von Suchmaschinenoptimierung haben. Lasse dich deshalb auch nicht von dem altmodischen Design der Websites abschrecken.

Besuche Großhändler auf Messen oder kontaktiere sie telefonisch. Alternativ bestellst du einfach ein Produkt bei der Konkurrenz und googelst die Rücksendeadresse. Eine andere Möglichkeit für die Lieferantensuche sind Händlerverzeichnisse, die gegen eine Gebühr verkauft werden. Solltest du keine Zeit haben oder die Nerven beim Suchen verlieren, kann das eine gute Investition sein.

Frage dann ein paar Dropshipper nach deren Preisliste für das Produktportfolio, ob Bestellungen über eine XML-Schnittstelle oder zumindest per E-Mail entgegengenommen werden und ob du einen direkten Ansprechpartner bekommst. Wenn du den Lieferanten von deinem Shop überzeugt hast, öffnet er für dich einen Dropshipping-Account, über den du in Zukunft bestellst.

2. Produktauswahl

Bei der Auswahl der einzelnen Produkte kommt es auf die Komplexität, Größe, Verfügbarkeit und den Preis an. Bevor du dich für ein konkretes Produkt entscheidest, denke zunächst über Kategorien nach.

Abhängig von der Kaufkraft deiner Zielgruppe sollte sich der Verkaufspreis zwischen 50 und 200 Euro bewegen. Ein höherer Preis, bedeutet in der Regel eine niedrigere Marge.

Je komplexer ein Produkt ist, desto unwahrscheinlicher ist ein Kauf im Internet. Kleine, wenig erklärungsbedürftige Artikel werden eher online gekauft und sind günstiger im Versand. Sehr gut sind Dinge, die in lokalen Geschäften schwer zu finden sind.

Die besten Kunden sind Unternehmen, da sie auf Firmenkosten in großen Mengen bestellen. Weitere aussichtsreiche Kategorien sind Hobbyartikel und Verbrauchsgüter, die immer wieder nachbestellt werden.

3. Online-Shop

Sobald du dich für Artikel entschieden hast, die du verkaufen möchtest, geht es an die Präsentation. Erstelle aussagekräftige Produktlistings mit hochwertigen Fotos in einem Shop auf der selbst gehosteten Seite oder bei einem Drittanbieter.

Für die technische Umsetzung mit einem professionellen Online-Shop ist Shopifydie erste Anlaufstelle. Die kostengünstige Alternative, die gleichzeitig mit mehr Aufwand verbunden ist, besteht in einem eigenen Shop ohne direkte Händlerschnittstelle. Eine Do-it-yourself-Option ist WooCommerce.

Sorge dafür, dass die Lieferkette vom Eingang der Bestellung bis zur Lieferung der Ware reibungslos funktioniert. Mit dem Addon Oberlo für Shopify kannst du über eine Schnittstelle Produkte von Lieferanten importieren, Lagerbestände aktuell halten und Bestellungen automatisch weiterleiten. Denke auch an die Bestellbestätigungen per E-Mail, deinen Kundenservice und die Rechnungsstellung.

Fallstudie: Frank verkauft Anzuchtsets für Hobbygärtner

Frank liebt es, sich an den Wochenenden seinem Garten zu widmen. Er genießt es, neben der Arbeit am Computer etwas Handfestes zu machen. So geht es auch vielen anderen Menschen in Franks Umfeld, weshalb er beschließt, nebenbei einen kleinen Online-Handel zu starten.

Im Internet recherchiert er nach Haus- und Gartenmessen in der Umgebung. Dort spricht er mit Dutzenden Großhändlern, die Anzuchtsets mit Erde, Samen, Dünger und Töpfen anbieten. Letztendlich findet er einen großen Lieferanten, der sich auf einen Dropshipping-Deal einlässt. Er fordert von Frank lediglich, sich zu einer Mindestabnahmemenge von 500 Euro zu verpflichten.

Das Risiko ist er bereit, einzugehen. Zurück zu Hause eröffnet er in wenigen Stunden einen Shop bei Shopify, füllt diesen mit Produktbeschreibungen und lässt von einem professionellen Produktfotografen Bilder von dem Sample machen, das er von der Messe mitgebracht hat.

Um sich von größeren Wettbewerbern abzusetzen, schreibt er mit Hilfe eines Texters einen umfangreichen Ratgeber zur Anzucht von Kräutern und Gemüse auf dem heimischen Balkon. Nach nur zwei Wochen startet der Verkauf, den er über Facebook-Werbeanzeigen und den Versand von kostenfreien Produktproben an relevante Blogger ankurbelt.

4. Vermarktung

Bewerbe deine Angebote über Werbeanzeigen, Kooperationen mit branchenfremden Anbietern oder werbewirksame Aktionen für deine Zielgruppe.

Da du die Produkte nicht exklusiv vertreibst, läufst du Gefahr, dich in Preiskämpfe mit anderen Verkäufern zu begeben. Wenn dein einziger Wettbewerbsvorteil im Preis besteht, wirst du mit Amazon & Co nicht lange mithalten können.

Um dich von der Konkurrenz abzusetzen, solltest du den Wert deiner Angebote durch zusätzliche Anleitungen, Videos zur Benutzung oder einen Premium-Support erhöhen.

Um den Preiskampf zu vermeiden, sollte es dein Ziel sein, eine Marke mit hohem Wiedererkennungswert aufzubauen. Glänze durch außergewöhnlichen Kundenservice, einen modernen Online-Shop oder Anleitungen, die sich Interessenten kostenlos bei dir herunterladen können.

Hast du dir solch einen Wettbewerbsvorteil erarbeitet, denke über ein eigenes Produkt nach. Ein Angebot, das für deine Zielgruppe spannend wäre, es aber so noch nicht auf dem Markt gibt.

12 Ideen für Dropshipper

  • Haustierartikel für den Winter
  • Shop für Bettwanzenabwehr
  • Organizer für Elektronikzubehör
  • Leuchtende Katzenhalsbänder
  • Thermobecher ohne BPA
  • Bunte Eierbecher
  • Rattan-Gartenmöbel
  • Adapter für das MacBook
  • Zeichenpapier für Künstler
  • Nahrungsergänzungsmittel
  • Küchenzubehör aus Edelstahl
  • Aufblasbare SUP-Boards

Weiterführende Ressourcen

Hat dir der Beitrag geholfen? Es ist der vierte Teil einer Artikelserie zu ortsunabhängigen Geschäftsmodellen. Neben dem Dropshipping gibt es natürlich viele weitere Möglichkeiten, um online zu arbeiten. Regelmäßig erscheint ein neuer Artikel zu dieser Reihe.

Wenn du jetzt schon herausfinden möchtest, welches Geschäftsmodell zu dir passt, mache den folgenden Test. Lasse uns gerne in den Kommentaren wissen, was dein Ergebnis ist und ob es zu dir passt.