Online Arbeiten [11/15]: Communitys als ortsunabhängiges Geschäftsmodell

Gemeinschaften vernetzen Menschen mit einer ähnlichen Wertebasis, die ein gemeinsames Ziel erreichen wollen. Wie Infoprodukte, sind kostenpflichtige Online Communitys dann eine sinnvolle Ergänzung des Angebotsportfolios, wenn du bereits treue Kunden oder Leser hast.

In der einfachsten Form sind solche geschlossenen Bereiche Foren, Lern-Plattformen oder private Facebook-Gruppen, in denen sich die Mitglieder zu einem Thema austauschen.

Eine Community als nachhaltiges Geschäftsmodell beinhaltet neben Forum und Chat noch weitere Angebote wie regelmäßige Webinare, Videokurse, Offline-Veranstaltungen, organisierte Mastermind-Gruppen oder Jobboards. Geld verdienst du dabei über eine monatliche Mitgliedschaftsgebühr, was die Einnahmen gut planbar macht.

Drei Jahre lang habe ich als Ort zum Austausch für meine Leser eine eigene Online-Community betrieben. Nach einer Weile begann ich damit, zusätzlich zu der kostenlosen Mitgliedschaft eine kostenpflichtige Premium-Variante anzubieten, um die steigenden Ausgaben für Hosting, Plugins und Mitarbeiter zu decken.

Das funktionierte weniger gut, da sich die Mitglieder an die frei zugänglichen Inhalte gewöhnt hatten und jetzt nicht verstanden, warum sie für Zusatzangebote bezahlen sollten. Letztendlich sah ich die Community als Service für meine Zielgruppe, die ich dadurch stärker an meine Marke binden konnte.

Technisch umgesetzt war der Mitgliederbereich auf einer WordPress-Seite mit der Foren-Lösung bbPress und vielen weiteren Plugins, die ich mit Hilfe eines Programmierers integrierte.

Zwei Dinge würde ich heute anders machen. Erstens, von Beginn an eine kostenpflichtige Mitgliedschaft. Zweitens, anstelle der selbstgebastelten Variante eine bestehende Community-Plattform wie Mighty Networks oder Invision nutzen.

Um Synergien zu schaffen und das hohe Zeitinvestment finanziell rechtfertigen zu können, bin ich Anfang 2017 ins Team des Citizen Circle eingestiegen. In dieser Community für ortsunabhängige Unternehmer bezahlen Mitglieder jeden Monat einen festen Beitrag, weshalb sie fairerweise ständig neue Inhalte erwarten.

Das liefern wir in Form von einem moderierten Forum und Slack-Chat, regelmäßigen Online-Workshops, Mastermind-Gruppen, halbjährlichen Konferenzen und Lokaltreffen in großen deutschen Städten. Meine Erfahrung mit Communitys ist, dass die Arbeit mit Gleichgesinnten wahnsinnig erfüllend ist, der Zeitaufwand aber nicht unterschätzt werden darf.

Erste Schritte für Communitys

  1. Wertebasis: Schaffe eine gemeinsame Identität, auf deren Basis sich Mitglieder deiner Gemeinschaft zugehörig fühlen. Wer ist dein idealer Kunde?
  2. Problemlösung: Arbeite den Nutzen heraus. Warum hilft die Community bei der Erreichung eines Ziels, das der Einzelne nicht so leicht kann?
  3. Mitgliederbereich: Überlege dir, welche Funktionen deine Mitglieder für den bestmöglichen Austausch benötigen, und suche eine technische Lösung.
  4. Onboarding: Du brauchst einen Prozess, der Neumitgliedern erklärt, wie die Community funktioniert und ihnen ein Zugehörigkeitsgefühl verschafft.
  5. Management: Auch wenn die Mitglieder sich untereinander helfen sollen, braucht es Community-Manager, die aktives Engagement zeigen.

1. Wertebasis

Der Knackpunkt für eine funktionierende Gemeinschaft ist das Zugehörigkeitsgefühl. Du musst klar definieren, wer dein ideales Mitglied ist. Wenn es kein gemeinsames Ziel und ähnliche Werte gibt, ist es nur eine lose Ansammlung von Menschen, ohne das so wichtige Wir-Gefühl.

Dabei solltest du nicht der Anführer der Gruppe sein, sondern dich vielmehr in der Rolle des Moderators sehen, der den Austausch anregt. Schaffe eine Identität, auf deren Basis sich Mitglieder deiner Gemeinschaft zugehörig fühlen.

2. Problemlösung

Deine Community muss dabei helfen, ein Problem zu lösen, das der Einzelne nicht oder nicht so einfach bewältigen kann. Durch den Austausch und das Netzwerk kommen Mitglieder also schneller zum Ziel. Arbeite den Nutzen heraus. Wie hilft die Gemeinschaft dem einzelnen Mitglied?

Fallstudie: Anna startet eine Speaker-Community

Durch die Arbeit mit ihren Coachingklienten hat Anna festgestellt, dass sie alle ähnliche Herausforderungen haben. Die Speaker sind in der Regel Einzelkämpfer, die sich wenig mit Gleichgesinnten austauschen. Anna erkennt, dass ihre Kunden von Gesprächen über Auftraggeber, Gagenverhandlungen und Best Practices auf der Bühne profitieren würden.

Über die Softwarelösung Mighty Networks richtet sie einen Mitgliederbereich ein, in dem es ein Forum, einen Chat und eine Weltkarte mit Standorten aller Mitglieder gibt. Außerdem plant sie regelmäßige Vor-Ort-Treffen in großen deutschen Städten und organisiert thematische Mastermind-Gruppen zum Austausch via Videotelefonie. Ihren Onlinekurs für Speaker stellt sie den Mitgliedern kostenlos zur Verfügung.

Da Anna von dem Mehrwert ihrer Community überzeugt ist, bietet sie Neumitgliedern den ersten Monat für den symbolischen Preis von einem Euro an, bevor die Gebühr im zweiten Monat steigt. Ihr Onboarding-Prozess hilft den Neuen dabei, sich in der Gemeinschaft sofort wohl zu fühlen, sodass die Kündigungsrate niedrig bleibt.

Nachdem im ersten Jahr sehr viel persönlicher Input von Anna nötig war, entwickelt die Community mit steigenden Mitgliederzahlen ein dynamisches Eigenleben, in das sie nur noch punktuell eingreifen muss.

3. Mitgliederbereich

Bevor du dich an die technische Umsetzung der Mitgliederseite machst, überlege, welche Funktionen die Mitglieder für den bestmöglichen Austausch benötigen. Ein Forum und ein Chat sind meist sinnvoll. Dazu noch eine Karte? Ein schwarzes Brett? Eine Expertisenbörse?

Je nach deinen Anforderungen wählst du eine fertige Community-Plattform wie Mighty Networks aus oder erstellst dir mit einzelnen Komponenten wie buddypress einen individuellen Mitgliederbereich. Meine Empfehlung ist ganz klar, eine bestehende Lösung zu verwenden, die ständig weiterentwickelt wird. Vielleicht reicht dir für den Anfang sogar eine Facebook-Gruppe?

4. Onboarding

Bevor du erste zahlende Mitglieder gewonnen hast, brauchst du einen Onboarding-Prozess. Darin erklärst du den Neuen, wie sie deine Community am sinnvollsten für sich nutzen. Das Onboarden wird einfacher, wenn du nicht durchgehend geöffnet hast, sondern nur einmal im Quartal Neumitglieder aufnimmst. Damit gibst du gleichzeitig Bestandsmitgliedern das Gefühl, unter sich zu sein.

5. Management

Die Arbeit ist dann nicht vorbei, denn auch wenn sich die Gemeinschaft untereinander helfen soll, benötigt es ein aktives Community Management, das Fragen beantwortet und inaktive Mitglieder zum Austausch ermutigt. Der oder die Community Manager sind Ansprechpartner für Neumitglieder, moderieren das Forum und vernetzen Mitglieder, die voneinander profitieren könnten.

Neben den Mitgliedschaftsgebühren bieten vor allem Veranstaltungen wie Konferenzen oder Workshops und Kooperationen mit Unternehmen weiteres Umsatzpotenzial. Du bist als Zielgruppenbesitzer sehr interessant für andere Anbieter in deiner Nische, was du vermarkten kannst.

Durch die Nähe zu deiner Zielgruppe weißt du außerdem ganz genau, welche Problemlösungen sie sich in welchem Format wünschen. Für diese Bedürfnisse schaffst du Zusatzangebote.

12 Ideen für Communitys

  • Porsche-Fahrer
  • Rosenzüchter
  • Amateur-Springreiter
  • Expats in Dubai
  • Freiberufliche Journalisten
  • Franchisegeber
  • Mallorca-Liebhaber
  • Romanautoren
  • Bulimiekranke
  • Rentner in Thailand
  • Ukulele-Spieler
  • Daytrader

Weiterführende Ressourcen

Hat dir der Beitrag geholfen? Es ist der elfte Teil einer Artikelserie zu ortsunabhängigen Geschäftsmodellen. Neben Online-Communtys gibt es natürlich viele weitere Möglichkeiten, um online zu arbeiten. Regelmäßig erscheint ein neuer Artikel zu dieser Reihe.

Wenn du jetzt schon herausfinden möchtest, welches Geschäftsmodell zu dir passt, mache den folgenden Test. Lasse uns gerne in den Kommentaren wissen, was dein Ergebnis ist und ob es zu dir passt.


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