Ondits Geschichten – Irgendwo im Wald

Ondit kennt als Geruecht allerhand Gesocks in der SpielWelt und nahezu jeden Winkel. Heute gibt es die naechste skurrile Kuriositaet, von dem schon viel gemunkelt wurde in finsteren Naechten, Irgendwo in der SpielWelt,

Irgendwo im Wald

Ondit-neu

Irgendwo im Wald des Nachts, wo kein menschliches Auge je gewesen.

Irgendwo im Wald des Nachts zur Stunde der Ewigkeit, wo Traum die Wirklichkeit wird.

Irgendwo im Wald, in diesem Wald

lebt …

Der kleine Ehemann

Es ist bereits dunkel und finster um uns, als wir das zu Hause vom kleinen Ehemann erreichen. Obwohl, bei genauerem Betrachen, zu Hause konnte das hier niemand nennen. Es war kein Haus, in dem der kleine Ehemann lebte, es war auch kein finsteres Loch, mitnichten der Hades – es kam einer Hoelle schon bedeutend nahe. Dennoch war es irgendwie ganz anders. Es war eine Halle der ewigen Verdammten, aber diese Halle bestand aus Baeumen und befand sich mitten im Wald. Unzaehlige Wanderer kamen hier schon vorbei, auch mitten hindurch. Aber fuer blinde Augen derer, die nicht sehen, fuer taube Ohren derer, die nicht hoeren und fuer stumme Stimmen derer, die nicht sprechen, bleibt dieser Ort für immer verschlossen. Dem kleinen Ehemann begegnete niemand, der blind, stumm und taub war, dem kleinen Ehemann begegnete nur – seine Frau.

Muerrisch und unzufrieden raeumte die betagte Dame mit den grauen hochgestecken Haaren die Hinterlassenschaften der gestrigen Katastrophe fort. Gewuettet hatten sie, ein regelrechtes Schlachtfest veranstaltet, das Haus in Schutt und Asche gelegt und alles nur zu so einem lausigen Jubilaeum, wie das zwanzigtausendjaehrige Firmenbestehen. Nun gut, zugegeben, fuer einen Menschen mag das alles sehr unglaublich klingen, denn welche Firma bestand schon mit Einfuehrung der Zeitrechnung, aber fuer die Firma ihres kleinen Ehemannes war das noch ueberhaupt kein biblisches Alter. Jahrtausendelang hatte die Firma bereits ueberdauert, Plagen und Apokalypse ueberstanden, Pest und Flut ueberlebt und war heute beinahe das wertvollste Unternehmen des Universums. So eine Zuwachsrate an Kunden hatte es in der Geschichte noch nie gegeben, wie im modernen 21. Jahrhundert. Ihr Goettergatte kam gar nicht mit Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen nach. Aber Zeit zum Feiern und zum Saufen, ja, die hatte er immer. Nun ja, seine Firma ist nicht gerade die Groeßte im Universum – zumindest nach Maßstaeben seiner Frau, sie ist eher erstaunlich klein im Vergleich zur groeßeren Konkurrenz auf dem Gebiet der Katastrophen und der Gesellschaft der Tode. Mit argwohn blickte sie manchmal auf ihren kleine Ehemann, der inzwischen mehr Gefallen an Feiern und sich betrinken hatte, statt im Haushalt mit anzupacken. Sodom und Gomera, ein Schlachtfest ohne gleichen, das Haus sah hinter aus wie ein Vulkanausbruch. Ausgerastet war sie bei dem Anblick, ihr wertvolles Porzellan unwiderruflich zerstaert, ihre schoene Einrichtung ruiniert. Und was sagte ihr kleiner Ehemann dazu?

„Du wolltest Doch immer umdekorieren Schnuffi“.

Schwups war er schneller gefluechtet, als sie mit dem Besen ausholen konnte. Wenigstens den Muell haette er doch noch mit rausbringen koennen.

Bei der Feier zur Sintflutexpansion musste sogar eine aus Eis geschnitzte Skulptur in Form der Arche vor dem Haus aufgebaut werden. Ihr kleiner Ehemann und seine Kumpels waren wie die Kinder um das monstroese Kaltgebilde, dass ihr Haus weit ueberragte, getanzt und glotzten um die Wette, ohne zu bemerken, dass die lieben Architekten eine winzige Kleinigkeit uebersehen hatten – die Eisarche an der richtigen Stelle zu platzieren. Eine winzige Vergesslichkeit nur, aber ihre Hanglage bergauf war etwas unguenstig und flutete nach und nach das ganze Haus darunter, als das Eis in den kuschligen 60 Grad, die hier herrschten, zu schmelzen begann. Die Sintflut kam quasi in ihr Haus. Ihr kleiner Ehemann, der handwerklich zwei linke Haende und Fueße hatte, zuckte nur die Schultern.

„Ist doch nicht so schlimm, Schnuffi. Dann sparst Du Dir das Putzen.“

Schnell war er duckend davon geeilt und bugsierte die Architekten gleich mal in die Strafabteilungen. Waere es nach ihr gegangen, haetten sie auf alle Zeit im Vesuv schmoren koennen.

SpielWelv3t-GluehlampeWaehrend der Feier anlaesslich dem Fall Babylons krachte ein monstroeser Turmanbau mitten in das Schlafzimmer und ruinierte ihren wundervollen Flokati. Ueber den Eichenfussboden sagte sie inzwischen nichts mehr, auch nicht ueber das staubige Chaos. Aber ihren unseeligen Flokati? Hatte ihr Volldepp von kleinem Ehemann denn gar kein Taktgefuehl seiner Schwiegermutter gegenueber? Ihr blutete regelrecht ihr Herz, als sie Mutters zerfetze Teile auf dem Boden sah. Es war ein Geschenk zu Ihrer Hochzeit gewesen, gesponnen aus den Wollfaeden der Weberelfen am Rande des Paradieses. Aeusserst seltenes Material, nur noch wenige Exemplare dieser kleinen pelzartigen Elfenrasse lebten. Sie hatte bereits mehrere Versuche gestartet, eine eigene Zuechtung aufzubauen, brachte aber den Fluessigkeitshaushalt nicht in Ordnung. Ihr war vollkommen schleierhaft, wieso diese Tiere innerhalb von Stunden eingingen, obwohl sie quasi im Wasser badeten? Es blubberte auch so seltsam, wenn sie die Tiere waesserte. Aber es half nichts, ihr Flokati, ihr wunderschoener silberner Flokati war dahin, und mit ihm auch ihr Nichtsnutz von kleinem Ehemann. Kaum war der Turm eingefallen, bruellte er nebenan im Wohnzimmer ein

„Raus hier!“ und von draußen noch schnell ein

„… ich liebe Dich Schnuffi.“ ehe er in der Ferne verschwand und seine Feier ins Firmengebaeude verlargerte. Ihr blieb nichts anderes uebrig, als den Truemmerhaufen zu beseitigen, und die Verantwortlichen vom Kaukasusgebirge zerquetschen zu lassen, und zwar ueber eine sehr lange Zeit.

In den ersten Jahrhunderten der menschlichen Zeitrechnung wurden ploetzlich Christenverfolgungen interessant, genug Anlass fuer Ihren kleinen Ehemann, eine Verfolgungsfeier zu veranstalten. Wie die Deppen sind er und seine Freunde durch das ganze Haus gesprungen, um ihren Eventmanagern mit Knueppel und Axt die Schaedel einzuschlagen zur Belustigung aller Gaeste. Und sie? Sie durfte wieder mal Gedaerme und Blut von den inzwischen ramponierten Eichendielen Kratzen, waehrend ihr netter kleiner Ehemann ihr noch liebevoll einen Schaufelschaber reichte, eher er sich mit den Worten, „Das war das letzte Mal, Schatz, versprochen.“ davon machte. Sie schmiss ihm die Schaufel hinterher und bestelle kurzerhand einen Innenausstatter.

Einige Zeit spaeter richtete ihr kleiner Ehemann wieder eine Feier aus. In der Welt wuetete die Pest und er war von dem „Schwarzen Tod“ und seine Methoden so sehr fasziniert, dass er ihm zu ehren gleich eine Feier geben musste.

„Ach Bitte, Schnuffi. Das ist ein politisch wichtiges Ereignis. Wir daerfen da nicht hinten anstehen, wenn alle anderen Firmen mit ihm schon Geschaefte machen. Stell Dir mal vor, was Du Dir alles kaufen kannst, wenn wir uns seine Kunden sichern kaennen! Tausende Flokati und eine groeßere Villa.“

Er laechelte auf seine charmanteste Art und Weise, die sein rundliches Gesicht zu lies, und setzte seinen treuen Hundedackelblick auf. Widerwillig konnte sie ihm einfach nicht widerstehen, auch wenn sie die naechste Katastrophe fuerchtete.

„Also gut, aber nur dieses eine Mal noch.“

Vergnuegt wie ein kleiner Schuljunge drueckte er ihr einen Kuss auf die Wange, wobei er sich dazu auf die Zehenspitzen stellen musste, kuschelte sich fest an ihre Brust und eilte lachend davon. Kopfschuettelnd schaute sie ihren kleinen Ehemann an und seufzte. Denn es wurde auch dieses Mal eine Katastrophe – die groeßte bisher.

Der schwarze Tod hatte wohl etwas missverstanden, oder der kleine Ehemann hatte seine Einladungen wie ueblich nicht besonders leserlich verschickt. Alles war perfekt organisiert von ihr, denn er war organisatorisch eine Niete und wuerde ohne sein braves Eheweib wie ueblich in der Klemme sitzen. Alle Gaeste saßen auf ihren Platz und warteten auf ihren Ehrenbesuch, den schwarzen Tod. Er lies sich allerdings lange Zeit nicht blicken und als er auftauchte murmelte ihr kleiner Ehemann tausend Mal von einer Entschuldigung und legte sich so ins Zeug, um ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Bis spaet abends war das Fest nach seinem Erscheinen die großartigste Feier, die es bis dato gab. Selbst seine Frau entspannte sich zusehends, je spaeter der Abend ohne Unglueck ueber die Buehne ging. Dann, als niemand mehr damit gerechnet hatte, geschah es. Es war kurz vor Mitternacht, ihr kleiner Ehemann unterhielt sich schon angeheitert mit dem schwarzen Tod, wie er es denn bewerkstelligte, so schnell diese Kundenanzahl zu erreichen. Da griff der Tod unter seinem dunklen Umhang, holte ein goldenes Kaestchen hervor und stellte es vor sich selbst auf dem Tisch. Eben wollte er noch den Zusammenhalt erklaeren, da hatte der Ungeschickte Ehegatte bereits den Deckel gehoben, um hinein zu sein. Der schwarze Tod schlug sich seine Skeletthand auf die Stirn und schuettelte seinen Schaedel. Aus dem Kaestchen entwich eine schwarze Wolke voller … Muecken. Hungrig und verseucht suchten sie augenblicklich Opfer und machten sich ueber die Gaeste her, mit dem Ergebnis, dass alle mit schwarzen Beulen und stinkenden offenen Eiterwunden nach Hause watschelten. Als ewige Instanz der Weltenordnung wurden sie es alle ueberleben und wie eine kleine Erkaeltung auskurieren, schließlich herrschte in der Welt hinter dem Schleier kein Tod, der war nur fuer die Lebenden zustaendig. Aber es sollte lange Zeit die letzte Feier im Hause des Ehepaares bleiben. Und der kleine Ehemann? Der lag schreiend im Bett und lies sich wie eine Memme von seiner Frau gesund pflegen.

„Aua, das tut so weh. Nicht, nicht so doll Hasi. Ja, ja. Oh, nein, nein, das tut so weh. Ich glaub, ich … muss sterben … buhuuu… “

Mit dem modernen Zeitalter herrschte auch beim kleinen Ehemann der Fortschritt Einzug. Seine Frau hatte ihm bis auf weiteres Feiern verboten und so verbrachte er jede freie Minute mit einer neuen modernen Freizeitbeschaeftigung, dem Krieg spielen. Dazu hatte er sich im Vorgarten verschiedene Schuetzengraeben ausgehoben und Barrieren gebaut. Im Tarnanzug und schwer bewaffnet bis an die Zaehne mit Bazuka, Maschinenpistole und Panzerfaust, lieferte er sich mit seinen Kumpels große Schlachten und Gefechte. Immer wieder stießen sie an ihre Grenzen und so wurde das Kriegsgebiet im Vorgarten staendig erweitert und ausgebaut, um Panzer und sogar eine Luftflotte hinzufuegen zu koennen. Seine Frau betrachtete muerrisch das neue Hobby ihres kleinen Ehemannes und schuettelte immer den Kopf. Wie immer vernachlaessigte er den Haushalt, alles andere und es blieb wie immer an ihr haengen, sich darum zu kuemmern. Er koennte doch wirklich endlich mal den Muell rausbringen oder beim Abspuelen helfen!

Trotz allem Freizeitstress mit Krieg spielen war Essen bei ihm immer noch eine sehr wichtige Lieblingsbeschäftigung. Zumindest sorgte die „Bewegung“ im Freien fuer einen Ausgleich, so dass sein enormer Bauchumfang nicht weiter wuchs. Die liebe Ehefrau riss eben die Haustuere auf und bruellte in ein Mikrofon „Essen“. Aus verschiedenen Lautsprechern aus dem ganzen Vorgarten droehnte ihre Stimme und sie ging schleunigst in Deckung. Kurze Zeit spaeter kam ein lautes Bruellen naeher in Gestalt von ihrem kleinen Ehemann und sieben weiteren Kumpels. Alle in Helm und Montur flitzten sie mit Geschrei durch die Tuer, verputzten in Rekordzeit das Essen, und waren sogleich bruellend wieder verschwunden. Die kleine Ehefrau schuettelte nur den Kopf, schloss leise die Haustuer und wartete im inneren auf die naechste Katastrophe. Die Ideen ihres kleinen Ehemannes bei diesem Spiel wurden immer verrueckter und er hatte wieder so einen irren Glanz in den Augen. Es dauerte auch nicht mehr sehr lange, da bahnte sich bereits das Unheil an.

„Was? In unserem Vorgarten? Niemals!“

„Ach, bitte Schnuffi. Wir muessen mit dem Fortschritt mithalten. Ueberall wird schon nachgeruestet und wir hatten schon sehr lange kein Firmenjubilaeum mehr..“

„Ich sage nein. Du verwuestest nur wieder das Haus oder stellt irgend etwas an!“

„Aber Schnuffi! Krieg ist total angesagt. Er ist so fortschrittlich und raffiniert, alle Welt spricht nur noch von ihm und ich bin sein groeßter Fan. Wir muessen ihn einladen!“ Der kleine Ehemann setzte wieder seinen Hundedackelblick auf. „Ausserdem koennte er Dir die exklusivsten Schmuckstuecke und Ketten aus Gold besorgen, die es derzeit auf dem Markt gibt. Er hat durch seinen Beruf so unglaublich viel … Zugriff auf alles moegliche…“

Sie druckte ein wenig verlegen herum und spielte mit ihren ergrauten Haaren. „Na, ich weiß nicht so recht, hat er den eine gute Qualität?“

„Absolut, das Beste vom Besten, ich verspreche es Dir. Du wirst begeistert sein.“ Siegessicher strahlte er sie an.

Sie gab sich einen Ruck. „Na… also gut. Aber nur noch dieses eine Mal. Und versprich mir, keine Dummheiten zu machen.“

„Verdammteneherenwort.“ Schnell stellte er sich auf die Zehnspitzen und gab ihr einen Kuss, ehe er vergnuegt davon sprang und alle Vorbereitungen traf fuer sein Kriegsschauspiel. Kopfschuettelnd blickte seine Frau ihm nach, ein ungutes Gefuehl im Magen.

Flink und euphorisch hatte der kleine Ehemann alles vorbereitet fuer die Feier zu seinem Ehrengast, und den ganzen Vorgarten umdrapiert. Die Gaeste saßen auf einer Tribuene, die vor dem Haus aufgebaut war und blickten sich erstaunt um. Der Ehrengast war ganz vorne in seiner Ehrenlounge untergebracht, damit er alles ganz genau verfolgen kann. Kellner und Diener saussten zwischen den Gaesten umher und versorgten sie mit allem noetigen. Dann ging es los. Der kleine Ehemann hatte mit seinen Kumpels und verschiedenen anderen Helfern, sagen wir mal Zwangsstatisten, verschiedene Stuecke eingeprobt, die er praesentieren wollte. Los ging es mit einer kleinen Darbietung im Schuetzengraben, gefolgt von einem Panzerballett und dem Hoehepunkt des Abends – die Luftschlacht. Er hatte dafuer extra verschiedene Jagdbomber aufgetrieben, um seinen Gaesten ein unglaubliches Spektakel bieten zu koennen. Seine Frau saß waehrenddessen neben dem Krieg in der Ehrenlounge und verhandelte mit ihm ueber ihre Kettchen, um nicht an die nahende Katastrophe denken zu muessen. Gerade, als sie sich fuer ein Schmuckstueck entschieden hatte, geschah es.

Etwas krachte erneut in ihr Haus. Ein brennender Zeppelin, den ihr Mann mit seinem Militaerbomber abgeschossen hatte, stuerzte ins Dachwerk und setzte die oberen Stockwerke des Hauses in Flammen. Teile des Zeppelins und Hauses fielen auf die Gaeste herab, so dass sie schnellstmoeglich die Flucht ergriffen. Ihr kleiner Ehemann sprach hektisch in sein Funkgeraet:

„Mayday, mayday! Code wuetender Drache, ich wiederhole Code wuetender Drache! Sofortiger Rueckzug!“

Schnell zog er am Himmel mit seinen Kumpels von Dannen, um den Zorn des Drachen zu entgehen. Einzig der Krieg selbst stand von seiner Tribuene auf und applaudierte. Ihm hatte die Show richtig gefallen. Die Ehefrau ergriff die Gelegenheit. „Machen sie mir ein unwiderstehliches Angebot ueber alle Schmuckstuecke.“ Dabei laechelte sie ihn auf ihre charmanteste Art an, die ihr mit ihrem Zahnprotesenlaecheln moeglich war. Im Hintergrund brannte der Dachstuhl aus und es wuerde erneut ein neuer Designer und Architekt ran muessen, um am Haus zu retten, was zu retten war.

Irgendwann mitten in der Nacht schlich der kleine Ehemann in sein Haus. Vorsichtig spaehte er in die Dunkelheit, ehe ihn ein Schlag auf den Kopf traf.

„Aua, was soll denn das … ?“ Seine Frau hatte ihn mit dem Besen erwartet und schwang ihn bedrohlich vor sich her.

„Du nichtsnutziger … !“

„Aa…Aber Schnuffi. Wer konnte denn Ahnen, dass so etwas geschieht?“

Der kleine Ehemann setzte seine Unschuldsmiene auf und zog hinter seinem Ruecken einen großen Strauß Kolibris hervor. Für unwissende sei erklaert, ein Koliblibristrauß ist ein Blumenstrauß weißer Rosen an deren Bluete jeweils ein einzelner Kolibri flatterte. Die Voegelchen waren von dem manipulierten Gift der Rosen apathisch und flogen nie mehr davon. Sie blieben an der Rosenbluete flattern bis sie, nun ja, auf Grund Nahrungsmangel und Erschoepfung tot abfielen, wie die Rosenblaetter. Aber ein Kolibristrauß war der schoenste und wertvollste Blumenstrauß im ganzen Reich. Unsere Ehefrau bekam bei dem Anblick traenen in den Augen. Seufzend nahm sie ihren kleinen Ehemann in den Arm.

„Ach, was mach ich nur mit Dir mein Mausebaerchen.“

Eine zeitlang herrschte Ruhe in dem trauten Heim des kleinen Ehemannes. Er war aeußerst brav und zurueckhaltend und steckte weder das Haus in Brand noch stellte er irgend eine andere Katastrophe an. Seltsamerweise verkroch er sich jedoch seit laengerem in seinem Hobbykellergewoelbe. Nun ja. Das, was ein normaler Mann als Hobbykeller bezeichnete, war meist ein Raum im Keller, wahlweise in Groeßen von Besenkammer bis zu Stube. Unser kleiner Ehemann jedoch beanspruchte ein Gewoelbe, das bequem vier Kathedralen unter den Baumwurzeln Platz bot, als seinen Hobbykeller. So lasst uns hier lieber von einem Hobbykellerreich sprechen. Dort unten, in seinem Reich werkelte er Tag und Nacht und kam nur noch zu seinem wichtigen Essensmalzeiten herauf. Seiner Ehefrau kam das aeusserst verdaechtig vor, denn meistens heckte ihr Mann irgend etwas aus, wenn er sich so zurueck zog. Aber egal wie oft sie ihn im Kellerreich ueberraschte, sie konnte nichts seltsames entdecken. Er spielte einfach Doktorspielchen an ein paar auserwaehlten Kunden seiner Firma. Meistens unfreiwillige Exemplare, aber es war eine Leidenschaft, die er seit Anbeginn der Zeit heckte und immer wieder pflegte. Schließlich gab es immer schon Krankheiten und nun ja, verschiedene Koerperkulte. Es sollte jedoch nicht lange so bleiben.

„WAS WILLST DU? NIEMALS WIEDER!!! HAST DU VERGESSEN, WAS DIE LETZTEN MALE MIT DEM HAUS GESCHEHEN WAR?“

Der kleine Ehemann trat betreten von einem Fuß, auf den anderen. „Aber, es ist unser zwanzigtausendjaehriges Firmenbestehen. Unsere Kunden und Geschaeftspartner erwarten das einfach.“

„ICH SAGTE NEIN!“ Es war ein resolutes Nein, dass dieses Mal dem Hundedackelblick begegnete.

„Ach bitte Schnuffilein.“

„NEIN!“

Er spielte seinen letzten Trumpf aus. „Du bekommst auch die Haelfte des Kellers gefuellt mit den neuesten und angesagtesten Designerschuhen. Todschick, Himmlisch leicht, oder deine irdischen … aehm … Dinger, die … Mary Janes. Alles und so viele Du willst.“

„Ich sagte nei…“ Sie stockte einen Moment und fluchte innerlich über Ihre eigene Gier.

Mist! Hart bleiben Lilith, hart bleiben! 

Ihre Gier: Aber es sind SCHUHE!!! Wir reden hier von SCHUHHH-HEN!!! 

Nein, hart bleiben, hart bleiben! 

Ihre Gier: Aber diese vielen glaenzenden Paar herrlich liebreizenden… 

NEIN!! Hart bleiben, hart bleiben! 

Ihre Gier: Aber ueberlegt doch mal, Du waerst die angesagteste Edeldame im ganzen Reich, mit so vielen paar Schuhen! Nicht mal Hades Frau Persephone besaß diesen Schuhreichtum!!

„Wirklich alles?“ fragte sie vorsichtig und dachte dabei, Mist, mist, mist! Elende Verraeterin, Lilith!

Das Laecheln des kleinen Ehemannes war umwerfend, seine Augen strahlten siegessicher. „Wirklich alles, Hasi.“

Sie drehte verlegen den Kopf zur Seite, damit er ihren aussichtslosen Kampf im Inneren nicht sah, und sagte kleinlaut. „In Ordnung, Mausebaerchen. Aber nur dieses eine Mal noch.“

 „Sicher, es ist das letzte Mal.“ Er stellte sich auf die Zehenspitzen und drueckte ihr einen Kuss auf die Wange, ehe er erneut in den Keller verschwand. Seine liebe Frau seufzte und hoffte dieses Mal sogar auf ein verhasstes Wunder.

Der kleine Ehemann hatte sich für das Firmenjubilaeum etwas ganz besonderes ausgedacht, er hatte seinen Keller zu einer Notaufnahme umfunktioniert und die letzten Wochen dort unten mit seinen Kumpels gesaegt, gehaemmert und gebohrt. Sein Ehrengast war die Krankheit, die sich im 21 Jahrhundert zum lukrativsten Kundenlieferant entwickelt hatte. Der kleine Ehemann wollte seine Geschaeftsbeziehung mit ihr vertiefen und hatte wieder ein einzigartiges Programm entworfen. Dieses Mal spielte er mit seinen Kumpels Doktorspielchen. Es lief auch alles gut, die unfreiwilligen Patienten aus seiner Firma schriehen richtig schoen, wenn er das Skalpell wetzte und alle amuesierten sich praechtig, allen voran die Krankheit. Niemand bemerkte das leise knacken, dass sich hin und wieder bemerkte machte. Ein paar Gaeste musterten die praechtigen Saeulen und wollten den Hausherrn spaeter für seine antike Arbeit gratulieren. Die unzaehligen Risse in den Saeulen  ignorieren sie dabei vollkommen, als, nun ja, als genau diese Risse, anfingen nachzugeben. Der Hausherr, unser kleiner Ehemann, hatte duemmlicherweise vergessen, den Statiker zu fragen, ehe er anfing, alles aus dem Kellergewaelbe heraus zu raeumen und sich mit Bohrhammer an die verbliebenen Tragesaeulen und Waenden zu schaffen machte. Das Ergebnis war die allseits bekannte Katastrophe. Fluchtartig verliessen die Anwesenden den Keller, allen voran der kleine Ehemann, der an der Spitze rannte und rief:

„Kumpels und Ehemaenner zuerst!“

Seine Frau seufzte nur und rieb sich stoehnend die Stirn.

Es war schon dunkel, als sich der kleine Ehemann nach Hause traute. Nun ja, nach Hause ist nach dem Unglueck ein weitlaeufiger Begriff. Sagen wir, in die Ground Zero Zone seiner Wohnstaette zurueck kehrte. Von außen machte das Haus noch einen normalen Eindruck, aber im Inneren war der Bodenbereich des Kellergewoelbes vollstaendig eingebrochen, und das Betraf zum seinem Pech ueberwiegend nur Kueche und Speisesaal, denn das Haus ueber dem Keller war deutlich groeßer.

Vorsichtig oeffnete der kleine Ehemann die Haustuere einen Spalt und spaete hinein. Ehe er es sich versah, hatte ihn schon etwas schweres und hartes am Kopf getroffen.

„Au. Was soll das?“ murrte er und rieb sich den Kopf.

Seine liebe Frau hatte ihn mit ihrem Nudelholz aus Marmor in der Hand erwartet und hinter der Tuer gelauert. Wie eine moerderische Furie fuchtele sie mit ihrem Nudelholz vor seinem Gesicht herum und bruellte ihn an.

„Jetzt reicht es mir aber mit Dir, Freundchen!“

„A…Aa…aber Schnuffi…“

„Kein Aber. Es reicht. Das war das letzte Mal!“

Der kleine Ehemann versuchte es mit einem Hundedackelblick.

„Ach Schnuffi, Du wolltest Doch immer eine neue Kueche …“

„NEIN! ES REICHT. IMMER DARF ICH DEINEN DRECK WEGSCHAFFEN! Absofort keine Feiern mehr, keine Hobbies, kein Fernsehen, kein Abendessen und schon gar kein Widerwort. Ab ins Bett mit Dir!“ Ihr Blick war eisern und mordluestern.

„Aber Schnuffi. Die Menschen haben mich mit ihren Gedanken so erschaffen. Ich muss das einfach alles ma … !“

“Bla, bla! ICH WILL VON DEINEN AUSREDEN NICHTS MEHR HOEREN! AB NACH OBEN JETZT!” 

Der kleine Ehemann wusste, dass er dieses Mal keine Chance hatte. Also gab er nach, sie hatte damit Recht und er seine Ruhe … vorerst. Betreten schlurfte er zum Schlafzimmer hinauf. Er gab irgendwie ein seltsames Bild ab, so rundlich, ganz in roter Hautfarbe mit Hoernern links und rechts der Stirn, Glatze, einen ergrauten Haarkranz am Hinterkopf, dicke Brille und am Allerwertesten einen Schwanz mit einer Pfeilspitze. Die linke Hand ueber den Hinterkopf reibend, wo sich bereits eine maechtige Beule abzeichnete, mit der rechten am Gelaender festhaltend, schlurfte er schwer schnaufend die Treppe hoch.

„Und morgen bringst Du mir gefaelligst den Muell raus!“ rief sie ihm nach. Er seufzte.

Ja, auch der Teufel hat es nicht immer leicht.

***

Wir sehen uns in der SpielWelt, wach auf und veraender Dein Leben

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