Irgendwie ist das jetzt schon ein komisches Gefühl, der letzte Artikel aus der Reihe ‘On the road’ steht nun an. Es gilt den letzten gemeinsamen Abend und die letzten rund 18/20km niederzuschreiben. Wie man im Artikel ‘On thre road Tag 4′ nachlesen kann, befinden wir uns also im Kernhofer/Gscheid.
Die Jungs, oder wie ich zu sagen pflegte, Burschen haben sich doch vom kurzen Schock erholt, fraaallle (kärntner Mundart bedeutet sicherlich) haben wir ein Zimmer. Das war wohl ein gutes Zeichen, ich konnte (wieder) Scherze machen. Duschen, die Muskeln mit der Hirschtalg- und Murmeltiersalbe einschmieren und dann endlich eine warme Mahlzeit. Wir waren aufgrund des strömenden Regens komplett durchnässt und mussten in unserem Dreibettzimmer das eine oder ander Handtuch am Boden ausbreiten, um nicht den guten Holzboden zu ruineren. Kleiner Wehrmutstropfen, Dusche und WC sind nicht am Zimmer, lediglich in jedem Stockwerk ein absperrbares WC und eine absperrbare Dusche.
Für den letzten Abend haben wir drei uns noch einmal richtig rausgeputzt, die Tolle stand verhältnismässig schnell. Good-hair-day. Wir hatten auch unsere selber gemalten ‘Mar-Iaz-Ell’ Tshirts an, so kann man zum Essen antanzen und in die Gaststube einreiten.
In der Gaststube haben wir nicht nur auf die Krötenfrau getroffen, nein auch eine richtig große Pilgergruppe allen Alters feierte im großen Speiseraum ihre Messen und machten einen Liederabend. Fast alle haten ein großes, hölzernes Kruzifix um den Hals und der Gang wirkte sehr demütig.
Während wir uns also mit dem einen oder anderen Schnaps und dem einen oder anderen Murauer einen lustigen Abend machten, wurde im Nebenraum andächtig gesungen. Jeder wie er meint. Das Bier schmeckte wirklich sehr gut. Zu gut. So sind wir dann wieder sehr gut gelaunt und ein wenig bedient in unser Zimmer eingefallen, haben dort noch ein wenig gequatscht, bis dann Browny ‘Schifoan’ von Wolfgang Ambros ‘betete’. Ja, ihr lest richtig. Anstatt zu singen, hat er es gebetet. Tja, er dürft wohl ziemlich von der Pilgergruppe inspiriert worden sein. Schnarch.
Am nächsten Morgen wurde der Wecker zur Abwechslung mal wieder von heftigen Regenschauern begleitet, die Wolken verdunkelten den Himmel. Gut, warum soll es auch am letzten Tag anders sein? Während wir uns am Frühstücksbuffet stärkten, zelebrierte die Pilgergruppe schon eine kleine Morgenmesse, bervor sie sich auf den Weg nach Maria Zell machten.
Laut Wanderführer nur mehr 18km. Das Ziel ist in Sicht. Als wir uns so gegen 8:00 auf den Weg machten nieselte es nur mehr ein wenig. Zum Glück. Was wir aber von diesen Angaben und der Beschilderung halten können wussten wir aber schon.
Die ersten Kilometer gingen wir einer Landstraße entlang ins Tal, halbwegs regenfrei. Als wir dann wieder auf eine Forstraße bogen hatte auch der Wettergott kein Erbarmen mehr. Regen. Kurze Rauchpause. Wir waren alle schon ziemlich ausgelaugt. Während Browny seine Regenjacke auspackte und sich seinen IPod herrichtete, performte ich meine Version von ‘I’m singing in the rain’. “Peeeda kum, i holt den René ned noch an Tog aus, er draht durch”, schrie Schua(h)li unseren lieben Browny an. Ich glaub Schua(h)li hatte wohl etwas gegen meine Spontaninterpretation des Songs. Egal. Weiter. Das Ziel immer mehr vor Augen.
So gegen 11:00 dürften wir die berüchtigte ‘Wuchtelwirtin’ passiert haben, die Pilgergruppe von unserem Quartier hat hier auch einen kurzen Zwischenstopp eingelegt. Es muss noch ein Kaffe her und eine Wuchtel. Das war echt eine Mörderwuchtel. Kurz ausrasten und wer weiß, vielleicht hört es ja auch auf zu regnen. Tatsache, es hat aufgehört. Schnell weitergehen.
Jetzt begann auch die Zeit, wo ich sehr oft sentimentale Schübe bekommen habe, vor Freude, da das Ziel wirklich in greifbarer Nähe schien. Ein sehr sehr schönes und tolles Gefühl. Ich merkte aber das mein Körper schon sehr ausgelaugt und müde ist. Push it. Mit meiner Droge Nummer 1, dem Rock’n'Roll pushte ich mich also die letzten Stunden. Am letzten Tag musste ich also auf Musik zurückgreifen. Die Musik hat mir aber den benötigten Push gegeben, so kanns weitergehen.
Bei einer weiteren Rauchpause wurden wir von einer tiefreligiösen Gruppe überholt. Der Anführer trug ein großes Kruzifix vor sich her und die ‘Gemeinde’ marschierte ihm hinterher, während der Rosenkranz gebetet wurde. Eine der vielen Gruppen, die mit dem Bus so 10-15km vor Maria Zell hinfahren und dann nur die letzte Etappe gehen. Das kann einem dann schon sehr reizen, wenn man bedenkt, dass man selbst schon 4 Tage unterwegs ist.
Der letzte Anstieg, ich brauch etwas härtere Musik, Psychobilly. Mit den Klängen von ‘The Meteors’ bezwang ich also auch die letzte Bergetappe, die es auch wieder in sich hatte. Kein Wunder, die vier Tage machen sich in den Muskeln schon bemerkbar. Kalter Wind. Es hat zwischenzeitlich mal wieder ein wenig genieselt. Es war dann wohl schon so gegen 13:25 als wir endlich St. Sebastian durchquerten, genau zur Abwechslung hat es auch mal wieder geregnet. Quasi zur Begrüßung. Es dürfte nicht mehr weit sein. Angeblich liegt Maria Zell hinter St. Sebastian.
Yeeeaaahh, wir können die Ortstafel von Maria Zell sehen. Es darf nicht wahr sein. Hoffentlich ist es zur Basilika nicht mehr so weit! Wir reiten also in Maria Zell ein, körperlich schon sehr am Ende und wir konnten es nicht mehr erwarten die Basilika zu erblicken. So durchstreiften wir wohl eine der Hauptstraßen, wenn es nicht ‘die’ Hauptstraße war.
Daaaaa! Endlich… Man konnte den Kirchenturm erblicken. Es darf nicht wahr sein. Das Ziel in greifbarer Nähe. Mir schießen Tränen runter. Tränen vor Freude, genau wie jetzt, wenn ich an den für mich doch sehr ergreifenden Moment denke. Da war sie also, die Basilika Maria Zell. Wir haben das Ziel erreicht, nach 4,5 Tagen Strapazen, körperlicher wie mentaler Extremsituationen, war das Ziel erreicht.
Nachdem wir die Basilika besichtigt haben, die Kerze für den reisenden Engel weihen liessen und in der Kerzengruft ein paar Lichter entzunden haben, wurden wir von einer Freundin mit einem Bier und einem Schnaps empfangen.
Maria Zell – wir kommen wieder!
Die Strecke:
Abmarsch um 8:00 am Kernhofer/Gscheid. Kurze Rast gegen 11:00 bei der ‘Wuchtlbude’. Ankunft bei der Basilika Maria Zell so gegen 13:45. Länge: 18-20km
Die Etappen der gesamten Strecke
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