On the road Tag 4

Wieder einmal war ich kurz vorm Wecker munter. 5:55. Komisch. In der Arbeitszeit gehts eigentlich immer ums Wegdrücken. Schlummermodus. Der Kopf schmerzt gar nicht so schlimm wie angenommen.

Schua(h)li und ich sind ja schon topmotiviert, so kurz nach 6:00 morgens. Unser lieber Peter (aka Browny) schnarcht noch ein wenig vor sich hin. Nach der morgendlichen Badaction mal die erste Zigarette. Fenster auf. Frische Luft tut gut. Der Hahn kräht, zwar nicht pünktlich, aber er kräht. Richtig idyllisch.

Endlich ist auch Browny munter geworden und schön langsam hat auch jeder wieder seine Sachen zusammengepackt. Spätestens am Frühstückstisch sieht man uns den feucht-fröhlichen gestrigen Abend an. Die Semmeln war schön warm und frisch aufgebacken, der Kaffe hingegen war jetzt nicht sooo der Renner. Egal. Orangensaft.

Bei der Frühstückszigarette stösst dann plötzlich noch ein weiterer Biker zu uns. Ein Freund von Browny kommt noch auf einen Kurzbesuch. Die bisher gesammelten Erfahrungen werden noch einmal zum Besten gebracht, während sich unter unsere zwei motorisierten Freunde schon ein wenig Galgenhumor einschleicht. Das Wetter. Wie es aussieht dürfte es uns auch diesmal wieder einen Strich durch die Rechnung machen. Stark bewölkt. Wind.

Es nützt ja nichts, die Rucksäcke werden fertig gepackt. Sitzt. Passt. Wackelt und hat Luft. Auf gehts! So gegen 8:00 machen wir uns also auf diesem Freitag auf den Weg. Das Ziel ist Kernhof am Gscheid. Laut unserem Wanderführer sollten es diesmal lei (kärntner Mundart und bedeut nur) 25km sein. Ob wohl diesmal die Zeit- und Streckenangaben auf den gelben Tafeln stimmen werden!? Schua(h)li und ich sind da eher skeptisch, während Browny noch immer an diese Infos glaubt.

Nach rund 30 Minuten Gehzeit machten sich die alkoholtechnischen Auswirkungen des Vorabends bemerkbar, wir haben Browny “verloren”. Schua(h)li und ich sind ein wenig davongezogen und Browny hat wohl die falsche Abzweigung genommen. Kurze Pause. Zigarette.

Als wir dann wieder vollzählig waren, machten wir uns weiter auf den Weg. Keine Zweierreihe. Kein Handgeben. Diesmal lagen einige lange Geraden vor uns. Forstraßen, nicht wirklich befahren und für mich auch zur Abwechslung mal angenehm zu gehen. Bei der ersten längeren Pause, trafen wir dann auch auf die erste größere “Pilgergruppe”. Wir waren nun doch etwas verwundert, von wo die denn jetzt “so schnell” hergekommen sind. Egal. Bevor wir da den Schmalen Hang bergab im Gänsemarsch gehen, machen wir uns jetzt auf die Socken. Gas. Bergab. Nicht meine stärkste Disziplin, aber mit der “schnellen Gang” Technik von Browny, war das doch leichter und schneller zu bewältigen. Komischerweise machte sich dabei aber auch mein Knie bemerkbar. Schmerz. Stechend. Bei jedem Tritt. Sexy ist was anderes.

Das Mittagsziel St. Aegyd im Neuwalde wollte trotz einfach nicht näher kommen. Diese gelben Infotafeln sind echt eine Frechheit. Guter Punkt, da muss ich dann wohl auch noch ein Mail an die offizielle Stelle schreiben.

Mittlerweile hatten wir die “Pilgergruppe” schon abgehängt, als sie plötzlich von der Seite her versuchten eine “Abkürzung” zu nehmen. Der komplette Hang inkl. kleinem Dorf wäre ihnen wohl zuviel gewesen. Ab durch die Absperrung der Weide, quer durchs Gemüse, wieder auf die Straße. Arg, wie manche Leute aus der ganzen Sache einen Wettbewerb machen.

So gegen 13:00 haben wir dann endlich unser Mittagsziel erreicht und kehrten auch wieder bei einem Wirtshaus ein. Kaiserschmarren. Energie, die wir für die Nachmittagsetappe auf alle Fälle gebrauchen können. Die Wartezeit auf das Essen wird mit der fast medizinisch anmutenden Versorgung der Füsse und Beine überbrückt. Bis jetzt hält das Wetter noch durch.

Gut, wir waren jetzt 5 Stunden wirklich schnell unterwegs und sollten nur 15km geschafft haben. Da stimmt wirklich was nicht. So waren wir dann doch auf die noch bevorstehenden 10km gespannt. Haha.

Wir waren wohl keine gute Stunde nach der einstündigen Mittagspause unterwegs als es dann zu regnen beginn. Kurzer Schauer? Nein. Regenschutz auspacken und anziehen. Bis jetzt war es ja noch nicht so schlimm, da wir ja nur eine Landstraße entlang gingen, die nicht wirklich bergauf und bergab ging. Sehr monoton teilweise, aber man kommt flott voran. Mit der Zeit merkt man auch, wie sich der Regen am Gewand festfrisst. Die Hose ist schon fast komplett naß und noch immer kein blauer Himmel in Sicht. Im Gegenteil. Grau, grau, grau.

Mittlerweile hatten wir auch ein wenig Stress, da es im nächsten Gasthaus nur bis 19:00 warmes Essen gibt. Ob wir das bei diesen Bedingungen schaffen? Abzweigung. Forstraße ole. Die Forstraße ansich war ja noch nicht das Problem, selbst die sind wir tapfer wieder rund 50 Minuten lang gegangen.  Gasthof Gscheid – 10 Minuten. Waaas? Eine Tafel vom Gashaus, die uns nur mehr einen 10minütigen Marsch ankündigt. Skepsis. Nein, aber die Infotafeln der Gasthäuser stimmen ja meistens. Oder? Zweckoptimismus.

Von 10 Minuten war keine Rede, irgendwann die nächste Tafel, 40 Minuten. Diesmal war es wieder so eine “Wallfahrerinfotafel”. Was wir von diesen zu halten haben, wissen wir ja schon. Egal. Weiter, einfach weiter. Einfach gehen. Der Pfeil deutete einen schmalen Bergweg hinauf. Hinauf. Genau. Der Regen wird stärker. Nein, ich mag nicht mehr bergauf. Keine Ahnung wieviele Kilometer wir hier dann wieder steil bergauf gegangen sind, aber hier gelangt wohl wieder jeder an seine Grenzen. Die Abstände zwischen uns waren schon sehr groß. Was sich als regenbedingter Abbruch bzw. Minimure des Wegs entpuppte, hielt ich am Anfang für ein Haus, vor lauter Hoffnung, endlich am Ziel zu sein.

Endlich. Ich sehe den Schua(h)li wieder, wartet er weil der Anstieg geschafft ist? Jaaaa! Komplett durchnässt und erschöpft haben wir den Anstieg durch den Wald geschafft. Das Dorf und die Gashäuser waren schon von Weitem sichtbar. Das gibts ja nicht. Der Wind wurde immer stärker und wir gingen eine Lichtung entlang. Kein Windschutz durch die Bäume. Das war richtig kalt. Gestatten, Herbst.

Das vierte Haus war dann auch wirklich unser Gasthof. Yeaaah. Freude. Der Großteil des Marsches ist geschafft.

“Was unser Zimmer ist weg? René, mach keinen Spaß!”

Schua(h)li und Browny blickten mich verzweifelt an, als ich ihnen diese Info nach erfolgreicher Schlüsselabholung bei der Wirtin unterbreitete. Ein wenig musste ich die Jungs schon auf die Folter spannen… :)

Das war dann jetzt auch der vorletzte Artikel in der Reihe “On the road”. Der letzte gemeinsame Abend und der letzte Halbtagesmarsch werden in den kommenden Tagen zusammengefasst. Die restlichen Fotos werden dann natürlich auch noch folgen.

Die Strecke:

Ausgangspunkt “Gasthof Kalte Kuchl” bei Rohr im Gebirge um 8:00, Mittagsziel St. Aegyd im Neuwalde um 13:00 erreicht. Tagesende am Kernhofer Gscheid, Ankuftszeit so 17:30. Laut Wanderführer sollten es 25km sein.

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