Nun ist es soweit. Die globale Automatisierungswelle macht auch vor dem Wetter nicht halt. In absehbarer Zukunft wird mein Beruf in der Nostalgie versinken, vielleicht noch für Sossen- oder Tütensuppenwerbung genügen und sanft blinkenden Sensoren weichen. Wind, Temperatur, Niederschlag und Feuchte ja sogar für Wolkenformationen und Schneekristalle wird es RZwoDZwos geben, die in ferner Zukunft dann auch die Wetterfeen im Fernsehen ablösen. Angesichts dieser Aussichten treten Paul und ich die Flucht nach vorn an und orientieren uns um. Seit Monaten hospitieren und praktizieren wir uns durch die Abteilungen auf der Suche nach adäquatem Ersatz für unseren tollen Beruf, der nach Meinung einiger hoher Herren, nicht erlernt werden muss. Das dicke Fell gegen eine derart schändliche Hochnäsigkeit ist mir leider noch nicht umgelegt worden. So starten wir abwechselnd Montag unsere Odyssee durch Referate und Abteilungen und testen uns nebenher durch diverse Hotelbetten. Es gibt soviele verschiedene und alle haben eines gemeinsam: spätestens ab Dienstag sehne ich mich zunehmend nach meiner heimischen Luxusmatraze. Manchmal wiege ich mich mit der Erinnerung an das wohlige Ausstrecken zwischen kühlen Laken in den Schlaf. Manchmal hilft das sogar. An Montagen wie dem heutigen, wenn um 0500 der Wecker das entspannte Wochenende abrupt beendet, ist nichts köstlicher, als ein frisches, warmes Franzbrötchen mit einem leckeren Latte Macchiato in der 1. Klasse des blitzblank gewienerten ICE nach München zu geniessen.
Alles ist vorbereitet für den Ansturm der Schlipsträger, die den Zug in Hamburg besteigen werden. Während ich mit gemischten Gefühlen in die Hansestadt eintauche, unter der schwülen Junihitze leide, meinen schweren Koffer hinter mir herziehe schleicht sich die sanft in goldenes Morgenlicht getauchte Brücke vor mein Auge. Hach, das wird schwer . Jede Woche pendeln. Ich weiß das Hamburg quasi ums Eck liegt. Wir teilen das ‘Schicksal’ ja auch mit vielen anderen. Aber schicker wär halt andersrum. Vielleicht überlegen sich die Herren Oberen das ja auch noch mal. Bis dahin jedoch heisst’S sondieren, selektieren und aussortieren, orientieren.
Das sich mein Lieblingspaar FlipFlops im Dschungel der RolltreppenHektik in Luft auflöst ist nur mehr ein Miniübel. Es lässt sich schließlich herrlich shoppen hier. Und nach all dem Stress munden ein Glas Wein und ein gutes Buch im ländlich, idylischen Hotelgarten wunderbar. Die Damen der Reiseplanung leben hoch! Sie wissen was WetterwartenFreaks nach Feierabend in der geschäftigen Zentrale brauchen. Ruhe und Ruhe und Ruhe gepaart mit massig Grün und vieeeeeeel Ruhe.