Sobald man als Neuankömmling das schützende Flughafengebäude verlässt und sich hinter einem die allerletzte Glas-Schiebe-Tür, die einem noch vor dem Unbekannten getrennt hat, schliesst, ist man fortan auf sich alleine gestellt, der bis dahin in einer gleichgsinnten Gruppe sich bewegende Passagier wird zum Alleinreisenden.
Ich mag diese ersten Schritte nach der letzten Flughafen-Schiebetür, ich mag das hineintreten in eine bisher noch unbekannte und fremde Welt, unwissend und unsicher, kommende Unwägbarkeiten und vielleicht auch Gefahren nur erahnend, aber auch wissend, dass am Ende der Reise sich die Mühen und Strapazen denen man ausgesetzt war, sich gelohnt haben werden, denn man lernt Menschen, Kulturen und Landschaften kennen, die einem im Rückblick weniger fremd sein werden als sie es davor waren.
Mit der Zeit wird man sich als Neuankömmling in dem neuen Land, wo auch immer es sich auf diesem wundervollen Globus befindet, sicherer und heimischer fühlen, sich herantasten und einleben und wenn die Umstände, die Begebenheiten und das Entourage stimmen, mag man sich entschliessen länger bleiben zu wollen, sich vielleicht sogar eine Partnerin suchen um endlich das Häuschen zu bauen und das Apfelbäumchen pflanzen zu können.
Man ahnt jedoch, dass die Schönheiten der Wahlheimat, die Liebe der Lebensabschnittspartnerin und die Freude im Hier- und jetzt zu sein vergänglich sein wird, man weiss, dass neue Verlockungen hinter dem Horizont warten und auch um die Gefahr, dass man irgendwann unruhig werden wird und Gründe suchen wird, wieder aufbrechen zu können, um endlich wieder "on the road" zu sein.
Man ist doch noch nicht, wie ersehnt, angekommen und es gibt Menschen, glaube ich, die nie ankommen werden oder ankommen wollen und das beeinhaltet eine gewisse Traurigkeit wie ich finde, nicht nur für einen selbst, denn man wird enttäuschte Menschen zurücklassen, vielleicht auch verbrannte Erde. Freiheit und Unabhängigkeit wird mit Einsamkeit und Traurigkeit bezahlt, wenn der Lebensweg in die lange Einbahnstrasse der Nomaden mündet und eine Umkehr nicht (mehr) möglich ist.
Was auch immer dem Reisenden "on the road" widerfahren mag, nie wird es so sein wie die in seinem Kopf abgespeicherten Klischees, die er sich vom Hörensagen oder Lesen "zurechtgebildet" hat und darauf warten, abgerufen und erlebt zu werden aber nie, aber wirklich nie, der erlebten Realität gerecht werden, so, dass man diese Klischees immer wieder neu hinterfragen und ummodellieren muss, wissend, dass, wenn man es nicht schafft diese ehemaligen Klischees durch eine differenziertere Sichtweise zu ersetzen und nach aussen hin zu kommunizieren und darstellen zu können, man selbst auf seinem langen und mühseligen Weg zu sich selbst, wird scheitern müssen.
Je mehr der erlebten Aah-und Aha- und Igitt Effekte beim Reisenden angesammelt werden, umso mehr bilden und verändern sie, im positiven, aber auch im negativen Sinne und diese Veränderungen sind die eigentliche Belohnung und somit der Grund warum die Sesshaftigkeit, die unweigerlich Alltag und Unveränderlichkeit mit sich bringt, so schwer zu ertragen ist.
Ich hoffe nur, dass ich es auch weiterhin schaffe, die Balance zwischen der Sesshaftigkeit und dem Reisen halten zu können, vor allem gesund bleibe um mich ins hohe Alter rüber retten zu können, wo ich hoffentlich reifer und weiser sein werde, als ich es zur zeit bin und nicht irgendwann, irgendwelchen Pflegern in irgend einem Altersheim mit irgendwelchen Anekdoten, die allesamt mit einem "ja, damals in..." Satz beginnen, auf die Nerven zu gehen.
Das klappt natürlich nur wenn nicht durch die Nomaden-Einbahnstrasse rast, die naturgegeben auch eine Sackgasse ist und inwelcher man nur hoffen kann, dass am Ende der Sackgasse der Tod schnell, schmerzlos und freudig erwartet wird, denn dem gewöhnlichen Nomaden ist der schönste Tod, das Abschiednehmen im Kreis der ihn Liebenden, mit Tränen und Händchenhalten inklusive nunmal nicht vergönnt.
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