Mal ganz zu Anfang und vorneweg: dieser Beitrag hier war eigentlich gar nicht so geplant.
Er entstand quasi aus einer Not heraus, ach, was sage ich…?! Er war schlicht weg eine Überlebensstrategie.
Ok. Von vorne: Ich habe ein total tolles Wochenende in München verbracht (dazu gibt’s demnächst hier mehr) und bin gestern Mittag in den ICE nach Frankfurt gestiegen, um ganz entspannt in der 1. Klasse auf meinem Einzelsitzplatz mit Fenster und Gang 4 Stunden zu entspannen und das Wochenende revuepassieren zu lassen.
Ich stieg also in den Zug und wuchtete mein deutliches Übergepäck in die Kofferablage über meinem Sitz, ließ mich in den bequemen Stuhl fallen und schaute mich um. Das Abteil war leer. Nur ich. Hach…*seufz*, das wird eine mega-entspannte Rückfahrt. Leider habe ich mich da zu früh gefreut, denn kaum eine Minute später, als mir mein Seufzer (tatsächlich laut) über die Lippen kam, erlebte ich eine Invasion. Eine Reisgruppe aufgeregt schnatternder und trappelnder Menschen, asiatischer Herkunft, betraten ameisenartig den Wagon und strömten ziellos zwischen den einzelnen Sitzplätzen hin und her, nicht in der Lage sich zu orientieren. Das Geschnatter schwoll an. Koffer wurden wieder von der Gepäckablage gewuchtet und über einem anderen Sitzplatz verstaut. Ich hab keine Ahnung, aber wahrscheinlich stand mir tatsächlich der Mund offen und die Hoffnung auf 4 Std. Entspannung zerplatzte wie eine Seifenblase.
Nachdem jeder der Reisegruppe seinen Sitzplatz gefunden und eingenommen hatte, kehrte kurzzeitige Ruhe ein und ich atmete tief durch. Natürlich war das völlig naiv, zu denken, dass diese Ruhe die nächste Zeit in dieser Form anhalten würde, denn wie auf ein geheimes Zeichen hin, fingen alle Mitreisenden zur gleichen Zeit an, in ihren Rücksäcken und Taschen zu wühlen und das mitgebrachte Essen vor sich auszubreiten, nicht ohne zuvor den kleinen Klapptisch an der Rückseite des Vordersitzes mit einem lauten Knall herunterklappen zu lassen. (Mein Hintermann tat das übrigens auch, so dass meine Rückenlehne kurz durchgeschüttelt wurde…juhu!). Zu Ende war es mit der erhofften Stille.
Tütenkruscheln ging mit lauten Kau-und Essensgeräuschen und schlürfenden-schmatzenden Lauten einher und erfüllten das Abteil. Ich steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren, drehte die Musik auf volle Lautstärke, lehnte mich zurück und schloss die Augen und blendete die Welt um mich herum aus. In meinen Ohren dröhnten die Beatles mit Strawberry Fields forever und ich beamte mich mit diesem Song in die Zeit, in der ich mit meinen Eltern mit dem Auto viele Stunden lang in den Urlaub gefahren bin und dabei ein Mixtape mit Beatles, Beach Boys & Co. lief. Der Plan ging voll auf und ich saß (wahrscheinlich dämlich vor mich hingrinsend) mit geschlossenen Augen und wippenden Fuß in meinem Sitz.
Das Grinsen erstarb aber leider kurz darauf und das Strawberry Field verdörrte schlagartig von einer Minute auf die andere. Ein mörderischer Geruch waberte durch das Abteil und nahm mir fast die Luft zum Atmen. Ich riss die Augen auf und war Zeuge eines skurrilen Anblicks: ca. 30 asiatische Mitreisende schlugen gleichzeitig ihre hartgekochten Eier aus dem Reiseproviant auf den kleinen Klapptischchen auf und pellten einträchtig die Schale von den Eiern.
Wer schon selbst mal ein gekochtes Ei geschält hat, weiß welch verwesungsartiger Geruch erst einmal entsteht. Und jetzt denkt Euch den Geruch von einem frisch geschälten Ei, multipliziert mit 30…. Ich kam mir vor wie in einem fahrenden Dixi-Klo, das man mit mehr als 30 anderen Personen gleichzeitig teilen muss und mit knapp 150 kmh durch die Lande raste.
Ach, was hätte ich mir jetzt den Geruch von reifen Erdbeerfeldern gewünscht! Frisch gepflückte Früchte, knackig, rot und reif… Ich sprang in meinen Gedanken mit einem geflochtenen Kranz aus weißen Erdbeerblüten im Haar durch die Wiese und genoss die Sonne auf meinen nackten Armen…. Ihr seht, ich fing schon an zu halluzinieren. Der Eierdunst hat mir völlig die Sinne vernebelt. Solche kitschigen, romantischen Vorstellungen sind sonst eher nicht so in meinem Gehirn präsent. Was so ein Eier-Smog alles anrichten kann…
Und dann fiel mir ein, dass ich ja vor kurzem eine Erdbeertorte gebacken hatte, die so wundervoll nach Erdbeeren geschmeckt hatte und obendrein noch so toll aussah, dass ich mir die Bilder auf meinem Handy ansah und versuchte mich visuell von dem Gestank abzulenken. Und oh Wunder, es hat funktioniert.
Thank god it’s strawberry time!
Und da es ja gerade NOCH Erdbeeren zu kaufen gibt, dachte ich, ich teile dieses tolle Rezept mal einfach mit Euch. Vielleicht kommt Ihr ja auch mal in die Situation, in der Euch der Gedanke an einen schönen Duft retten muss. Und vielleicht sind es dann ja auch Erdbeeren (Kohl würde ich jetzt nicht unbedingt für dieses Kopfkino-Projekt empfehlen…)
Also hier das Rezept für einen wunderschönen Ombre-Erdbeer-Cake:
- Für den Teig:
- 300 g weiche + etwas Butter
- 280 g Zucker
- 6 Eier (Gr. M)
- 50 ml Buttermilch
- 2 gestrichene TL Backpulver
- 220 g + etwas Mehl
- 100 g Speisestärke
- rote Speisefarbe
- Für das Frosting:
- 275 g weiche Butter
- 275 g Puderzucker
- 150 g Joghurt
- ca. 150g Erdbeerpüree
- Für den Teig 300 g Butter und Zucker mit den Schneebesen des Rührgeräts ca. 5 Minuten schaumig rühren. Erst nach und nach Eier, dann Buttermilch unterrühren. Backpulver, 220 g Mehl und Stärke mischen, kurz unterrühren. Teig fünfteln und auf fünf Schüsseln verteilen. Vier Teige mit der Speisefarbe in verschiedene Rosatöne einfärben – von Zart- über Hellrosa bis Pink.
- Backofen vorheizen (E-Herd: 175 °C/Umluft: 150 °C/Gas: s. Hersteller). Die Ombre Cake-Formen fetten und mit Mehl ausstäuben. Je 1 Teigportion in die Formen geben, glatt streichen. Die Formen auf ein Backblech stellen. Im Ofen 25–30 Minuten backen.
- Kuchenböden in den Formen etwas abkühlen lassen, dann herauslösen. Böden vollständig auskühlen lassen.
- Alle Böden evtl. auf der Oberfläche leicht begradigen.
- Für das Frosting Butter und Puderzucker mit den Schneebesen des Rührgeräts ca. 6 Minuten schaumig rühren. Joghurt zum Schluss esslöffelweise unterschlagen und das Erdbeermus unterheben.
- Die Füllung auf die vier eingefärbten Böden verstreichen. Die Böden von hell nach kräftig pink aufeinandersetzen.
- Die Torte mit Frischhaltefolie abdecken, ca. 4 Stunden kalt stellen.
- Danach die Torte rundherum mit etwas Creme dünn einstreichen.
- Mit Baisertupfen, gehobelten Mandeln und Erdbeeren verzieren.
- Ca. 1–2 Stunden kalt stellen. Hält gekühlt 3–4 Tage.
Ich hatte tatsächlich Glück und die Reisegruppe verließ in Augsburg genauso invasionsartig den Zug, wie sie ihn betreten hatte. Die länger geöffneten Türen sorgten für einen Frischluftaustausch und alles war gut. Das einzig blöde w, ich hatte unbändige Lust auf Erdbeerkuchen. Aber das Boardrestaurant hielt nur Königsberger Klopse und fertige Waffeln aus der Tüte parat. Also dudelten die Beatles bis Frankfurt in Dauerschleife. Kopfkino geht irgendwie immer!
Und was geht gerade so in Euren Köpfen vor?
Schreibt mir doch mal!
Habt einen guten Start in die neue (hoffentlich geruchsneutrale) Woche!
Eure
aus dem House No.15
Die Form für den Kuchen findet Ihr übrigens hier