“Olympus Has Fallen” von Antoine Fuqua

© Universum/Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH / Das Weiße Haus in

© Universum/Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH / Das Weiße Haus gerät unter Beschuss in “Olympus Has Fallen”.

Schickt man den durchschnittlichen Amerikaner dieser Tage ins Kino, weiß dieser vermutlich gar nicht mehr, wie ihm geschieht. Andauernd sitzt der US-Präsident in der Patsche, muss von fliegenden Blechdosen („Iron Man 3“) oder von muskelbepackten Männern, geradezu felsenartige Geschöpfe („G. I. Joe: Die Abrechnung“), aus schier wahnwitzigen Situationen errettet werden. In „Olympus Has Fallen“, nicht zu verwechseln mit Roland Emmerichs im September dieses Jahres startenden „White House Down“, befindet sich nun Aaron Eckharts Präsident Benjamin Asher in einer eben solch bedrohlichen Klemme. Ein Bataillon nordkoreanischer Extremisten nimmt ihn im hauseigenen Bunker mitsamt wichtigen Stabsmitgliedern als Geisel. Es kann nur einer helfen: John McClane, hier ausnahmsweise mal nicht von Bruce Willis, sondern von Gerard Butler gespielt, auch mit einem anderen Namen versehen (Mike Banning), aber irgendwie doch genau der Mann, den man sich in „Stirb Langsam 5“ hätte gefallen lassen können.

Gerard Butler mit Finley Jacobsen.

Gerard Butler mit Finley Jacobsen.

Aber bevor „Olympus Has Fallen“, patriotisch von Antoine Fuqua („Training Day“) inszeniert, zur eigentlichen Sache schreitet, verliert er gut fünfzehn Minuten mit einer Vorgeschichte, die für Tiefe und Trauer in den Hauptakteuren sorgen soll. Wie schon „Stirb Langsam“ versetzt uns der Film in eine muntere Winterlandschaft, irgendwann zur Weihnachtszeit. Der Präsident sitzt noch beschaulich mit seiner First Lady – ein Kurzauftritt für Ashley Judd – in seinem Wagen, wird über die Straßen kutschiert. Sein Bodyguard vom Secret Service, Mike Banning, folgt im hinteren Wagen mit dem kleinen Präsidentensohn (Finley Jacobsen). Aber eine Sekunde nicht aufgepasst, da springt ein wildes Tier auf die Straße, bringt alles außer Kontrolle und lässt die Präsidentenkutsche ins Schleudern geraten. Während Banning den Präsidenten noch retten kann, rutscht das Vehikel samt Ehefrau Asher über eine Brücke, stürzt in die Tiefe und hinterlässt einen bitter-wütenden Ehemann, einen todtraurigen Sohn und einen gebrochen-resignierenden Bodyguard. Im späteren Film taucht diese Trauer dann jedoch kaum noch auf. Die Konzentration liegt dann deutlich auf dem actionreichen und rasanten Übergriff der Terroristen. Da bleibt keine Zeit mehr für Tiefe in den Figuren. Die ersten fünfzehn Minuten werden vom Drehbuch (geschrieben von den Debütanten Creighton Rothenberger und Katrin Benedikt) schnell fallen gelassen und dem Angriff auf das Weiße Haus geopfert.

Hier wird die Action offenbart, überbordend und oftmals mit deutlich zu erkennenden Special Effects inszeniert. Da schießen künstlich anmutende Flammen aus einer Flugzeugkanone und selbst die vom Weißen Haus herunter wehenden Stars & Stripes winden sich, wie es keine natürliche Flagge machen würde. Das Washington Monument wird effektreich um seine Spitze gekürzt. Die fallenden Steine wirken sichtlich wie nachträglich in das Bild gearbeitet. Die menschlich getragenen Actionsequenzen übernimmt Gerard Butler. Nach einer kurzen Stürmung des Weißen Hauses, unter fünfzehn Minuten in der filmischen Welt, packt sich der Ire jegliche auffindbare Waffe um im Alleingang durch die Flure und Korridore des Präsidentenhauses zu schleichen. Er schaltet einen Terroristen nach dem anderen aus, rettet zwischendurch noch den sich in den Gemäuern versteckenden Sohnemann des Staatsoberhaupts und entschärft obendrein noch unzählige Atomraketen, in Silos über die ganzen USA verteilt. Diese wurden von Oberpläneschmieder Kang (Rick Yune) aktiviert, um nicht nur das Land zu verseuchen, sondern die Staaten auch abwehrlos gegenüber Atomanschlägen zu machen.

Aaron Eckhart mit Rick Yune.

Aaron Eckhart mit Rick Yune.

Das Ganze, so patriotisch abgedroschen es erscheint, so sehr die musikalischen Kompositionen von Trevor Morris („Krieg der Götter“) den Helden der Geschichte fast unsterblich erscheinen lassen, funktioniert auf jener Ebene, die das Bedürfnis nach guter Unterhaltung im „Stirb Langsam“-Sinne anstrebt. Schaltet man die eigene Denkmaschine für zwei Stunden mal auf Leerlauf, dann bekommt man bestes Actionkino zu sehen. Wo „Fast & Furious 6“ mit übermenschlichen Computeranimationen Vin Diesel und Michelle Rodriguez das Fliegen lehrte, bleibt „Olympus Has Fallen“ doch irgendwie den Boden der Tatsachen treu. So realistisch wie nötig, so spektakulär wie möglich scheint der Plan gewesen zu sein. Herausgekommen ist ein teils absurder, teils Spaß machender Actionstreifen, bei dem nicht einmal Eckharts Präsidentenrolle sich darauf einlassen will, den Terroristen nur ein einziges Mal mit so etwas wie einer ängstlichen Miene zu begegnen. Hier entfesselt sich der geballte Zorn einer Gesellschaft. Eckhart behält sein von Wut verzerrtes Gesicht. Auch wenn seine Präsidentenfigur zusammen geschlagen, gefesselt, getreten, auch wenn auf ihn geschossen wird. Der US-Präsident ist eben ein harter Kerl, auch wenn er sich am Ende von seinem Secret Service Mitarbeiter und zugleich kameradschaftlich besten Kumpel aus dem Weißen Haus tragen lassen muss.

Das blieb John McClane bisher verwehrt. Den Präsidenten durfte er noch nicht retten, geschweige denn mit ihm Arm in Arm aus dem Weißen Haus marschieren. Da hat Gerard Butler die Nase vorn. Er ist für eine Generation von Kinogängern, die mit „Stirb Langsam“ nichts mehr anzufangen wissen, ein neues Idealbild von Actionheld. Nun müssen wir nur noch abwarten, ob das Weiße Haus auch den zweiten Angriff übersteht, wenn in „White House Down“ Darsteller Channing Tatum den von Jamie Foxx gespielten US-Präsidenten aus einer ähnlichen Bredouille rausholen darf. Gerard Butler hat seinen Dienst jedenfalls ordentlich zu Ende geführt.


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“Olympus Has Fallen“

Originaltitel: Olympus Has Fallen
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2013
Länge: ca. 120 Minuten
Regie: Antoine Fuqua
Darsteller: Gerard Butler, Aaron Eckhart, Finley Jacobsen, Dylan McDermott, Rick Yune, Morgan Freeman, Angela Bassett, Melissa Leo, Radha Mitchell, Phil Austin, Robert Forster, Ashley Judd

Deutschlandstart: 13. Juni 2013
Im Netz: facebook.com/olympus.film



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