Teil 5: Die Hauptstadt Funchal
Nach fünf ereignisreichen Wanderungen freuten wir uns auf etwas Entspannung in Madeiras Hauptstadt Funchal.
Funchal heißt soviel wie “fenchelig/viel Fenchel”, den die Entdecker dort zu Hauf vorfanden. Ich hatte im Vorfeld schon eine Menge positives über die Stadt gelesen.
Umso überraschter waren wir, dass es dort gar nicht mal so schön war!
Wer hier ein pittoreskes Städtchen mit Ferieninsel-Flair erwartet, wird enttäuscht sein. Wie es auch schon in vielen anderen Städten der Fall war, gibt es auch in Funchal einen hohen Leerstand. Auch das stadtplanerische Konzept (falls es eins gibt) lässt zu wünschen übrig.
Ob die Krise oder das massive Unwetter von 2010 dafür verantwortlich sind, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls standen viele Kaufhäuser und Malls leer. Einen schönen Hafen oder Stadtstrand sucht man vergebens.
Dafür gibt es ein katastrophal hässliches Hotelburgenviertel, wo sich Hochhaus an Hochhaus reiht.
Das Ritz ist eines der ältesten Cafés Funchals und befindet sich im Herz der Innenstadt.
Gegenüber gibt es ein kleines Amphitheater, wo wir zufällig auf ein Dance-Festival stoßen. Eine sehr unterhaltsame Veranstaltung.
Unweit von dort entdecken wir das gerade zu hippe Café Mercearia Dona Mecia. Es gibt also durchaus Lichtblicke!
Eine Bar in der Altstadt.
Aber so richtig will der Funke nicht überspringen. Woran es genau liegt kann ich nicht sagen aber was ich am meisten in Funchal vermisst habe, ist das Flair bzw. die Lebendigkeit.
Die Stadt ist extrem still, um nicht zu sagen trostlos. Selbst in der Markthalle gab es keine Marktschreier oder buntes Treiben. Vielleicht liegt es an der Mentalität der Insulaner, die sehr freundlich sind, sich aber generell eher zurückhaltend zeigen. Vielleicht liegt es auch am Atlantik, dass hier keine mediterraner Lifestyle herrscht, wie man ihn von anderen Ferieninseln kennt.
Stillgestanden! Das Militärmuseum.
Fast wie in Rio. Mit der Seilbahn kann man auf den Monte fahren. Wir entscheiden uns für die günstigere Bus -Variante. Auch ein Erlebnis! Wie alle Busfahrten auf der Insel. Großen Respekt an die Fahrer.
Im Gegensatz zu Busfahrten auf Malta (wo ich jedes Mal um mein Leben bangen musste) haben wir hier zu jeder Zeit ein sehr sicheres Gefühl bei Auto- und Busfahrten. Obwohl es Serpentinen und extreme Steigungen ohne Ende gibt.
Oben angekommen, kann man sich in der Kirche Nossa Senhora die Ruhestätte vom seeliggesprochenen Kaiser Karl I. (Österreich-Ungarn) anschauen, der in Funchal im Exil lebte.
Wer über genug Kleingeld verfügt (15 EUR!), kann mit einem traditionellen Korbschlitten wieder den Berg hinunter fahren. Ein Video von so einer Schlittenfahrt habe ich hier gefunden.
Wir entscheiden uns stattdessen für eine kurze Levadawanderung zum Jardim Botanico (Nummer 8 im Rother Wanderführer).
Mit knirschenden Knien erreichen wir den Jardim Botanico, der viele Postkarten ziert und in jedem Reiseführer als touristisches Highlight angepriesen wird.
Leider entpuppt sich der Besuch als weitere Enttäuschung. Denn wenn man sowieso zum Wandern nach Madeira kommt, hat man einen Großteil der Pflanzen schon in freier Natur gesehen.
Zudem gibt es dort einen Exotic Bird Park, in dem Vögel unter katastrophalen Bedingungen gehalten werden. Wunderschöne Tiere, die total psychotisch und zerrupft auf viel zu engem Raum in dreckige Käfige eingepfercht sind. Ich verstehe nicht, wie einige Leute da guten Gewissens einen Besuch empfehlen können. Einfach nur ein trauriger Anblick und definitiv ein Grund den Park zu boykottieren.
Vielleicht haben wir einen schlechten Zeitpunkt erwischt. Zu Silvester findet dort z.B. das größte Feuerwerk der Welt statt. Auch das Blumenfest ist bestimmt sehenswert.
Um keinen falschen Eindruck von dieser fantastischen Insel zu bekommen, kann ich nur dringend davon abraten Madeira ausschließlich von Funchal aus zu erkunden, wie es häufig empfohlen wird.
Es gibt so viele kleine schöne Orte, die wesentlich mehr zu bieten haben. Und da fahren wir nun hin!
Boa noite Funchal. Wir ziehen weiter nach Ribeira Brava.
Was bisher geschah:
Teil 1 – Welcome to Madeira
Teil 2 – All along the Levada
Teil 3 – Küstenweg nach São Jorge
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Schlagworte: Funchal, Hauptstadt, Madeira, Portugal, Reise, wandern