Neulich las ich in der Kundenzeitschrift eines Bioladens, dass zur Herstellung der Baumwolle eines einzigen T-Shirts, rund 2.000 Liter Süsswasser benötigt werden. Wow ! So ein Teil kostet dann bei uns im Laden unfassbare 10€. Auch die Bilder der eingestürzten Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesh gehen mir nicht aus dem Kopf.
80% unserer Kleidung kommt aus Asien, wo grösstenteils unzumutbare Arbeitsbedingungen herrschen und Menschen, ja teilweise Kinder, zu unangemessenen Löhnen für unsere Billigmode arbeiten müssen.
Wie kann ich feststellen, ob Kleidung weder Umwelt, noch Gesundheit oder anderen Menschen schadet ?
Das ideale Öko Zertifikat gibt es noch nicht
Wenn ich unsere Kleiderschränke so durchforste, muss ich beschämt feststellen, dass die meisten Kleidungsstücke komplett ohne jegliches Öko Label sind. Oft findet sich immerhin ein Ökotex Zeichen und manchmal auch, vor allem bei der Kinderkleidung, ein GOTS zertifiziertes Teil. Da die Kinder so schnell wachsen, und manchmal eben neue Sachen brauchen, mache ich mir gerade verstärkt Gedanken darüber, welche Verantwortung ich als Verbraucher denn bei dem Kauf von Kleidung habe.
Wie wurde das Kleidungsstück hergestellt ? Von wem ? Welche Chemikalien kamen dabei zum Einsatz ?Wenn man sich die existierenden Öko Zertifikate und Labels anschaut, wird schnell klar dass KEINES DAVON wirklich alle Aspekte abdeckt. Einige Öko Labels geben aber einen guten Anhaltspunkt, ob ein Kleidungsstück fair, umweltverträglich und ohne gesundheitsgefährdenden Stoffe hergestellt wurde.
Zertifikate für Leder und Daunen halte ich derzeit für komplett vernachlässigbar, da sie zwar die Schadstoffe und Produktionsmittel überwachen, aber der Schutz und die Würde der Tiere nur unzureichend berücksichtigt werden.
Global Organic Textile Standard (GOTS)
Eine unabhängige Zertifizierung sämtlicher Verarbeitungsstufen mit jährlichen Betriebsinspektionen garantiert die Glaubwürdigkeit.
Ein zertifiziertes Kleidungsstück muss aus mindestens 90 % Naturfasern muss bestehen, außer bei Sportbekleidung. Hier dürfen bis zu 25 % synthetische Fasern eingesetzt werden. Doch insgesamt sind 70% der Fasern aus Bio-Anbau ein festgelegtes Minimum.
Es gibt strenge Regeln wie die Fasern weiterverabeitet werden dürfen. Dies gewährleistet, dass eine mögliche Schadstoffbelastung im Endprodukt so gering wie möglich ist. Auch soziale Mindeststandards, die regelmäßig überprüft werden, sind Teil des GOTS. Die Liste zugelassener Farben und Hilfsmittel ist sehr beschränkt, Ausnahmen sind allerdings erlaubt: Bei den schwermetallhaltigen Farben darf Kupfer eingesetzt werden. Die Veredelung von Baumwollgarnen mit Natronlauge (Mercerisierung) zur Erhöhung des Glanzes ist bei GOTS erlaubt. Auch optische Aufheller sind zugelassen. Bei Accessoires sind Einlagen, Stickgarne oder Bänder aus Viskose erlaubt, müssen nicht unbedingt aus Naturfasern bestehen. Auch Knöpfe aus Kunststoff dürfen beispielsweise eingesetzt werden.
Mittlerweile können bereits mehr als 2.700 Unternehmen ihre Kollektionen mit dem GOTS-Siegel im internationalen Handel anbieten.
Weitere Informationen zum GOTS Siegel
IVN BEST
BEST bildet die gesamte textile Produktionskette ab, sowohl in ökologischer als auch in sozialverantwortlicher Hinsicht. Die Umweltpolicy des produzierenden Betriebes muss Maßnahmen zur Minimierung von Abfall und Umweltbelastungen beinhalten und dokumentieren. Die Stoffe müssen zu 100% aus Naturfasern bestehen, die aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) oder kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) stammen. E s sind weniger Farben und Hilfsmittel zugelassen, als unter GOTS. Beispielsweise ist unter IVN BEST-Standard auch kupferhaltige Farbe nicht erlaubt. Auch das bei GOTS erlaubte Mercerisieren von Baumwollgewebe - also die Veredelung mit Hilfe von Natronlauge - zur Erhöhung des Glanzes - ist hier verboten. Synthetische Fasern, wie z. B. Elasthan, Polyacryl oder Viskose dürfen nur zu höchstens 5 % bei Zutaten oder in Ausnahmefällen bei elastischen Stoffen eingesetzt werden, wie beispielsweise bei Bündchen oder Spitze. Bei der Verarbeitung der Kleidung wie beispielsweise beim Spinnen, Färben, Weben, Stricken oder Nähen dürfen grundsätzlich keine Substanzen eingesetzt werden, die unter der Richtlinie 67/548/ der EU gelistet sind. Auch bei der Verpackung wird auf die Umwelt geachtet: Sämtliche Transportmittel und -wege müssen dokumentiert werden.
bluesign
Ökotex
Das bisher häufigste, der Öko-Tex Standard 100, zertifiziert a usschließlich die Schadstoffarmut des gekauften textilen Produktes. Über die sonstigen Herstellungsbedingungen und die Produktion der Rohstoffe wird keine Aussage gemacht. Es ist also kein "Bio-Label" wie bei Bio-Lebensmitteln. Je nach Einsatzzweck des konkreten Produktes variieren die im Standard gerade noch erlaubten Rückstände bestimmter, bedenklicher Stoffe. Je enger der Hautkontakt ist, desto niedriger sind die Grenzwerte; einige Stoffe dürfen gar nicht verwendet werden bzw. nicht nachweisbar sein. Es kommt durchaus vor, dass Herstellern das Zertifikat entzogen wird, weil bei einer Produktkontrolle doch wieder zu viel Schadstoffe entdeckt wurden. Einerseits zeigt das, dass durchaus Kontrollen stattfinden. Es bleibt aber immer der ungute Beigeschmack: Wieviele Produkte wurden nicht entdeckt, die das Label eigentlich auch nicht mehr tragen dürften? Wer sich selbst informieren will, welche Zertifkate entzogen wurden, kann auf der Webseite zum Öko-Tex Standard 100 unter "Zertifizierte Artikel -> Entzogene Zertifikate" nachschauen.
Beim Öko-Tex Standard 1000 wird dagegen die Produktionsstätte nach umweltfreundlichen Kriterien zertifiziert. Auch gewisse arbeitsrechtliche
Schließlich kann ein Produkt den Öko-Tex Standard 100plus verliehen bekommen, wenn sowohl alle an der Herstellung beteiligten Produktionsstätten nach Öko-Tex Standard 1000 zertifiziert sind und das Produkt selbst den Öko-Tex Standard 100 erfüllt. Auch bei Öko-Tex Standard 100plus kann man aber im Vergleich zu anderen Zertifikaten (Fairtrade, Naturtextil) von schwächeren Anforderungen sprechen.
Weitere Informationen zu Öko-TexNaturland-Siegel
Fairtraide Certified Cotton
Weitere Informationen zu Fairtrade für Baumwolle
EU-Ecolabel
Das EU-Umweltzeichen ist ein 1992 von der Europäischen Kommission festgelegter Standard, der sich vor allem mit Umweltbelastungen auseinandersetzt. Unternehmen, die eine geringere Umweltbelastung als vergleichbare andere Unternehmen aufweisen, dürfen sich mit der EU-Blume schmücken. Dabei werden Kriterien wie biologisch abbaubare Zusatzstoffe, geringe Abwasserbelastung oder das Verbot bestimmter Chemikalien geprüft. Daneben stehen gesundheitliche Unbedenklichkeit und besondere Form- und Farbfestigkeit im Vordergrund. Die EU-Blume sagt allerdings weder etwas über die ökologische Qualität der Stoffe aus (Chemiefasern dürfen auch verwendet werden), noch etwas über die Arbeitsbedingungen von Fabrikarbeitern und Rohstoff-Produzenten und auch nichts über den CO2 Abdruck aus.
Mehr Informationen unter eu-ecolabel.de Im nächsten Artikel beschäftige ich mich mit ÖKO MODE ONLINE - habt ihr Tipps ??