Okay, aber doch nicht so

Von Beautifulvenditti

Es war mir von Anfang an klar, dass die Kinder eines Tages bemerken würden, dass es zweierlei Menschen gibt. Kein Problem, wirklich. Mir macht es nichts aus, wenn meine Söhne im kleinen Kindergarten zum ersten Mal bis über beide Ohren verliebt sind und dass Luise bei den Jungs gut ankommt, stört mich nicht. Im Gegenteil, ich finde es geradezu rührend, wie sie ihre ersten Gehversuche in Sachen Verliebtsein machen. Liebesbriefe, unschuldige Küsschen auf die Wangen, den Namen der Liebsten an die Zimmerwand schreiben – alles vollkommen in Ordnung für mich.

Rasend macht mich hingegen, wie früh das Ganze sexuell aufgeladen wird. Drittklässler, die Spiele spielen, die wir mit fünfzehn gespielt hatten. Mädchen, die noch vor dem zehnten Geburtstag ihr erstes “Date” haben und sich dazu aufreizend anziehen. Anzügliche Bemerkungen von grösseren Mitschülern bevor die Mädchen überhaupt richtig aufgeklärt sind. Primarschülerinnen, die in der Schulstunde den neuesten Tanz vorführen und zwar mit solch eindeutigen Posen, dass mir schon von Luises Erzählung beinahe übel wird. Zum Heulen finde ich das.

Okay, es war uns von Anfang an klar, dass unsere Kinder in keine heile Welt hineingeboren worden sind. Wir ahnten, dass das Thema schon in der Primarschule aufkommen würde, darum haben wir mit der Aufklärung begonnen, sobald die Knöpfe ihre ersten Fragen stellten. Wir versuchen ihnen zu vermitteln, dass es hier um etwas sehr Kostbares und Zerbrechliches geht, etwas, was weder lächerlich noch schmutzig ist. Darum stimmt es mich traurig, dass wir jetzt schon Gegensteuer geben müssen gegen eine Vorstellung von Sexualität, die geprägt ist von Anzüglichkeiten, billiger Anmache und einem himmeltraurigen Frauenbild.