Es ist 3.52 h. Ich bin wach und das schon seit einigen Stunden. Seit 3,5 Stunden werde ich angejammert, angeschrien oder auch mal zum Spielen aufgefordert. ICH WILL DAS NICHT! Dann blitzt es auf..ein kurzer Gedanke aus der Kategorie ‘könnte schlimmer sein': wenigstens nicht mehr nächtelang durchstillen und abwechselnd angekotzt werden…
20 Minuten später stehe ich im Bad, wechsel mein Shirt und wasche mir Milchkotze vom Oberkörper.
In 40 Minuten klingelt der Wecker.
Mittlerweile ist unsere kleine Rabaukenraupe fast 15 Monate. Und was sie schon alles kann ist so unglaublich und toll! Was das Kind nicht kann ist schlafen. So mal im Grundsätzlichen ist das über die Monate ziemlich anstrengend. Aber das muss ich ja nicht extra nochmal wiederholen, denn das können wohl alle Eltern nachvollziehen.
Seit einigen Wochen ist es hier gerade schwierig(er). Wir hangeln uns so von Rotz und Kotz, mal mit mal ohne Fieber (und jedes Familienmitglied darf mal, gerne auch mehrmals), zu Zähnchen und von Schub zu Phase. Ich weiß es nicht. Irgendwas ist einfach immer. Selten mal eine erträgliche Nacht, häufig ist es einfach nur furchtbar. Morgens schaut mich dann ein vegetierender Mombie aus dem Spiegel an. Das war mal ich? Manchmal vergesse ich auch in den Spiegel zu schauen. Dann geht’s.
Oje, es wächst. Von Schüben und Phasen
Unter Eltern ist ein Mantra sehr verbreitet: „Es ist nur eine Phase! Es ist nur eine Phase! Es ist nur eine Phase!“ Mittlerweile wippe ich bereits katatonisch vor und zurück und hoffe darauf, dass diese Phase irgendwann einfach nur ein Ende findet, denn ich bin bereits am Ende meiner Kräfte und auch meiner Geduld. Mir fehlt gerade die Kraft zum Halten, Dasein, Trösten, Aushalten. Ich möchte einfach nur noch auf den Arm, in mein warmes Bettchen. Am besten mit einer warmen Milch.
Von der Phase zum Dauerzustand. Mein Leben ohne Schlaf.
Ich bin keine Verfechterin von Ratgebern, aber eines gehört zu unserem Haushalt und wird dann und wann (wenn wir uns kein Verhalten mehr erklären können) zu Rate gezogen. Das Buch ‘ Oje, ich wachse!: Von den 10 “Sprüngen” in der mentalen Entwicklung Ihres Kindes während der ersten 20 Monate und wie Sie damit umgehen können*. Die Autoren Hetty van de Rijt und Frans X. Plooij beschreiben sehr exakt, was passiert und wann es passiert. Und ja, ihr habt richtig gelesen !10! Sprünge in 20 Monaten. Das ist auf der einen Seite gut, denn so kann man sich einiges erklären und mehr Verständnis aufbringen. Zwischen diesen Phasen kommen dann aber auch noch: die Zähnchen, die Motorik entwickelt sich und der immer wieder kehrende Schnoddel, der uns einfach um den ersehnten Schlaf bingt.
So ein Kind ist also gut beschäftigt mit dem sich entwickeln und ankommen in dieser Welt. Und das ist anstrengend! Aber geteiltes Leid ist halbes Leid. Darum leiden wir hier alle zusammen.
Ich habe aber leider gerade das Gefühl, dass wir auch dieser Phase einfach nicht mehr rauskommen.Uff!
Die totale Erschöpfung. Wenn die kleinen Auszeiten nicht mehr helfen
Unser erstes Babyjahr war anstrengend. Neben dem normalen Wahnsinn, den man als Baby mit Erstlingseltern erlebt, hatten wir das Add-On: High-need Baby. Dazu dann der Umzug mit der Renovierung aus der Hölle, dem einen oder anderen Ausfall durch Krankheit und Krankenhausaufenthalte und nach 10 Monaten der Berufseinstieg.
Was da geholfen hat: kleine Auszeiten! Mal eine Kaffeepause, ein Treffen mit Freundinnen, mal was schreiben. Einfach mal ein wenig den Kopf mit was anderem als Babygeschrei füllen. Aber nun scheint nichts mehr zu helfen. Kein langes Bad, keine ausgedehnte Kaffeepause und auch nicht mal die durchgeschlafenen Nacht, die uns Oma durchs Babysitten ermöglicht.
Mama dreht durch!
Ich bin müde. Furchtbar müde und gleichzeitig rastlos. Dabei gelingt mir nichts, denn ich bin unkonzentriert und fahrig. Meine Laune ist am absoluten Tiefpunkt, mein Geduldsfaden nur noch so dick wie eine einzige Faser. Ich habe keinen Appetit mehr und meine Gedanken sind überwiegend negativ.
Momentan entwickele ich mich zu einem Menschen, der ich nicht sein möchte. Ich gönne den anderen ihr Glück nicht. Nicht die tollen neuen Jobs, nicht die überall bekannt gegebenen Schwangerschaften oder sonstige Erfolge. Bei mir ist grad alles furchtbar! Bei allen anderen ist es immer alles super! Und so weiter. Das Gras auf der anderen Wiese ist ja schließlich immer grüner!Stimmt natürlich nicht und ich weiß das.
Ich bin fies drauf, knatschig und in einem tiefen Loch gefangen. So ein Mensch bin ich nicht und will es eigentlich auch gar nicht sein!
Frustfaktor Kind?!
In dieser Phase erwische ich mich dabei, wie ich darüber nachdenke, ob es früher (vor dem Kind) besser war. Ist mein Kind der Grund für meinen Frust? Frustfaktor: Baby??
An den schlimmen Tagen, wenn ich mal wieder jegliche Planung über den Haufen werfen muss, weil wieder irgendwas ist, dann wird es für mich schwierig eine geduldige Mutter zu sein. Sich anschreien zu lassen. Keine Pause zu haben, weil sie erst gegen 22 Uhr erschöpft einschläft, die innere Anspannung immer bleibt (wann wacht sie wieder auf?) und man selbst nur hungrig und müde für ein paar -unterbrochene- Stunden schlafen kann. Um 5 Uhr klingelt der Wecker erbarmungslos und das einzige, was einen erwartet ist das Hamsterrad.
In diesen Momenten kann ich die Frauen verstehen, wenn sie über #regrettingmotherhood sprechen und ihre Mutterschaft bereuen. Ja, ich kann es nachvollziehen und ärgere mich über die Beiträge, die dieses Gefühl verbieten wollen.
Aber ich bereue es nicht. Ich bin nur müde und stecke gerade in diesem Gefühl fest, welches einige Bloggerinnen als Ambivalenz der Mutterschaft bezeichnen.
Mich treibt momentan nur ein Wunsch an: der Wunsch nach Ruhe. Einfach mal die Stille um mich herum genießen, Schlafen können, eine Pause machen dürfen. Zeit, dass die Gedanken auf Reisen gehen können.
Mich einfach mal richtig Ausknatschen können!
Das Weg zurück zur inneren Mitte!?
In diesem Sinne sei also nur zu sagen: ich werde wohl auch noch die kommenden Tage täglich ungefähr 10994587x das Elternmantra wiederholen werde. Damit habe ich zumindest das Gefühl, nicht allein zu sein.
Der Text entstand schon zu Ostern. Ich bin jetzt nur noch müde. Ausgeknatscht und der Knoten ist geplatzt. Das Kind hat seine ersten wackligen Schritte an der Hand gemacht, die Sonne scheint wieder und so können wir beschwingt in den Frühling starten.
Wie es dann doch funktioniert hat? Das Elternmantra aufsagen, beim Mann auskotzen/ausheulen und sich viele kleine gute Dinge gönnen. Den Kopf auf der Arbeit mit neuen Ideen frei pusten und das beste Mittel: die kleinen Erfolge sehen und die Zeit mit dem Kind einfach genießen. Alles andere kann schließlich warten!
hust ich habe jetzt auch wieder Zeit auf eure Mails zu antworten!
Kennt ihr solche Phasen auch? Was hilft euch?!
*Amazon Affiliate Link