Ohne Nadelöhr über die Grenze

Während der grenzüberschreitende Ausbau des Straßenverkehrs zwischen Bayern und Böhmen voranschreitet, stockt der Fernverkehr der Bahn.
Furth im Wald/Pilsen (ce-press - internet-zeitung) – Europa wächst zusammen – doch der Ausbau der Verkehrsadern im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet hält nach jahrzehntelanger Trennung nur mühsam Schritt. Während mit der Fertigstellung der Autobahn 6 zwischen Nürnberg und Prag die wichtigste Fernstraßenverbindung zwischen Bayern und Böhmen bereits Realität ist, ist der Ausbau einer Schnellzugverbindung zwischen München, Regensburg und Prag noch nicht in Sicht – derzeit braucht der Regionalzug rund sechs Stunden für die knapp 400 Kilometer. Auf der Straße geht es dagegen weiter voran: Mit dem Bau der Ortsumgehung im Oberpfälzischen Furth im Wald wird ein nächster großer Schritt in der Beschleunigung des deutsch-tschechischen Grenzverkehrs getan. Eine stetige Zunahme des Güter- und Personenverkehrs im Wirtschaftsraum Bayern-Böhmen macht den Ausbau von Verkehrswegen „ohne Bruchstellen“ immer wichtiger.
Schon im Mittelalter war die „Goldene Straße“ zwischen Nürnberg und Prag eine der wichtigsten Handelsrouten Europas. Jetzt rollt auf ganz ähnlicher Strecke wieder der Verkehr zwischen Bayern und Böhmen – auf der grenzüberschreitend ausgebauten Autobahn 6. Doch nach dieser neuen Fernstraße warten noch weitere „Nadelöhre“ entlang der Grenze auf einen Ausbau. Bei einer „Grenzüberschreitenden Verkehrskonferenz Ostbayern & Westböhmen“ haben sich die IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim und die Bezirkswirtschaftskammer in Pilsen auf gemeinsame Schwerpunkte beim Ausbau des Grenzverkehrs verständigt. Auf der Straße sind einige der geforderten Verbindungen bereits in der Entstehung.
Derzeit im Bau: Eine Ortsumgehung im Oberpfälzischen Furth im Wald (Landkreis Cham) für fast 70 Millionen Euro. Mit ihrer geplanten Fertigstellung Anfang 2013 kann die Bundesstraße 20 von Cham Richtung Pilsen bis zur Landesgrenze ohne Ortsdurchfahrten befahren werden. Zudem wird die B 20 auf dieser Strecke zum Teil dreispurig ausgebaut. Auch auf tschechischer Seite sind auf dem Weg nach Pilsen weitere Ortsumgehungen in Planung. Außerdem ab Ende Oktober im Bau: Eine Ortsumgehung im etwas nördlich von Furth gelegenen Waldmünchen für etwa 6 Millionen Euro.
Während sich auf der Straße die Lage für den angeschwollenen Grenzverkehr zunehmend entspannt, ist im Fernverkehr der Bahn noch keine Verbesserung in Sicht. Weil viele Streckenabschnitte schlecht ausgebaut sind, brauchen Zugreisende von München nach Prag derzeit rund sechs Stunden. „Die Schiene muss wieder mehr Bedeutung gewinnen, im Güter- wie auch im Personenverkehr. Priorität Nummer Eins hat dabei die Donau-Moldau-Bahn als Hochgeschwindigkeits-Magistrale von München über Regensburg, Furth im Wald, Domazlice und Pilsen nach Prag“, sagt Dr. Jürgen Helmes, Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim. Das mittelfristige Ziel: Eine Elektrifizierung der rund 180 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Regensburg und Hof als Teilstück eines „Ost-Korridors“, der vom Hamburger Hafen bis in den Süden und Osten der Republik einen leistungsstarken Schienenverkehr gewährleisten soll.
Unterstützung für die Donau-Moldau-Bahn kommt auch von ostbayerischen Politikern. „Wir können eine Elektrifizierung der Bahnstrecke Regensburg-Hof noch in diesem Jahrzehnt erreichen“, sagt Karl Holmeier, Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Schwandorf/Cham und Mitglied im Verkehrsausschuss. Denn die stehe bereits als Randnotiz im Bundesverkehrswegeplan für 2015. Holmeier will Bahnchef Rüdiger Grube daher vorschlagen, schon bald mit der Planung der Arbeiten zu beginnen. „Dann würden wir einige Jahre gewinnen“, sagt Holmeier.
Auf tschechischer Seite sind die Pläne für einen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Pilsen und der Grenze bei Furth im Wald bereits etwas konkreter. Das tschechische Verkehrsministerium hat den Ausbau der Strecke bereits in ihre Langfrist-Planung aufgenommen und budgetiert. Geplant ist unter anderem ein fünf Kilometer langer Grenztunnel, der die Höhen des Bayerischen Waldes unterquert. Die Kosten sollen sich auf gut eine Milliarde Euro belaufen. Für den deutschen Abschnitt ist – je nach Variante – von 300 bis 400 Millionen Euro die Rede.

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