Gestern war ich bei einem Elternfrühstück, das hier in meiner Umgebung regelmäßig angeboten wird.
Der Unterschied an den Angeboten, zu denen ich sonst gehe, ist, dass hier die Eltern im Fokus stehen und die Kinder zwar willkommen sind, jedoch nicht im Mittelpunkt stehen. Bei den übrigen Angeboten, zu denen ich sonst gehe, stehen die Kinder im Fokus, wie z. B. Krabbelgruppen, Musikgruppen, Schwimmen, einfache Treffen mit Freunden (die Kinder im gleichen Alter haben), usw. Überall geht es um die Kinder und nebenbei unterhalten sich die Eltern.
Doch gestern war es anders. Die Kinder durften spielen, dort natürlich auch mit essen, wenn sie Hunger hatten, aber am Tisch saßen größtenteils Eltern - teils sogar ohne Kinder (wenn diese bereits im Kindergarten oder Schule sind), ab und zu mit einem Kind auf dem Schoß, bevor sich dies wieder verabschiedete zum Spielen mit den anderen Kindern. Die Gesprächsthemen waren teils Elternthemen, teils aber auch völlig losgelöst vom Elternsein. Meine beiden Kinder spielten und ich saß da in einer Ecke am Tisch und fühlte mich nackt. Irgendwie fühlte ich mich so fehl am Platz, so unwohl, so überflüssig und unnütz, wenn nicht wenigstens ein Kind auf meinem Schoß sitzt. Der Blick war so frei auf mich, meinen Bauch, meinen Körper, mein Gesicht und auch meine Gedanken. Was soll ich erzählen, was nichts mit meinem Mama-Dasein zu tun hat? Ich bin doch zurzeit "nur" Mama und alles dreht sich darum. In gewisser Weise sind meine Kinder also ein Schutzpanzer für mich, wenn sie auf meinem Schoß sitzen, denn dann unterhalte ich mich mit ihnen, füttere sie oder wir singen und spielen gemeinsam. Immer jedenfalls habe ich etwas zu tun, zu erzählen und über die Kinder komme ich auch mit den anderen Eltern ins Gespräch. Wie unangenehm, wenn dann auf einmal der Schutzpanzer wegfällt, weil sie sich selbst ihre Spielgefährten aussuchen und ganz ohne Mama die Welt erkunden.
Ich muss das wohl erst wieder lernen, mich fernab von Mama-Themen zu unterhalten, die Fühler ausstrecken, Kontakte zu knüpfen und einfach mal ganz frei ohne Kind auf dem Schoß einen Kaffee zu trinken. Natürlich kommt das zu Hause auch vor, dass ich in Ruhe Kaffee trinken kann, während die Kinder spielen. Aber ich bin immer in "Alarmbereitschaft" und höre, was sie gerade veranstalten oder wann sie aufwachen, falls sie zufällig mal gleichzeitig schlafen. So ganz auf mich bzw. andere Eltern konzentriert ohne meine Kinder in Hör- oder Sichtweite zu haben, ist für mich so ungewohnt.
Gestern war es wirklich nicht nötig - sie spielten so schön, dass ich nicht einmal nach ihnen sehen musste. Sie kamen von allein zu mir, wenn sie etwas brauchten. Und ich? Statt das zu genießen fühlte ich mich nackt - beobachtet - überflüssig - fehl am Platz - einfach total ungebraucht. Das war natürlich kein schönes Gefühl, doch gleichzeitig zeigt es mir, wie sehr ich mich in den letzten Jahren nur und ausschließlich auf die Kinder konzentriert habe ohne auch ab und zu mal eine bewusste Auszeit zu nehmen. Ich brauche das nicht und möchte das nicht, weil ich gerne mit den Kindern zusammen bin. Irgendwann werden sie mich automatisch weniger brauchen und dann habe ich Zeit für all das, wofür ich heute nicht komme. Das macht mir nichts aus, heute auf etwas zu verzichten, weil meine Kinder mich brauchen und ich weniger Zeit für mich selbst habe. Aber was ist, wenn das IRGENDWANN auf einmal zu JETZT wird?
"DU MUSST" doch Zeit für Dich nehmen, wird mir oft gesagt - auch mal was für Dich machen, Sport machen, usw. Ich muss gar nichts - ich muss das tun, was mir gefällt und woran auch ich Freude habe. Und das ist eben aktuell, mit den Kindern zusammen zu sein. In gar nicht langer Zeit wird die Große in den Kindergarten gehen und ich habe dann "nur noch" die Kleine bei mir zu den Zeiten, in denen ich nicht arbeite. Und dann kommt dieser Punkt, an dem ich wieder neu lernen muss, dass ich nun etwas weniger gebraucht werde, weil die Große während der Abwesenheiten andere Bezugspersonen hat. Die Kleine ist zwar da, aber schon fast "langweilig", wenn ich sonst 2 Kinder an mir kleben habe.
Es sind Herausforderungen, die vor mir liegen: Ich lerne, mich über Themen zu unterhalten, die nicht vorrangig um Kinder gehen, mich auf mich selbst konzentrieren, Zeit, in der ich nicht gebraucht werde, zu überbrücken. Es ist nicht leicht und dennoch freue ich mich darauf. Es eröffnet Möglichkeiten, neue Kontakte zu knüpfen, 'alte' Kontakte, die in den Hintergrund gerückt sind, wieder aufleben zu lassen und sich den Gesprächsthemen zu widmen, die es neben den Kindern auch noch gibt. Ich werde jedenfalls die Zeit, die ich mit ihnen habe, genießen - vielleicht etwas mehr als die Zeit, die ich ohne sie habe. Denn sie sind und bleiben das Wichtigste, das ich habe - auch wenn sie mal ihre eigenen Wege gehen.
Wie geht es Euch damit? Habt Ihr Euch sehnlichst die Zeit gewünscht, in der Ihr mal wieder ohne Kinder unterwegs seid oder fühlt Ihr Euch auch so nackt, wenn die Kinder mal nicht bei Euch sind? Ich freue mich auf Eure Kommentare. Oh... ich muss aufhören, ein Kind ruft nach mir. Ein Glück, was hätte ich sonst tun sollen, wenn der Blogartikel fertig ist?16 total views, 16 views today