Irgendwann musste ich es einfach kaufen und lesen. “Er ist wieder da” geschrieben von Timur Vermes. Es ist nämlich irgendwann einfach nur noch nervig wenn alle Welt über ein Buch redet und ich selbst keine Ahnung habe warum. Jetzt habe ich eine.
Das Taschenbuch spricht mich rein von der Gestaltung des Umschlags schonmal an. Schlicht, prägnantes Bild. Moment! Prägnantes Bild?! Sieht ja aus wie ….. Hitler! Um genau den geht es auf 394 Seiten. Wer jetzt allerdings einen schnieken historischen Roman mit allerlei Obersalzberg-Flair und schwerwiegenden Entscheidungen bei Hauptstadtpanorama erwartet, wird enttäuscht.
“Er”, Hitler, wird von Timur Vermes einfach mal in die Moderne geholt. Dann darf er sich schön anschauen was für einen Bockmist er damals angerichtet hat. Aber ich beginne einmal am Anfang. Eines schönen Sommertages erwacht Adolf Hitler auf einer Möchtegern Wiese in Berlin-Mitte. Allerdings schreiben wir das Jahr 2011, woran er sich gewöhnen muss. Hitler kommt zu sich und schaut sich das moderne Berlin an, das bunte Berlin, das Multi-Kulturelle Berlin. Natürlich trifft er in den ersten Minuten auch gleich auf “Eingeborene” – ein für ihn interessantes Erlebnis. Für die Jungs ist er nur irgendein ausgeflippter unter Tausenden in der Stadt.
Angekommen in der neuen Welt lernt Hitler das Berlin von heute kennen. Durch einen Zufall (aus seiner Sicht stellt sich das natürlich ganz anders dar) beginnt er eine Karriere. Ausgerechnet im Fernsehen. Missverstanden von Millionen. Sein Feldzug nimmt groteske Züge an, sorgt aber für Quote.
Genug des Insider-Wissens Ich habe beim Lesen des Buches wirklich Spaß gehabt. Nicht ständig und auch nicht auf jeder Seite, aber durchaus oft. Was genau der Roman nun ist: Groteske, Satire, Comedy, ich weiss es nicht. Das Buch hat neben vielen lichten Momenten leider auch Längen. Dafür ist es für Freunde des schwarzen Humors ein gefundenes Fressen. Manchmal wirken die – aus voller Überzeugung – nationalsozialistischen Sprüche des Herrn Hitler herrlich satirisch. Abseits der Humorpunkte fand ich es interessant mir die Frage zu stellen, was wäre wenn Hitler wirklich im Berlin von heute aufwachen würde? Was wäre wenn er sehen würde wie wir heute über ihn denken? Was würde er aus heutiger Sicht über sein Reich damals denken? Das hat der Autor geschafft und dazu noch passend, wie ich finde. Reine Satire ist das Buch sicherlich nicht. Zwischen den Zeilen lässt sich auch erahnen wie sehr die damaligen Ansichten zur Rassentrennung, dem Herrenmenschen und dem Umgang mit Grundrechten aus der Zeit gefallen sind.
Damit ist “Er ist wieder da” lesenswert für alle die auch mal lachen können über Nazi-Sprüche. Für alle die in der Bahn ihre Mitfahrer durch lautes Loslachen mitreissen möchten (ist mir passiert). Für alle die einfach mal die Gedanken spielen lassen wollen. Schwarzer (brauner) Humor.
Timur Vermes
Er ist wieder da: Der Roman
ISBN 978-3-404-17178-1
Verlag Bastei-Lübbe
9,99 € (Taschenbuch)