*Sing*
Aber fangen wir von Vorne an …
Gestern. Ein strahlend schöner Tag in Deutschland.
Ganz Deutschland?
Nein: In einem kleinen Dörfchen namens Groß-Bummelsdorf herrscht kein eitler Sonnenschein.
Also: Streng genommen schon. Aber der Molly, der hat`s ganz schön die Laune verhagelt und das zählt jawohl auch. Zahnweh hat die Gute nämlich und versprüht folglich Gewitterwolken und Blitze, dass es nur so kracht!
Eichen weichen und Buchen suchen Schutz, als ich zum Zahnarzt stapfe. Meine Laune ist grottenschlecht, wie man sich denken kann. Dazu noch das witzige Telefonat mit der Zahnarzthelferin:
“Guten Tag, Praxis Er und Sie Zahndoktoren, Frau Hochnase am Apparat, was kann ich für sie tun”, flötete es mir entgegen. Ahrg.
“Ja hallo, Molly Logan hier, ich habe Zahnschmerzen!”
Kurze Stille, dann: “Also wollen Sie einen Termin?”
Nee, Du Spaßkeks, ich bin nur einfach sehr mitteilungsbedürftig!
“Ja bitte”, knirsche ich.
Frau Hochnase: “Bei wem?”
Ich: “Ist mir egal!”
“Einen Moment” *Kramraschelwusel* “Ich hätte hier nächste Woche Dienstag was frei-”
Ich glaub`s nicht! “Hallo??? Ich habe Zahnschmerzen???”
Arrogant: “Tss. Die haben andere Menschen auch!”
Grrrr … “Ja, und die rufen dann beim Zahnarzt an und bekommen einen kurzfristigen Termin, RTICHTIG????”
Na ja. Lange Rede, kurzer Sinn: Da meine naturgegebene Charmanz vom Zahnschmerz weggeätzt worden war, nun, habe ich mir einen Spontantermin er-ätzt, das kann man nun wirklich nicht anders sagen.
Ja was denn? Ich kann auf 3 Dinge nicht: Migräne, Hunger und Zahnaua. Ist eben so.
Ich also hin und Dr. Sie guckt mir die Zähne nach. Doof. Also , jetzt nix gegen Frau Dr. Sie, aber Herr Dr. Er ist mir lieber; bei dem bekomme ich nämlich keine Boobs Boobies Brüste irgendwohin gedrückt. Na ja, lebe ich halt den feuchten Traum eines jeden Teenies, eine ungerechte Welt ist das.
“Eine sehr schöne Mundhygiene haben Sie, Frau Logan!”, strahlt die Zahnärztin. “Wirklich sehr vorbildlich!”
“Ä e-e ir ühe!”, nehme ich das Lob wohlwollend zur Kenntnis.
Frau Dr. Sie – man stelle sich das einmal vor, wie kann man nur so eiskalt sein??? – lächelt weiter: “Aber Sie haben da ein kleines Loch in XY-Oben rechts. Das machenwa mal fix, gelle?”
Waaaaaaaaaaaas?
Dr. Sie nimmt die Hände und andere Dinge aus meinem Mund. Ich nutze die Gelegenheit, um da nochmal ganz genau nachzuhaken: “Waaaaaaaaaaaaas?”
Dr. Sie nickt. “Ist aber noch ganz klein, kein Problem! Wirklich, Sie haben hervorragende Zähne!”
Bin ich die Einzige, die da eine Diskrepanz der Aussagen sieht?
Also frage ich: “Ähhh … wenn meine Mundhygiene so toll ist …”
Dr. Sie: “Jaaa?”
Ich: “Und meine Zähne so toll sind …”
Dr. Sie: “Jaaa?”
Ich: “Warum verdammte Scheiße habe ich dann ein Loch???”
“Jaaa nun”, Frau Dr. Sie lächelt mich wieder an mit ihren perfekten und garantiert lochfreien Zähnen. “Das passiert eben schonmal, da können Sie auch nichts für. Man kommt eben beim Zähneputzen nicht überall hin, deshalb versiegeln wir ja und Sie sollen Zahnseide benutzen. Benutzen Sie Zahnseide, Frau Logan? Regelmäßig? Täglich?”
Ich: “Flzmdebrösegrumpfja schon. Jeden zweiten Tag. Oder jeden dritten. Aber auf jeden Fall zweimal die Woche!”
Frau Zahnärztin nickt: “Ja, so ein Löchlein, das passiert eben. Wirklich, Frau Logan, eine ganz ausgezeichnete Mundhygiene haben Sie! Und die Zahnseide sollten Sie täglich benutzen”
Während Dr. Sie den Krams zusammensucht, grummele und grantele ich vor mich hin. “Warum putze ich mir eigentlich überhaupt die Zähne? … Scheiß Zahnseide! … Ist doch alles für`n Popo! …” usw.
Die Zahnarzthelferin lächelt mir mitfühlend zu und ich beschieße, mich reif und erwachsen zu verhalten und ihr nicht die Zunge rauszustrecken.
“Möchten Sie eine leichte Betäubung?”, fragt Frau Dr. Sie freundlich.
Selten so wenig gezögert: “OH JA!”
Und dann geht es los.
Entnervt starre ich an die Zimmerdecke. Ein Mal, EIN MAL habe ich es bislang erlebt, dass ein Zahnarzt in dieser Hinsicht Intelligenz und Empathie bewiesen hat: Der hatte ein Wimmelbild unter der Decke hängen, genau über des Patienten Kopf. Wie geil ist das denn????
Im Ernst: Das ist einfach nur genial. Und kann so viel ausmachen! Mal ernsthaft: Wenn da nichts ist als weiße Decke, was soll man machen? Richtig, man kann nur auf das achten, was einem die restlichen Sinne so erzählen. Und das ist – mit Verlaub gesagt – bei einem Zahnarztbesuch mäßig sympthatisch. Ein Wimmelbild dagegen ist einfach nur genial.
***LIEBE ZAHNÄRZTE/INNEN/ZAHNARZTHELFER/INNEN!***
BITTE BITTE FÜHRT DAS AUCH IN EURER PRAXIS EIN, BILDER KÖNNEN LEBEN RETTEN!!!!!
-> Ich will das ja meinen Zahnärzten jedes Mal vorschlagen; aber immer, wenn ich den Mund aufmache, stecken sie Finger und Dinge rein!
Nee, im Ernst jetzt: Echt genial. Weil man sich auf etwas Anderes konzentrieren kann. Das macht`s ja auch für die lieben Zahnmediziner einfacher!
Frau Dr. Sie stellt mir ein paar Drogenfragen und diskriminiert mich (“Sind Sie oder könnten Sie schwanger sein?” – Tss, ich wette, einen MANN hätte sie das nicht gefragt!), setzt die Spritze, wartet kurz und legt dann los.
Zum Glück habe ich vor ein paar Jahren einen Zaubertrick gesehen. Das war irgendeine Doku über Menschen mit extremer Angst vorm Zahnarzt.
War nicht schön.
Vor Allem nicht die Zahnbilder, *schauder*
Anyway, auf jeden Fall hieß es da, ein großer Teil der Angst oder des Unbehagens würde ausgelöst durch das Geräusch von Bohrer, Sauger&Co.
Also: Stellt Euch doch mal bitte das Geräusch eines Zahnarztbohrers vor, ja?
Ha! Da sehr Ihr`s: Fürchterlich, oder?
Seitdem setzte ich mir Musik in den Kopf (Nach Absprache kann man bei vielen Zahnärzten wohl auch tatsächlich Musik über Kopfknopfdinger hören) und übertöne damit die Geräusche. Kann man von halten, was man will, aber: Mir hat es den Zahnarztbesuch um 300% angenehmer gemacht, ohne Witz jetzt! Genial. Hätte ich den Trick mal schon früher gekannt, *seufz* …
Ja. Ich liege also da und Dr. Sie bohrt und spachtelt und macht sonst noch was.
Ja und dann darf ich nach Hause gehen.
Und ich gehe.
Federleicht und auf Wattewolken. Die fluffeln schön beim Gehen, seht Ihr das?
Was tropft denn da auf meine Schulter. Huhu, ist da Regen? Ich lege meinen Kopf in den Nacken. Nö, kein Regen. Was denn dann? Weine ich?
Ich lege meine Hände auf die Wangen. Nein: Alles trocken. Hm.
Oh! Des Rätsels Lösung: Da hab ich wohl ein bisschen gesabbert! Hihihihi!
Abwischen und weitermachen, Privet Logan – Jawohl, Sir!
Ich summe “Oh happy day” vor mich hin und falle schließlich Herrn L. in die Arme. Weil ich zuhause angekommen bin. Irgendwie. Ist ja witzig!
Und weil Herr L. der tollste Mann auf der Welt ist und ich ihn soooooooo doll liebe und er so toll ist und überhaupt und ich ihn liebe, da sage ich ihm das. Weil ich ihn so liebe.
Und erzähle ihm vom Zahnarzt und dem Zahn und der Mundhygiene und der Spritze und dem Loch, also dem im Zahn, und von Frau Dr. Sie und von der Musik in meinem Kopf und dann packt mich Herr L. ins Bett. Da liege ich dann und singe “Oh happy day” und habe Hunger. Herr L. bringt mir was zu Essen und bringt mir was zu Trinken und ich esse und ich trinke und dann bekomme ich ganz fürchterliche Kopfschmerzen und schlafe dann irgendwie ein.
Glaubt mir, Leute: Das Aufwachen war erst recht nicht schön! Ahrg.
High von einer klitzekleinen Zahnarztbetäubungsspritze. Ich schätze, eine Drogenkarriere kommt für mich nicht in Betracht, was?
So. Und jetzt mache ich mich mal fix an die Hausarbeit, die Gestern aus gewissen Gründen liegen geblieben ist.
Oh Mann.
Eure Molly,
wieder clean ;-)
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