Macht es faul oder frei? Niederlande führen bedingungsloses Grundeinkommen ein - aber nur als Experiment. Was passiert, wenn man armen Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen zahlt? Befürworter sagen, es befreit, Gegner sagen, es macht faul. Zahlreiche niederländische Städte wollen es genauer wissen - und starten jetzt Experimente mit ihren Sozialhilfeempfängern.
Das "bedingungslose Grundeinkommen" hat hierzulande vor einigen Jahren die Piratenpartei propagiert, doch es fand nie einen gesellschaftlichen Konsens. Anders in den Niederlanden: Dort experimentiert die Stadt Utrecht seit Juni mit der Idee. Ihr schließen sich jetzt zwölf andere holländische Kommunen an, darunter etwa Groningen, Maastricht, Enschede und Nijmegen. Bis zu 1.300 Euro pro Person
Überwacht wird das Experiment von der Universität in Utrecht. Dafür werden die Sozialhilfeempfänger der Städte, die sich freiwillig an der Studie beteiligen, in drei Gruppen geteilt. Die erste erhält wie bisher Sozialhilfe plus diverse Zuschüsse, etwa für Miete und Krankenversicherung. Eine zweite Gruppe erhält Zuschüsse nach einem System aus Anreizen und Belohnungen, eine dritte Gruppe erhält ein pauschales Grundeinkommen und muss davon all ihre Ausgaben bestreiten.
Das Grundeinkommen schwankt zwischen 900 Euro für Singles und 1.300 Euro für Familien. In Utrecht selbst beteiligen sich ab kommendem Januar rund 300 Bedürftige an dem Test, 50 von ihnen werden das Grundeinkommen erhalten. Das gilt selbst dann, wenn sie einen Job finden - allerdings müssen sie dann jeden Cent über dem Grundeinkommen ganz normal versteuern. Macht Grundeinkommen frei oder faul?
In der Theorie gehen Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens davon aus, dass es Empfänger freier in ihren Entscheidungen macht. Sie würden dann flexibler nach Arbeit suchen oder ehrenamtliche Arbeiten übernehmen. Gegner wiederum behaupten, ein festes Grundeinkommen würde Menschen den Anreiz nehmen, nach einem Job zu suchen und somit der Wirtschaft schaden.
Die Städte möchten hingegen schlicht testen, ob sich mit einem Grundeinkommen nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch der bürokratische Aufwand für die Stadt reduziert. Schließlich ist es einfacher für die Verwaltung, einmal eine bestimmte Summe auszuzahlen, als über verschiedenste Zuschüsse gesondert entscheiden zu müssen.
Möglich ist der Test, weil die Niederlander ihre Sozialgesetzgebung dahingehend gelockert haben, dass Kommunen nun mit alternativen Formen experimentieren können. In Kanada hat es einst Wunder gewirkt
Die Niederlande sind aber nicht die ersten, die ein bedingungsloses Grundeinkommen testen. Das berühmteste Experiment gab es zwischen 1974 und 1979 in der kanadischen Stadt Dauphin. Das Ergebnis: Die Armutsrate der Stadt fiel, Menschen wurden zudem seltener krank und mussten weniger wegen psychischen Problemen behandelt werden - was das Gesundheitssystem entlastete.
Zwar sank ebenfalls die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden, aber das betraf am stärksten junge Männer, die das Grundeinkommen für Studium oder Weiterbildung nutzten, oder jungen Müttern, die sich stärker um ihre Kinder kümmerten als zuvor.
Allerdings: Dauphin testete das Grundeinkommen mit all seinen Bewohnern, Utrecht nur mit Bedürftigen.
Quelle finanzen100.de
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