Oh du lieber Augustin! Denn das Gute liegt so nah….

Wien Landstraße, nicht unbedingt der kulinarisch bestversorgteste Bezirk Wiens, sorgt in letzter Zeit immer häufiger für Stoff – gastronomischen Gesprächsstoff nämlich, der in der Tat nicht uninteressant ist. So auch die Eröffnung eines neuen Lokals in der Erdbergstraße – ja, richtig, auch in diesem nicht überall attraktiven Grätzl gibt es kulinarische Neuigkeiten!

Vor einigen Wochen hat dort das „Gustl kocht“ eröffnet, ein von außen eher unauffälliges Restaurant das jedoch drinnen, „im Herzen“, so ganz und gar nicht Mainstream ist und – einmal besucht – bestimmt in Erinnerung bleibt.

Fangen wir beim Inhaber und Namensgeber an: Christoph Liebscher, der im zweiten Vornamen August („Gustl“) heißt, ist erfahrener Wiener Rechtsanwalt, hat jedoch außer Streit schlichten noch ein anderes Hobby, das er ausbauen wollte: kochen! Und zwar sehr gerne osteuropäisch, weil er beruflich viel in diesen Regionen unterwegs und stets begeistert von der hiesigen Küche war. Den Schritt zum Gastronom wagte er mit dem Vorhaben einen „Platz für alle“ zu schaffen an dem es „einfach gut“ schmeckt und „keine halben Sachen“ gemacht werden. Dies sind die drei Leitsätze des Lokals, mit denen man dezent, ohne viel TraTra, ausdrücken möchte, dass es hier recht tolerant zugeht und von A bis Z eine bestimmte Linie gefahren wird: Nachhaltigkeit. Dieses Motto zieht sich durch das Gesamtkonzept wie ein roter Faden. Liebscher arbeitet beispielsweise mit Jugend am Werk und der Caritas zusammen und hat Personal angestellt, das sowohl aus Vollprofis als auch Gastro-Neulingen besteht, was soviel heißt wie: Routiniers die bereits in der Haubengastronomie tätig waren, aber auch Menschen mit Behinderungen oder die nach langer Arbeitslosigkeit hier wieder einen Einstieg ins Berufsleben finden. Vorbildlich!

Auch beim Interieur wurde darauf geachtet, dass es nicht nur optisch hübsch aussieht, sondern auch bis ins kleinste Detail „stimmt“ was die Nachhaltigkeit betrifft: es wird gänzlich auf Kunststoff verzichtet, stattdessen wurden sehr viele Naturmaterialien verwendet, es gibt Glas- statt Plastikflaschen, biologisch abbaubare Servietten und chemiefreie Reinigungsmittel. Durch viel Holz bei der Möblierung, dem holzbefeuerten Backofen, einem Regal voller Bücher zum Ausborgen und den großen Fenstern wirkt der Gastraum freundlich und gemütlich. Die bunten Tischdeckerl sind traditionell polnisch, die dunkelbunten Wandteppiche erinnern an typische Bilder aus der Mongolei, Georgien oder Russland – auf jeden Fall an den Osten. Erwähnenswert ist außerdem, dass es einen großen abgetrennten (!) Spielbereich samt Kletter- und Schmierwände für Kinder gibt – es ist eben wirklich Platz für alle.

Der biozertifizierte Betrieb setzt also auf Slow Food sowie Produkte abseits der Massenware und unterstützt kleinere regionale Betriebe die sich um Sortenvielfalt bemühen. Fruchtsäfte kommen aus dem Burgenland und dem Waldviertel, das Bio-Kracherl wird aus Rimini geliefert, Cola, Fanta & Co sucht man somit vergebens auf der Getränkekarte. Dafür gibt’s hier Bio-Spirituosen aus dem Weltmeister-Betrieb Farthofer und noch guten Tee (aus dem Hause Demmer) um günstige € 2,90 – eine Seltenheit in Wien.

Kommen wir nun zum essentiellen Part der ganzen Geschichte – dem Essen. Die am Deckblatt mit vielen Sprachen versehene Speisekarte lässt sich mit ein paar Worten zusammenfassen: österreichisch, osteuropäisch, bodenständig, biologisch. Ein bisschen genauer bedeutet es, dass Herr Liebscher großen Wert auf qualitativ hochwertige, authentische Lebensmittel legt, seinen Fokus auf die bislang oft eher stiefmütterlich behandelte osteuropäische Küche legt ohne dabei Österreich und den Adriaraum zu vergessen. Auf Fertigprodukte und viel Pipapo wird getrost verzichtet. Ob der praktischen Öffnungszeiten kann man im Gustl kocht mit dem Frühstück in den Tag starten. Mittags serviert man dann neben einem wechselndem Menü (€ 7,90) folgende Köstlichkeiten: Suppenliebhaber wählen zwischen der klassischen Rindsuppe mit diversen Einlagen, einer Kürbissuppe oder ukrainischer Borschtsch mit Kalbsfleischpastetchen, die Vorspeisenauswahl bietet Interessantes wie polnische Speckzwetschken, georgisches Fladenbrot mit Selchkäse, Tatar vom Alpenfisch oder das leicht süßlich schmeckende, hausgemachte Borodinskij-Brot (russisches Roggen-Sauerteigbrot mit Koriander – sehr zu empfehlen!). Die Hauptspeisen sind nicht weniger „exotisch“ und reichen von ungarischem Pörkölt (Paprikagulasch) über polnische Pierogi (vegetarisch gefüllte Teigtaschen), sibirischen Pelmeni (Teigtaschen mit Fleisch) bis hin zur italienischen Fenchel-Porchetta und österreichischen Klassikern wie Schopf- oder Kümmelbraten und dem Hüftsteak aus dem Josper-Holzkohlengrill, der täglich um 15 Uhr angeheizt wird. Kurz gesagt: egal ob man Fleischesser, Vegetarier oder Veganer ist – dass man auf dieser vielfältigen Speisekarte nicht fündig wird ist quasi unmöglich, dafür sorgt Küchenchef Alexander Verzi, der bereits in manch anderen Gourmettempeln sein Können unter Beweis stellte.

Wenn das Servicepersonal abserviert, wird anstatt dem üblichen „Hat´s gschmeckt?“ lieber gefragt ob man denn einen Verbesserungsvorschlag machen wolle. Stetige Optimierung wird nämlich auch groß geschrieben hier, beim Gustl.

Im Gespräch mit Geschäftsführer Robert Sulzer erfahre ich außerdem, dass „noch so einiges in Planung ist“…. ob zuckerfreie Kinderfrühstücksversionen, selbst gemachter Wodka aus Erdäpfeln vom eigenen Liebscher-Bauernhof oder andere nachhaltige Einfälle gemeint sind? Wir dürfen jedenfalls gespannt sein….

Mein Fazit: Das „Gustl kocht“ vereint soziales Engagement mit osteuropäischer Küche – ein noch nicht dagewesener und sehr sympathischer Ansatz wie ich finde. Die Gerichte sind vielfältig, authentisch und mit Pfiff. Ein neues Lokal, das ich guten Gewissens weiterempfehlen kann! Erdberger müsste man halt sein…

Gustl kocht

Erdbergstraße 21

1030 Wien

Tel. +43 1 712 01 51

www.gustl-kocht.at

Geöffnet: Montag bis Sonntag 08:00 – 00:00 Uhr


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