Oh! Die spielen hier sogar Schach

Von Qohelet17

Ich arbeite eh schon Tag und Nacht, wenn ich endlich fürs Schreiben bezahlt werde, leiste ich mir eine hübsche Sekretärin!

Es ist einiges an Zeit vergangen, seit ich meinen letzten sinnvollen Artikel veröffentlicht habe. Nun ja, es ist viel passiert und es wird in der nächsten Zeit noch viel mehr passieren. Es hätten noch ein Artikel über Kroatien und drei Artikel über Thailand vor diesen kommen sollen, aber da ich mit dem Verschieben von Dingen (Bspw. Veröffentlichungen) so gut bin, gesellt sich dieser Artikel eben vor die Anderen…

Ebenso arbeite ich gerade an einem Buch, was mich oft darüber nachdenken lässt, was in den Blog kommt und was nicht und was an beiden Stellen auftaucht. Nun ja, bis dato hatte ich immer dem Buch den Vorzug gegeben, weswegen ich kommende Woche während meiner Reise in die Hauptstadt die Zeit für einige Kambodscha-Artikel verwenden werde.

Asien ist… “anders” als alles, was ich bis dato erlebt habe. Es fällt einem am Anfang schwer, mit dieser fernöstlichen Welt klarzukommen, wenn man nicht gerade Pauschaltourist oder Pauschalkolonialist ist.

Man kann sich hier nicht einfach so unterhalten, wie ich es in Europa gewohnt war. Erstens liegt das daran, dass die Leute hier kaum Fremdsprachen können und zweitens, dass die Gesprächsqualität hier eine Andere ist. Man bleibt (zumindest mir gegenüber) stets oberflächlich und verwendet andere Informationskanäle.

In solchen Momenten sucht man oft nach Dingen, an denen man sich wieder orientieren kann, die einem vertraut sind und die Fremde nicht allzu groß werden lässt.

In Österreich hatte ich immer gerne Schach gespielt. Schach spielt man doch auf der ganzen Welt war meine Überlegung, also kann man es sicher auch hier.

So ganz glücklich wollte mein Opponent im “Englischen Schach” nicht sein…

Es war wirklich nur eine Frage der Zeit bis ich jemanden gefunden hatte, der ein Schachbrett besaß. Nur… Es war einfärbig… und die Figuren erinnerten eher an Zwiebeltürme, die man von Moscheen entwendet hat als Schachfiguren (Außer der Springer) und manche der Bauern wurden von Flaschendeckeln repräsentiert, aber ich wusste ja, was ich ziehe, also konnte mir das herzlich egal sein.

Während sich das deutsche “Schach” auf ein Wort in Farsi, also Persisch bezieht deutete das Khmer-Wort “Oh” auf gar nichts hin. Wobei ich hier hinzufügen muss, dass es eigentlich “Ohk” heißt, die Khmer jedoch das ‘k’ am Ende vieler Wörter nur andeuten. Somit ist es für ungeübte Westler kaum zu hören. Aus stilistischen Gründen habe ich mich für die orale Form entschieden um den Artikel zu benennen.

Schach wird leichter, wenn man den Gegner mit neuen Regeln konfrontiert…

Anfangs war ich etwas verwundert, wie die Figuren aufgestellt wurden. König und Dame standen sich gegenüber, zudem wurden die Bauern alle um einen Schritt nach vorne versetzt. Da ich an diesem Abend eher erpicht auf ein Schachspiel war, als meinen Horizont zu erweitern “korrigierte” ich. Das Spiel gewann ich natürlich haushoch.

Erst bei meinem nächsten Konkurrenten, den ich ein paar Tage später kennenlernte war ich bereit zu lernen und stellte fest, warum sich mein vorheriger Gegner so leicht in die Knie zwingen ließ. Schach und Oh haben aufgrund der verschiedenen Spielweisen auch eine andere Priorität von Strategie und von Taktik. Das Khmer-Schach wird mit denselben Regeln gespielt wie die Thailändische Variante – Makruk.

Ich versuche so gut es geht die Regeln zu erläutern. Da der König (sieht aus wie ein großer Zwiebelturm) und der Springer denselben Grundregeln folgt werde ich ihre Namen in beiden Spielen verwenden. Die anderen Figuren nennt man:

Wesir – Dame – Erinnert an einen verkehrten Kreisel
Boot – Turm – Erinnert an einen größeren Keks und ist zylinderförmig
Baum – Läufer – wie der König, nur kleiner
Fisch – Bauer – könnte genausogut eine Münze sein

Die Fische starten im Gegensatz zu den Bauern wie erwähnt eine Reihe weiter vorne (3. Reihe) und haben sonst ein identisches Schlag- und Zugverhalten. Kommen sie in die gegnerische 3. Reihe, so werden sie in Wesire umgewandelt.

Diese Figur klingt zwar als Damenäquivalent sehr mächtig und da man sie schon nach drei Zügen bekommt sollte doch eher ein Kampf um das Mittelfeld ausbrechen.

Jedoch ist der Wesir eine Witzfigur. Er fährt wie ein Läufer – jedoch nur ein Feld in jede Richtung. Von daher sind Umwandlungen eher häufig und geben dem Spiel eine schnellere Dynamik.

Zudem darf sich der Standardwesir an seinem Erstzug einen Zug wünschen, so kann er entweder zwei nach vorne (sehr populär) oder sich einen Springerhops genehmigen.

Für die Zugweise des Baumes brauchte ich ein wenig länger. Der geht gleich wie der Wesir, nur dass er zusätzlich ein Feld nach vorne (nicht aber nach hinten) schlagen kann.

Dieses Verhalten macht es beim Figurentausch etwas schwerer die Punkte zu berechnen, da man den Gegner mit einem Baum matt setzen kann, nicht aber mit einem Springer…

Im Übrigen ist vor wenigen Tagen König Norodom Sihanouk verstorben. Eine eindrucksvolle, historische Figur. Aus diesem Grunde tragen alle Leute schwarze Schleifen oder Tücher

Mein zweiter Gegner hatte schon mehrere Spiele hinter sich und es war leicht zu erkennen, dass er ein guter Gegner war. Sein voriger Opponent hatte kaum Chancen, was ihn nicht davon abhielt, stets mit den Figuren aufs Brett zu schlagen, wenn er einen “guten” Zug machte. Nervig wird das spätestens nach dem 5. “guten” Zug…

Im Spiel war es recht bald zu erkennen, dass ich hinten lag. Meine Strategien, die ich aus dem internationalen Schach hatte (hier “englisches Schach” genannt) gingen nicht auf und irgendwann war mein König hilflos und auf der Flucht. Dennoch konnte ich zumindest ein Patt herausholen, was zumindest ein Anfangserfolg war.

Ein paar weitere Fotos finden sich auf Landmark 5: http://www.landmark5.at/2012/10/khmerschach/


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