“Offshore ist das Geschäft der Großen”

Windräder sollen bis zum Jahr 2050 die Hälfte des Stroms in Deutschland erzeugen. Windkraft ist die tragende Säule im Energiekonzept der Bundesregierung. Diese setzt vor allem auf den Ausbau von Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee. Mit Krediten in Höhe von fünf Milliarden Euro fördert die Bundesregierung die ersten zehn Offshore-Windparks, um den Unternehmen Investitionen in die neue und somit risikoreiche Technologie zu erleichtern. Der Präsident des Bundesverbandes Windenergie, Hermann Albers, kritisiert das Energiekonzept der Bundesregierung. Die starke Förderung der Offshore-Anlagen nutze vor allem den großen Energieunternehmen, aber nicht den Bürgern.

NDR.de: Die Bundesregierung setzt in ihrer Windkraftstrategie vor allem auf Offshore-Anlagen. Bis zum Jahr 2020 sollen sie zehn Gigawatt Leistung erbringen. Ist das realistisch?

Hermann Albers: Nein, wir gehen davon aus, dass höchstens sieben Gigawatt erreicht werden. Die Regierung sollte deshalb auch ihre Zielvorstellung entsprechend senken. Erst danach können weitere Ziele formuliert werden, die davon abhängen müssen, wie sich die Kosten bei der Offshore-Windenergie entwickeln. Offshore ist eine Säule der Energieerzeugung, aber sie ist deutlich teurer als die Wind-Energieerzeugung an Land. Wird ein Megawatt auf See produziert, ist das zurzeit drei Mal so teuer wie an Land.

NDR.de: Warum ist die Offshore-Stromerzeugung so teuer?

Albers: Um die Natur zu schützen, müssen die Offshore-Parks sehr weit entfernt von den norddeutschen Küsten gebaut werden. Dort ist das Wasser bis zu 50 Meter tief, was die Ingenieure der Anlagen vor ausgesprochen hohe Herausforderungen stellt. Und das führt dazu, dass die Betreiber deutlich höhere Kosten schultern müssen.

NDR.de: Auch die Wartung der Anlagen auf hoher See ist sehr teuer. Die Parks müssen mit Schiffen oder Hubschraubern angeflogen werden. Warum setzt die Regierung ihrer Meinung nach dennoch so stark auf Offshore?

Albers: Es zeichnet sich ab, dass die Offshore-Windenergie das Geschäft der alten, großen Stromanbieter ist. Es gab auch auffälligerweise nie eine Debatte über die Vergütung auf See, im Gegensatz zum Beispiel zu jener in der Solarbranche, wo um jeden Cent gekämpft werden musste. An Land hingegen können auch einzelne Bürger und regionale Erzeugerunternehmen Windräder aufstellen und sich somit an einer dezentralen Energieerzeugung beteiligen.

NDR.de: Es ist also nicht sinnvoll, sich verstärkt auf den Ausbau der Offshore-Anlagen zu fokussieren?

Albers: Entscheidend ist, zu fragen, was es den Verbraucher kostet. Dazu gehören die Kosten für die Produktion aber auch für die Netze im Meer und den Transport bis nach Bayern. Dezentrale Anlagen sind billiger und entlasten den Netzausbau, der in den vergangenen Jahren von den Netzbetreibern nicht unterstützt wurde. Umweltminister Peter Altmaier sagte, der Ausbau der erneuerbaren Energien solle sich am Ausbau der Netze orientieren. Wenn das so kommt, dann würde die Energiewende scheitern. Denn das Tempo der Energiewende darf sich nicht am Willen oder Unwillen der privaten Netzbetreiber orientieren. Wir, die Windbranche, bieten an, selbst als Netzbetreiber aktiv zu werden.

NDR.de: Könnte denn an Land genug Energie produziert werden, um das Ziel der Bundesregierung zu erfüllen, in 2050 die Hälfte des Strombedarfs mit Windenergie zu decken?

Albers: Ja. Wir haben in einer Studie nachgewiesen, dass Windanlagen an Land 65 Prozent des Strombedarfs in Deutschland decken könnten.

Quelle: NDR.de

“Offshore ist das Geschäft der Großen”

Offshore-Anlagen nützten vor allem den großen Unternehmen und kosten den Bürger, sagt Hermann Albers. © Bundesverband Windenergie



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