Wo sind eigentlich all die besinnlichen Weihnachtsfilme hin? Gibt es kein Wunder von Manhattan mehr, ist das Leben nicht mehr schön? Warum ruft niemand mehr die Weihnachtsgeister, lässt Kevin allein zu Haus oder setzt sich in den Polarexpress. Stattdessen gibt es unnötig unweihnachtliche Komödien, die sich um die fette Party, um Drogen und nackte Frauen drehen. Im vergangenen Jahr konnten Joseph Gordon-Levitt, Seth Rogen und Anthony Mackie dieser Idee zumindest noch ansatzweise etwas Herz einverleiben. In diesem Jahr geht das Genre des Weihnachtsfilms mit Office Christmas Party den Bach hinunter.
Der Film kommt vom Regie-Duo Josh Gordon und Will Speck (Die Eisprinzen), die mit Office Christmas Party eine hervorragende Cast aus dem Weihnachtsschlitten werfen und quasi mit leeren Händen vor der Weihnachtstanne stehen. T. J. Miller spielt Clay Vanstone, eigentlich total inkompetent, aber als Liebling seines inzwischen verstorbenen Vaters dennoch Erbe einer Zweigstelle der Firma Zenotek. Nur seine Schwester Carol (Jennifer Aniston) steht in der Rangfolge noch über ihm. Ausgerechnet sie droht seinen Laden dicht zu machen, weil dort schon lange kein Geld mehr fließt. Gemeinsam mit seinen beiden Best Buddies Josh (Jason Bateman) und Tracey (Olivia Munn) schmeißt Clay die Mega-Weihnachtsparty im Büro, um damit einen potentiellen Kunden zu beeindrucken, der die Firma vor dem Untergang retten könnte.
Kate McKinnon, Jason Bateman, T. J. Miller und Olivia Munn (v.l.n.r.)
Neben den bereits genannten Namen darf sich Office Christmas Party einer ziemlich talentierten Riege von Büroangestellten erfreuen. Da wären Kate McKinnon und Vanessa Bayer (Saturday Night Live), Rob Corrdry (ehemals The Daily Show) und Jillian Bell, die im letzten Jahr auch Die Highlighen drei Könige heimsuchte. Aber es sind lediglich Jason Bateman, Olivia Munn und T. J. Miller, die den Film am laufen halten. Es sind aber auch ausgerechnet diese drei Darsteller, die oftmals gar nichts mit der eigentlichen Party am Hut haben.
Während die Büro-Feierlichkeiten nach und nach eskalieren (Alkohol und Drogen spielen natürlich eine Rolle), hat dieses Duo mit der engstirnigen Furie namens Jennifer Aniston zu tun, die eine skrupellose Massen-Entlassung zur Weihnachtszeit gute Laune bereitet. Dann wäre da noch eine Gangster-Braut, die auf ihre Edel-Nutte aufpasst, aber reichlich Knete schnuppert, als sie erfährt, dass T. J. Millers Clay Vanstone über eine beträchtliche Summe Geld verfügt. Und so schweift der Film von Figur zu Figur, von unlustiger Anekdote zu belangloser Blödelei. Immer mal wieder bleibt die Office Christmas Party bei Bateman, Munn oder Miller hängen, die getrennt oder gemeinsam ähnlich guten Witz und Charme versprühen, wie noch die Highlighen drei Könige.
Dann ist da aber der ganze Rest. Denn diese drei alleine bekommen leider nicht den Film ausgehändigt, sondern müssen sich die Story mit allerhand Nebenfiguren teilen, die schlichtweg uninteressant daherkommen. Hier finden wir die eigentliche Party, auf der gar nicht so viel passiert. Die Büro-Mitarbeiter werden etwas extremer als in der Realität (zumindest nehme ich das jetzt mal an) gezeigt, wenn sie anstelle eines normalen Kopierers lieber den 3D-Drucker verwenden, um Ärsche, Penisse und Brüste zu kopieren. Wer hysterisch anfangen kann zu lachen, nur weil ein Rentier aus der Kloschüssel Wasser schlabbert oder weil in der Klo-Kabine nebenan gerade ein Gang-Bang vor sich geht, der wird sich gut unterhalten fühlen. Der Rest, eher nicht so.
Das Rentier auf der Office Christmas Party
Dann ist die Party aber auch schon vorbei. Eigentlich geht sie natürlich weiter, aber die Handlung zieht uns aus dem Büro heraus. Dann ist da auf einmal eine Entführung, eine Verfolgungsjagd. Alles muss auf einmal Action sein, als hätten die Regisseure selbst bemerkt, dass sie eigentlich von Anfang an keine guten Ideen für ihre Office Christmas Party hatten und zum Ende doch noch etwas ganz anderes abliefern wollten. Mittendrin bekommen wir dann wieder Jennifer Aniston als Chefin zu sehen, die man gerne um die Ecke bringen würden. Ebenso gut hätte Office Christmas Party auch Kill the Boss 3 sein können.
Warum nur muss sich Kate McKinnon hier auf Furz-Witze reduzieren lassen, wo sie doch eine der genialsten Köpfe der aktuellen Saturday Night Live Szene ist. Weshalb muss Rob Corrdry in jedem Film einmal sein bestes Stück zeigen (oder so tun als ob)? Warum bekommen Jason Bateman, Olivia Munn und T. J. Miller nicht mehr und Besseres zu tun als diesen Klamauk, wo alle drei schon gezeigt haben, was sie mit dem richtigen Material umsetzen können. Vor allem Munn, die in Newsroom strahlte und diese seltene Fähigkeit hat, das Girl von Nebenan zu sein, lustig, sexy, nerdy zugleich.
Office Christmas Party ist Klamauk ohne Witz. Am allerschlimmsten allerdings: der Film versprüht nicht den leisesten Hauch von Weihnacht’, was eine solche Komödie eigentlich leisten sollte. Nun könnte man versuchen auf Bad Santa 2 auszuweichen, aber auch hier kommt ein Gefühl auf, dass der Film nicht den festlichen Charme einfangen wird, wie all die uns lieb gewordenen Klassiker, die es ganz ohne Klamauk zur weihnachtlichen Langlebigkeit geschafft haben.