Ich schreibe diesen Aufruf im Namen von Millionen Frauen im Iran, im Irak und in Afghanistan.Insbesondere aber schreibe ich diesen offenen Brief im Namen von Millionen Frauen aus dem Iran, die seit mehr als dreißig Jahren die systematische Unterdrückung und Entrechtung durch einen islamistischen Gottesstaat am eigenen Leib erfahren.
Unser Schicksal liest sich wie ein aufgeschlagenes Buch und enthält für Euch eine zentrale Lehre: Widerstrebt den Bemühungen der islamistischen Kräfte in Euren Ländern, an die Stelle der alten Diktatoren zu treten und Euch unter das Joch der Scharia zu zwingen.
In Euren Ländern sind große Teile der Bevölkerung auf die Straße gegangen, um gegen die Fortexistenz der diktatorischen Regime zu protestieren. Damit wurde ein revolutionärer Prozess ausgelöst, in dessen Zentrum der Kampf gegen schreiende soziale Gegensätze, Korruption, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen und Folter, für demokratische Grundrechte und Freiheiten steht. Damit zielt Eure Revolution auf einen Übergang von autokratischen Verhältnissen in eine moderne Gesellschaft ab, in der demokratische Verfassungsgrundsätze wie die wirkliche Trennung von Religion, Staat, Recht und Privatsphäre gelten, wo das Prinzip der Volkssouveränität sowohl das Prinzip der despotischen Willkürherrschaft als auch das Prinzip der diktatorischen Gottessouveränität überwindet.
Es darf nicht noch einmal passieren, dass wie im Iran der Sturz des autokratischen Schahregimes letztendlich von den Islamisten gekapert wird. Dort wurde die Aufstandsbewegung von den Gottesfanatikern Khomeinis zunächst allmählich infiltriert und hegemoniert und schließlich abgewürgt, während die säkularen Akteure am Ende massakriert wurden.Der tunesische Islamistenführer Rached Ghannouchi gibt sich nach seiner Rückkehr aus dem französischen Exil „moderat“ und sagt: „Ich bin nicht Khomeini.“ Aber auch Khomeini, der ebenfalls aus Paris in den Iran zurückkehrte, erklärte zunächst nonchalant, dass er für die Gleichberechtigung der Frauen sei. Als er dann aber die Macht erobert hatte, richtete sich sein erster Schlag gegen die Frauen.
Auch in Ägypten halten sich die Muslimbrüder fast schon auffällig zurück und schieben zunächst El Baradei als Übergangsperson vor.
Liebe Schwestern! Die blutige Unterdrückung der iranischen Protestbewegung gegen die manipulierten Wahlen vom Juni 2009 hat erneut die barbarische Gewalttätigkeit der islamistischen Kräfte unter Beweis gestellt. Allein im Januar 2011 hat das islamistische Regime im Iran 102 Menschen hingerichtet. Darunter war auch die Holländerin Zahra Bahrami, über die das Regime verlautbaren ließ, die holländische Regierung müsse dankbar dafür sein, dass eine Drogenhändlerin hingerichtet worden sei. Tatsächlich aber war Zahra Bahrami wegen des Besuchs ihrer Kinder im Iran und hatte während dieses Aufenthalts an einer Protestkundgebung gegen das islamische Mörderregime im Iran teilgenommen.
So also sieht Islamismus aus, wenn er die Macht innehat und nicht mehr taktische Täuschungsmanöver ausführen muss. Islamismus an der Macht bedeutet brutalste Frauenunterdrückung und Errichtung eines religiösen Volksgefängnisses mit
mittelalterlichen Zügen. Deshalb möchte ich Euch eindringlich darauf hinweisen: Lasst den Islamisten keine Chance! Islamische Organisationen sind Gift für Eure Bewegung! Wir Frauen aus dem Iran haben umfangreiche Erfahrungen mit der barbarischen islamistischen Bewegung, die beständig Steinigung, Hinrichtung, Kopftuchzwang und Erniedrigung auf ihre Tagesordnung setzt. In diesem Sinne wünschen wir Euch alles Gute und übermitteln Euch unsere solidarischen Grüße
Mina Ahadi
International Committee against Execution
International Committee against Stoning
Email: minaahadi[at]aol.com
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