Offene Türen beim Festival Musica (c) Philippe Stirnweiss
Der erste Sonntag des Festival Musica stand ganz im Zeichen der “portes ouvertes”, der offenen Türen. Zwischen 14 und 18 Uhr hatte das Publikum die Möglichkeit, bei freiem Eintritt in den Konzertsälen des Konservatoriums aus dem Angebot von insgesamt 22 Konzerten zu wählen. 4 Konzerte konnte man bei geschicktem Timing hintereinander genießen und die Bandbreite des Dargebotenen hätte breiter nicht sein können. Von Klassikern wie Luciano Berio, Mauricio Kagel oder John Cage über junge Komponisten wie Bruno Mantovani oder Johannes Maria Staud war der Bogen breit gespannt. Neue Höreindrücke standen länger Bekanntem gegenüber und wie immer war der ganze Nachmittag von einer Leichtigkeit und Heiterkeit getragen, die ansteckend wirkte. Musikstudenten des Konservatoriums traten ebenso auf wie arrivierte „Stars“. Eine der größten Entdeckungen war Carlo Rizzo, der gemeinsam mit seinem Freund, dem Pianisten und Komponisten Henry Fourès, welcher bis 2009 der Rektor des Konservatoriums in Lyon war, auftrat. Der aus Italien stammende Rizzo hat das Tamburin zu einem multiklangfähigen Instrument weiterentwickelt, das er in Perfektion beherrscht. Damit erzeugt er ein Klangvolumen, das einer kompletten Schlagzeugbatterie gleicht und noch darüber hinaus geht. Seine Virtuosität ist atemberaubend und es bleibt zu wünschen, dass dieses tolle Instrument weite Verbreitung findet.
Bruno Mantovani, einer von Frankreichs jungen Komponistenentdeckungen, machte sich am Flügel über Geschmacksinterpretationen verschiedener elsässischer Weine her. Die Winzerfamilie Greiner, die 1 Crémant und 4 Weine zur Verkostung mitgebracht hatte und die geschmacklichen Charakteristika jedes edlen Tropfen eingangs erklärten, war sichtlich berührt, als Mantovani ihre Weine in Töne verwandelte. Ein ähnliches Experiment war schon im Vorjahr mit dem Werk „Lagrein“ von Johannes Maria Staud zu hören, in welchem er das geschmackliche Feuerwerk eines Südtiroler Rotweines in Musik für ein Quartett umgesetzt hatte.
Ein Konzert mit vier Werken von John Cage, dargeboten von Studenten, zeigte wunderbar, wie Kinder offen und richtig auf Musikpersiflagen reagieren. Während das Publikum der Interpretation von „Fontana Mix et Aria“ noch mit ernsten Gesichtern angestrengt lauschten, begannen die Kinder, die sich vor die erste Reihe am Boden gesetzt hatten, bereits laut zu lachen. Das Gurgeln des Klarinettisten und katzenartige Jammern des Sängers entlarvten sie vor allen Erwachsenen sofort als puren Spaß. Leandro Marziotte, der junge Countertenor, überraschte dabei einige Zuhörer mit seiner für einen Countertenor so charakteristischen Stimmlage und bot auch mimisch eine wunderbare Performance.
Am Schluss des Nachmittages stand noch ein jazziger Ausklang im bis auf den letzten Platz gefüllten Café auf dem Programm. Ein schönes Zeichen, dass Straßburg nicht nur mit offenen Türen, sondern vor allem auc