Die kleinen grünen Bällchen aus der Hölle – Rosenkohl ist für viele der Inbegriff des kulinarischen Horrors. Aus gutem Grund: Im Wasser gekocht und fad gewürzt serviert schmeckt Rosenkohl vor allem bitter und intensiv kohlig. Der penetrante Geruch tut sein Übriges. Ich war nie ein großer Fan von Rosenkohl. Nur die Blätter ganz außen mochte ich immer, weil sie nicht bitter schmeckten. Meine Aversion gegen dieses Gemüse hielt sich ehrlich gesagt bis vor kurzem. Genau genommen, bis mich auf Pinterest eine Flut von Rosenkohl-Rezepten neugierg machte. „Oven-roasted brussel sprouts“, zu deutsch ofengerösteter Rosenkohl, ist schon seit geraumer Zeit der große Renner – speziell auf US-Foodblogs.
Ofengerösteter Rosenkohl: Plötzlich Soulfood
Mild, überhaupt nicht bitter, nussig, süßlich – so beschreiben ehemalige Rosenkohl-Verweigerer dort die kleinen grünen Knospen. Als „Rosenkohl für Rosenkohlhasser“ wird er immer wieder angepriesen und irgendwie fühlte ich mich da angesprochen. Können Röstaromen aus dem Ofen einen derartigen Unterschied machen? Kann mir Rosenkohl plötzlich schmecken? Ja, er kann! Der erste Versuch offenbarte sofort, warum diese Zubereitungsart momentan eine solche Euphorie entfacht. Es sind allerdings nicht die Röstaromen alleine: Ofengerösteter Rosenkohl badet zuvor in einer Marinade, die der Bitternote keine Chance lässt. Plötzlich Soulfood – eine irre Verwandlung.
Die Marinade macht’s
Zucker, Ahornsiurup, Honig – das ist das wahre Geheimnis des ofengerösteten Rosenkohls. Irgendeine Zucker-Komponente muss rein ins Aromenbad. Denn: Süße wirkt Bitterkeit entgegen – das weiß man seit Chicorée, Grapefruit oder Radicchio. Wenn die zuckrige Marinade im Ofen karamellisiert und die Maillard-Reaktion durch intensiv-karamellige Noten unterstützt, dann entweicht wie durch Zauberhand diese unangenehme Note, die dem Rosenkohl bislang sein schlechtes Image bescherte. Grandioser Nebeneffekt: Kein Rosenkohldampf-Gewaber in der Wohnung. Endlich mal wieder ein Hype, der für mich absolute Daseinsberechtigung hat. Idealerweise kann man die Marinade genauso gut über jedes andere Gemüse pinseln – ob bitter oder nicht. Kürbis, Zucchini, Karotten oder Auberginen profitieren allesamt von einer süßlichen Aromen-Infusion. Nur die Garzeit muss man entsprechend anpassen. Wer das Soulfood auf die Spitze treiben will, greift kurz vor Ende mit einer leichten Parmesan-Kruste in die Umami-Trickkiste. Spätestens jetzt ist Widerstand zwecklos.
Zutaten für zwei Portionen ofengerösteten Rosenkohl
- 500 Gramm Rosenkohl
- 50 ml Olivenöl
- 3 EL Honig oder Ahornsirup
- 1 EL Meersalz
- 1 TL brauner Zucker
- 1 Zehe Knoblauch, gehackt
- 2 EL Sojasauce
- 2 EL Sherry
- 50 Gramm Parmesan, gerieben
Zubereitung
Ofen auf 200 Grad Umluft vorheizen. Den Rosenkohl von den welken Blättern befreien und gründlich waschen. Kleine Exemplare halbieren, große vierteln. Für die Marinade die restlichen Zutaten in einer Schüssel mischen und kurz in der Mikrowelle erhitzen, damit sich der Honig/Ahornsirup verflüssigt und sich mit den restlichen Zutaten verbindet.
Den Rosenkohl in die Marinade geben und alles kräftig durchmischen, bis überall etwas von der zuckrigen Masse haften bleibt. Den Kohl in einer Auflaufform verteilen und im Ofen für 30 Minuten garen. Nach 15 Minuten wenden und mit geriebenem Parmesan bestreuen. In den letzten 2 Minuten den Ofengrill auf Stufe 1 schalten und den Rosenkohl unter Beobachtung leicht anbräunen.