Ode an eine Kassiererin oder an ein “Moin”

“Moin” während sie die Artikel mit geübter Handbewegung über den Scanner zieht,  lächelt sie mir zu.

Blumenkohl, Champignons, Mehl, norddeutsche Zwetschgen wandern in einer schnellen geschmeidigen Bewegung über das Laufband.

Das Lächeln ist nicht eines dieser gezwungenen,  in Fortbildungen gewissenhaft erlernten Moinlächeln.

Es ist echt.

  Sie sitzt an der Kasse. Im hellblauen Kittel, die Haare von einem weißen Zopfgummi zusammengehalten, scannt sie Waren, nimmt Geld entgegen, gibt wider heraus, nicht ohne einen schönen Tag oder Abend gewünscht zu haben, je nachdem. Zart ist sie, durchscheinend, hinter ihren Brillengläser schauen zwei freundliche Augenpaare hervor.  Unschwer zu erkennen, dass sie meine Lieblingskassierin ist. Mag es an anderen Kassen leerer sein, ich gehe zu ihr. Nach diesem “Moin” bin ich wiederhergestellt, zumindest teilweise, und egal was vorher war.   Sie hat ein Gesicht, das sich aus dem mausgrauen Nebel heraushebt. Auf der Straße würde man sie übersehen; vielleicht. Vielleicht aber grüßt sie auch sonst mit diesem “Moin” , das einen meint. Das Moin meint mich.Es scheint jede Person zu meinen der es begegnet.
An Tagen, an denen viel los ist, sind ihre Lippen zusammengepresst.Ein Ausdruck erheblicher Konzentration. Wenn sie Regale einräumt, ist ihr Gang hüpfend, ein wenig schwebend. Der Arbeitsplatz scheint zugleich Wohnplatz zu sein.Sagte ich, dass sie immer da ist? In  Hamsterradwochen sehe ich sie öfter als meinen Mann.

Ich frage mich, welche verschlungenen Pfade sie an diesen Ort geführt haben. Die Arbeit, egal in welchem Discounter, ist meist eher mäßig bezahlt, der Druck hoch. So hört und liest man es jedenfalls.Man denke an die Überwachungskameras, die durch die Presse gingen.
Egal, wie auch immer, für mich ist es Glück. Ihre Arbeit verrichtet sie offensichtlich mit Freude; jeden Tag.”
“Man die ist ja süß”, sagte Lina kürzlich beim Einkauf, als auch sie mit diesem herzlichen, langezogenen “Mooiin” begrüßt wurde. Sie beschloss, fortan die Kasse ebenso bevorzugt zu frequentieren.

  “Egal was du machst, hatte Jaques Brel  geschrieben, mache es gut. Werde Straßenfeger, meinetwegen, aber werde ein guter Straßenfeger. Heute hat der Discounter zu.Ich beginne morgen, nach zwei Wochen Urlaub, wieder zu arbeiten.

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