Oddisee ist Produzent und Rapper in Personalunion. Eine gefragte Adresse ist er zurzeit in beiden Disziplinen. Auf Tour setzt der Künstler dennoch auf schlagkräftige Begleitung in Form der fünfköpfigen Band Good Company. Beim prêt à écouter Festival in Heidelberg waren wir dabei.
Die organischen Arrangements von Oddisee tragen die Noten musikalischer Meisterwerke. In puncto Rap hat der Beat-Producer aus Washington D.C. an seinen Skills gefeilt und vor allem seinen Flow verbessert. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an den vielseitigen Hochkaräter im gut besuchten Karlstorbahnhof.
Die ausgezeichnete Ein-Mann-Show mit Band
Beim Blick auf die mit Instrumenten übersäte Bühne stellte sich zunächst die Frage, wie die Ein-Mann-Show Oddisee wohl innerhalb einer Band funktioniert. Ausgezeichnet, um das gleich mal vorneweg zu nehmen. Obwohl mit Richard Patterson an der MPC extra eine Perkussivposition für Drumcomputer vertreten war, kam der markante Flavor von Oddisees Sample-Sound über den gesamten Abend gesehen jedoch leider etwas zu kurz. Denn trotz der ungeahnten Entertainer-Qualitäten von Amir Mohamed el Khalifa und jazzhaft-genialen Improvisationsmomenten mit Good Company, fehlte hin und wieder der staubtrockene MPC-Sound, der mit den feinen Nuancen der Produktionskunst oder einfach unverfälscht pur durch die Boxen birst.
Auch wenn Oddisee schon unzählige Veröffentlichungen auf dem Kerbholz hat, erschien im letzten Jahr mit People Hear What They See sein allererstes Studioalbum. Brandneue Tracks hatte der Globetrotter auch im Gepäck. Erst Anfang November kam Tangible Dream auf den Markt
Im Kontext der Band erklangen alle Songs, die Oddisee heute präsentierte, ohnehin in völlig neuem Gewand. Neben Jon Laine an den Drums und Dennis Turner am Bass sorgten besonders die gesangsstarken Good-Company-Mitglieder Olivier DaySoul an der Gitarre und der quirlige Ralph Washington an den Keys für abwechslungsreiche Show-Einlagen mit Ausflügen zu Funk, Rock und Sopran-Soul R&B.
He’s super-freaky
Immer wieder fruchteten die freundlichen Schäkereien der sympathischen Sechs auf der Bühne in spontane Sessions, bei denen unter anderem plötzlich Rick James Superfreak angestimmt oder Zwischenrufe aus dem begeisterten Publikum aufgenommen und in das Set integriert wurden.
Auch wenn der Schwerpunkt auf den live-tauglicheren Uptempo-Nummern lag, gab es zwischendurch ausreichend Platz für die starken nachdenklicheren Stücke, wie das von einem Aretha-Franklin-Sample getragene Paralyzed oder das Großstadt-symphonische Own Appeal(Pflichtstück 2013 für jedes mobile Abspielgerät!).
Wenn auch in etwas anderer Form als vielleicht erwartet, konnten die Heidelberger einen erstklassigen Auftritt des Rappers Oddisee sehen, der mit seiner Band im Rücken großes Entertainment bot. Auch 2014 wird es sicher wieder einiges vom ambitionierten Multitalent zu hören geben.