…Mit missionarischem Eifer macht sich die EU daran, alles zu retten – als ginge es ums Seelenretten. Man rettet so blindlings drauflos, dass immer mehr Angst aufkommt, am Ende könnten alle rettungslos verloren sein. Ist es das, wogegen die Occupy-Bewegung protestiert?…
Es geht [...] ums Verursacherprinzip. Wer profitiert hat und dabei den Schaden angerichtet hat, der soll zur Widergutmachung herangezogen werden. Wer Schuld hat, soll zahlen, und nicht immer die Unschuldigen. So wichtig das ist, ist es doch nur ein Aspekt des Dilemmas…
Der Protest richtet sich dagegen, dass zutiefst unseriös und unredlich reagiert wird. Das geht nicht nach Methode Marktwirtschaft, also rational, und logische Folgen treten ein. Es geht auch nicht nach Methode Demokratie, wo wohlweislich Parlamente debattieren müssen, ehe sie Entscheidungen hervorbringen. Sondern es geht nach Methode Selbstermächtigung: irrational, konfus und töricht – als ob man volkswirtschaftliche Gesetze durch politische Entscheidungen außer Kraft setzen könnte. Damit nicht genug, geht es auch nach Methode Wegducken und Heucheln…
So ist der Stand der Dinge: Niemand kann der Finanzindustrie entkommen, weil das meiste Geld jetzt im Computer steckt. In so einem Zwangssystem müssten Anstand und Redlichkeit herrschen, aber stattdessen herrschen dort die Finanzkünstler. Unter deren Ägide missbrauchen die Banken die Kundengelder, um den Aktionären übertriebene Renditen und dem Management überzogene Vergütungen zu erzocken; und obendrein entzieht sich die Finanzwelt weitgehend der Besteuerung. Trotz dieser Entsozialisierung wird der Steuerzahler gezwungen, die Fehler der Banken durch immense Geschenke auszubügeln. Indem die Banken das geschenkte Geld in deutschen Staatsanleihen anlegen, kehrt das Geld zurück – nur gehört es dann den Banken, und die Allgemeinheit muss ihnen auch noch Zinsen dafür zahlen…
Der basisdemokratische Protest sagt nein. Der gewaltige Regelbruch der Finanzindustrie rechtfertigt den geringfügigen Regelbruch des unautorisierten Protests in jeder Weise. Es ist an der Zeit, die quasireligiösen Dogmen zu sprengen, mit denen die Umverteilung von arm zu reich betrieben wird. Weil die politischen Parteien vollständig versagt haben, ist die Occupy-Volksversammlung ein guter Weg, das Recht der Allgemeinheit gegen die Abkassierkünstler zu erstreiten. Wir sind lange genug die 99 Prozent-Zahler gewesen. Jetzt wollen wir die 99 Prozent sein, für die das Große Ganze stattfindet.
http://hpd.de/node/12125