Erkner – Eigentlich sollte er für Recht und Ordnung einstehen. Darauf hat er einen Eid geschworen. Denn Lars H. (47) ist Polizist. Doch der Kripo-Beamte aus Berlin hat jahrelang Jungen sexuell missbraucht.
Eines seiner Opfer klagt jetzt: „Dieser Mann hat mein Leben zerstört. Und er ist noch immer auf freiem Fuß!“ Und das, obwohl ihn ein Richter längst verurteilt hat.
Rückblick. Lars H. war Trainer im Wassersportverein in Erkner. Er trainierte auch Felix S. (damals 14). Doch der Kommissar kümmerte sich nicht nur um die sportlichen Erfolge seiner Talente – er verging sich an ihnen. Zwischen 1996 und 2008 missbrauchte er sieben Jungen (13 bis 15 Jahre alt).
Felix S. erinnert sich: „Bei den Meisterschaften in Potsdam bezogen wir gemeinsam ein Zelt. In einer Nacht ist es dann passiert.“ Der Polizist schenkte ihm danach ein Handy, lud ihn zu Partys ein. „Wir haben nie ein Wort darüber verloren. Ich habe mich so geschämt.“ Erst Monate später vertraute er sich seinem Vater an.
Im Mai 2010 wurde der zweifache Familienvater vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) wegen sexuellen Missbrauchs, Nötigung und Vergewaltigung angeklagt. Vom Dienst ist er seit 2009 suspendiert.
Das Gericht verurteilte ihn zu zwei Jahren und neun Monaten Haft. Er legte Berufung ein. Sie wurde vom Bundesgerichtshof verworfen. Das Urteil ist seit Dezember 2010 rechtskräftig.Doch der Triebtäter ist noch immer frei. Warum? Oberstaatsanwalt Ulrich Scherding: „Das Urteil hatte einen formalen Fehler. Er muss vom Landgericht noch korrigiert werden.“ Wie lange das noch dauert – ungewiss.
Lars H. schrieb seinem Opfer einen Entschuldigungsbrief, zahlte 1500 Euro Opferausgleich. „Doch damit sind seine Taten nicht ungeschehen gemacht“, sagt Felix S.
Quelle: BILD-Online 27.03.2011
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt