Oberpollinger 2019: Die besten Alben

Oberpollinger 2019: Die besten Alben
Oberpollinger 2019: Die besten Alben
20
These New Puritans
"Inside the Rse"
Wie immer man das bewertet, wie sehr es einem Musikliebhaber stinkt – Pop- und Rockmusik hat sich in den letzten Jahren geändert, weil sich unsere Hörgewohnheiten geändert haben, weil die Quellen, aus denen wir schöpfen, andere geworden sind und das wiederum einen nicht wegzudiskutierenden Einfluss auf diejenigen hat, die Musik im handwerklichen Sinne machen. Es gibt unzählige Erhebungen, wie Songs beschaffen sein müssen, um unsere Geduld heutzutage nicht überzustrapazieren, Streamingdienste füttern damit die Menschen, die für sie die passenden Algorithmen basteln, Neurowissenschaftler durchleuchten für ihre Analysen unsere Gewohnheiten bis in den kleinsten Hirnwinkel, wissen, wie lang ein Intro sein darf, auf welche Stimme wir wie empfindlich reagieren, was einen Hit ausmacht und was eben nicht. Es ist anzunehmen, dass Jack und George Barnett keine allzu großen Freunde solcher Regeln und Erhebungen sein dürften ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben19
Nick Cave
"Ghosteen"
Natürlich hätte man sich damals wundern können, wie schnell nach dem tragischen Unfalltod seines Sohnes im April 2015 Nick Cave das Album „Skeleton Tree“ veröffentlichte. Doch wie sonst soll der Künstler Verlust, Verzweiflung und Hilflosigkeit, die ihm plötzlich so nah an Leib und Seele gerückt sind, verarbeiten, wenn nicht mit seinen ureigensten Mitteln? Mag sein, dass es Cave zupasse kam, dass er sich ohnehin als Trauerarbeiter und Schmerzensmann begreift, dass ihm die dunkle Materie Zeit seines Musikerlebens vertraut ist. Dieses Unglück jedoch hatte eine andere, eine unmittelbare Qualität, auf die wohl niemand, auch nicht Cave, jemals vorbereitet ist. Wie auch. Um so schwärzer dann die ersten Songs danach, „I Need You“ bekam man aus dem Schädel nicht mehr heraus – das Leid wurde selbst dem Zuhörer ein Stück weit begreifbar. Und war, das wissen wir jetzt, doch nur der Anfang ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben18
Ceremony
"In The Spirit World Now"
Nein, man muß das nicht wirklich machen. Um ein ungefähres Gefühl dafür zu bekommen, welchen Weg, welchen Wandel diese Band in den vierzehn Jahren ihres Bestehens zurückgelegt hat, kann es aber schon recht hilfreich sein, sich mal das Debüt „Violence Violence“ aus dem Jahr 2006 um die Ohren hauen zu lassen. Ceremony sind damals im kalifornischen Städtchen Rohnert Park (nicht von ungefähr nur schlappe sieben Autostunden von Hermosa Beach entfernt, dem mythischen Gründungsort von Black Flag) tatsächlich als ziemlich schnelle und laute Hardcore-Truppe gestartet, denen kein Ton zu brutal war – ihre Konzerte, so hört man, waren hitzige Angelegenheiten. Irgendwann, mutmaßlich so um die Produktion ihres Album „Zoo“ im Jahr 2012, muss es Sänger Ross Farrar wohl mit der Angst zu tun bekommen haben, auf ewig den alternden Outsider geben zu müssen, nur die wenigsten schaffen das schließlich mit Anstand und Würde. Also entschied er sich zusammen mit seinen Kollegen zur Vollbremsung mit anschließender Kehrtwende, setzte ein „Post-“ vor den Punk und nahm „The L-Shaped Man“ auf, eine erstaunlich schlüssige und überaus gelungene Kurskorrektur ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben17
Dave
"Psychodrama"
Das Konzeptalbum gilt ja im HipHop nicht gerade als State of the Art, natürlich gibt es mit Kendrick Lamar, Ghostface Killah, The Roots, Aesop Rock und Jay-Z einige mehr als gelungene Beispiele, doch zählen diese eher zur Ausnahme denn zur Regel. Insofern ist der Ansatz des jungen Londoner Rappers Dave Santan zunächst einmal ein ungewöhnlicher, sich für sein Debütalbum „Psychodrama“ auf die Therapiecouch zu legen und diese Sprechstunde dann hernach als Platte zu veröffentlichen. Das, was den einleitenden Worten des „behandelnden Arztes“ folgt, dreht sich dann natürlich wenig überraschend, weil von allgemeiner, dringlicher Relevanz, um die Sozialisation farbiger Jugendlicher in den Brennpunktvierteln westeuropäischer Megacities, um Alltagsrassismus, fehlende Chancengleichheit, gesamtgesellschaftliche Verwerfungen, Abstiegsängste, Empathieverlust. Und die arbeitet Dave Santan stellvertretend für seine Generation in seiner Sitzung ab ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben16
Amyl And The Sniffers
"Amyl And The Sniffers"
Dann wenn es ungemütlich wird, dranzubleiben, das ist hier nicht ganz unwichtig. Und ungemütlich im Sinne von irritierend wird es mit Amy Taylor schnell. Die schlagfertige Frontfrau der australischen Punkband mit der blondierten Vokuhila-Frise auf der Bühne zu sehen, ist ein derart explosives Erlebnis, dass man es wohl nicht so schnell vergisst. Und es gibt wohl keinen Ort, wo sie lieber ist als genau dort. Was sie dort an roher Energie auspackt, an Lautstärke, Schweiß, ist archaisch, ist Rock’n Roll. Joan Jett, Patti Smith, die frühe Debbie Harry vielleicht, das sind die Koordinaten, in denen sich Taylor bewegt. „I’m an angry person“, hat sie dem Magazin Loud And Quiet gesagt, „I’m not going to apologize for that, that’s just who I am. It’s bit like being a champagne bottle; if you don’t pop the lid off every now and then, the whole thing will eventually explode” ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben15
Lambchop
"This (Is What I Wanted To Tell You)""
Von der britischen Band Radiohead gibt es einen Song, der sich für das Quintett fast als programmatisch erwiesen hat: “How To Disappear Completely”. Nun, entgegen allen Gerüchten sind Thom Yorke und Kollegen noch immer ziemlich gegenwärtig, es könnte allerdings sein, dass nun mit Lambchop andere nach fünfundzwanzig Jahren Bandgeschichte und dreizehn Alben den Schritt in die Unendlichkeit wagen. Mit seiner Mütze nämlich scheint Kurt Wagner, der sympatische Murmler aus Nashville, nun auch jedwede Zurückhaltung abgelegt zu haben, was den Sound seiner Band angeht. Vor einigen Jahren traten Lambchop noch als Dutzend im Vielklangkollektiv auf, 2006 nach „Damaged“ dann ein erster Break – bis heute zählen noch fünf ständige Mitglieder zur Stammbesetzung. Was auch daran liegt, dass sich die Songs im Laufe der Jahre vom alternativen Country über den Post-Rock hin zu elektronischen, auch experimentellen Gebilden entwickelt haben und nunmehr, wenn auch überaus kunstvoll, größtenteils aus Bits und Bytes bestehen ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben14
Drahla
"Useless Coordinates"
Wenn die These stimmt, wonach der Zustand einer Gesellschaft daran zu bemessen ist, wie sehr die widerständige Musikszene eines Landes prosperiert und von welcher Qualität sie ist, dann geht es Großbritannien zurzeit wirklich schlecht (und Deutschland btw noch viel zu gut). Wie auch zuvor schon zu Zeiten von Thatcher und Major hält jede Woche mehrere verheißungsvolle und spannende Neuzugänge bereit, die Grime- und Rap-Szene floriert, Rock und Pop ebenso und selbst Nischen wie der Jazz werden plötzlich hell ausgeleuchtet. Nachdem die Liste ordnungsgemäß pöbelnder Punk- und Post-Punk-Kapellen fast täglich aktualisiert werden muß, machen mit Drahla auch die bislang etwas unterrepräsentierten Kunststudenten wieder lauter. Ohne dass man von dem Trio aus Leeds die Parallelen direkt bestätigt bekäme, sind Ähnlichkeiten zwischen ihrem Werdegang und dem der New Yorker No-Wave-Heroen Sonic Youth zu erkennen: Das betont gleichwertige Nebeneinander von zeitgenössischer, bildender Kunst und roher Musikgewalt („The art side of things is equally as important as the music“, Sängerin Luciel Brown im NME), der performative Ansatz ihrer Video- und Liveauftritte und die sorgfältige DIY-Auswahl grafischer Mittel bei der Gestaltung ihrer Veröffentlichungen – das alles rückt Drahla in die Nähe von Gordon, Moore und Co ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben13
Die Kerzen
"True Love"
Vielleicht hat der olle mecklenburgische Herzog Christian Ludwig II. ja damals irgendwie geahnt, dass das nicht anginge. Dass also eine so wunderbare Band wie Die Kerzen unmöglich aus einem Ort Names Klenow kommen könne. Das macht sich zwar im berlinerischen Dialekt ganz dufte, würde aber dem Charakter des Quartetts in keinster Weise gerecht werden. Und so hat der Hochwohlgeborene schon Mitte des 18. Jahrhunderts ein paar Prunkbauten in der Nähe errichten lassen und die Gegend dann ausgesprochen weise zu Ludwigslust umgetauft. Und das wiederum trifft die Kerze oder besser den Nagel auf den Kopf. Denn mit Lust assoziiert man die Musik von Jelly Del Monaco, Die Katze, Fizzy B und Super Luci sofort, dem Adel sei Dank. Soll heißen: Wahre Liebe, New Romantic, Schmachten, Schwelgen – Wham? Bham! Und es wird einige geben, die behaupten wollen, diese Platte wäre wie gemacht für einen heißen Sommer – stimmt ja. Aber sie macht sich ebenso gut vor einem knisternden Kamin an graufrostigen Wintertagen, man kann sich zu den Songs mit schweißperlenbesetzter Haut in der Sonne aalen oder unter meterdicken Wolldecken verkriechen, sie wird ihre Wirkung nicht verfehlen. Allwetterplatte sozusagen ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben12
DIIV
"Deceiver"
Mit jeder aktuellen Bewertung werden ja in der Regel auch die Erinnerungspreise vergeben – klingt wie das, gemahnt an jenes, es läßt sich eigentlich immer etwas finden, das die Zuordnung einfacher und dem Rezensenten die Arbeit leichter macht. Den entsprechenden Pokal in dieser Kategorie werden in diesem Jahr zweifellos die vier jungen Herren von DIIV zugesprochen bekommen. Weil sie an eine Epoche erinnern, bei der sie selbst noch gar nicht ans gemeinsame Musizieren dachten. Genaugenommen haben Zachary Cole Smith und Andrew Bailey ihre Formation (in wechselnden Besetzungen) erst 2011 ans Laufen gebracht, ganze zwanzig Jahre, nachdem beispielsweise ein gewisser Billy Corgan zusammen mit den Smashing Pumpkins das Debüt „Gish“ veröffentlichte, nach Alternative, nach Grunge und natürlich auch nach Shoegazing, zumindest, wenn wir von der Gründergeneration reden. Bei all diesen Stilrichtungen nämlich haben sich DIIV großzügig bedient und zwar so gekonnt, dass sie mit ihrem eigenen Erstling „Oshin“ und erst recht mit dem folgenden „Is The Is Are“ die Vorbilder fast vergessen ließen. Ganz nebenbei sah Cole auch eine Ecke besser aus als Corgan und sorgte so für reichlich gerötete Wangen und Ohnmachtsanfälle bei der weiblichen Anhängerschaft ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben11
Gaddafi Gals
"Temple"
Die Zeit der Eindeutigkeit ist längst vorbei, die schubladengerechte Sortierung, Etikettierung kaum mehr möglich. Das gilt für die Gesellschaft allgemein, wo links und rechts als verlässliche Standortkriterien mehr und mehr zu verschwinden bzw. zu verschwimmen scheinen (weil sich der Populismus überall gleichermaßen breitmacht und Linksfaschisten und Ökonationalisten wie selbstverständlich in gegnerischen Biotopen wildern. Das gilt für die Geschlechtertrennung, Stichwort Genderdebatte, LGBTQIA und natürlich auch für die Kunst, meint hier speziell die Musik. Wo früher der Rock eben nur Rock war und auch bei Metal, Rap oder Soul klare Grenzen gezogen wurden, werden heute alle erdenklichen Stilrichtungen nach Herzenslust miteinander vermischt. Das Nachsehen hat, wer die Scheuklappen nicht rechtzeitig vom Kopf bekommt – gut so. Je vielfältiger, facettenreicher es wird, um so mehr hakt es naturgemäß bei der Umschreibung, man braucht ein paar Vokabeln mehr, um eine Vorstellung zu vermitteln resp. zu bekommen, was genau einen hier erwartet ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben10
Ilgen-Nur
"Power Nap"
Wo wir gerade bei den Etiketten waren (MUNA): Diese Frau hier hat eine ganze Menge davon abbekommen: übellaunig, arrogant, queer, Slacker – an Ilgen-Nur Borali scheiden sich nicht nur Geister, sondern Sympathien. Und wer’s einem nicht eben einfach macht, hat’s dann halt schnell verkackt. Da werden Selbstbestimmtheit und Eigensinn mit Arroganz verwechselt, schlecht drauf sind ohnehin immer nur die anderen, undankbar sowieso (schließlich kommt sie ja aus der schwäbischen Provinz). Dabei würde es reichen, läse man das eine oder andere Interview mit ihr oder, noch nachhaltiger, würde sich in Ruhe und möglichst ohne Vorbehalte ihre Musik anhören ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben9
Little Simz
"Grey Area"
Schon lustig: Da lassen gerade Cardi B und Nicky Minaj, beide ausgewiesene Könnerinnen ihres Fachs, ein wunderbar böses Beef auf heißer Flamme brutzeln und merken dabei nicht, dass der Spot schon ganz woanders hinscheint. Mittlerweile hat nämlich Simbiatu Ajikawo, besser bekannt unter dem Pseudonym Little Simz, den beiden in Sachen Aufmerksamkeit den Rang abgelaufen. Geboren im Londoner Stadtteil Islington, tauchte die mittlerweile fünfundzwanzigjährige Grime-Rapperin erstmals 2010 mit einem Mixtape auf, das auch in Kollegenkreisen für einiges Aufsehen sorgte, spätestens mit ihrem Debüt „A Curious Tale Of Trials + Persons“ und dem darauffolgenden Multimediaprojekt „Stillness In Wonderland“ ging es mit ihr steil bergauf. Nun also „Grey Area“, ein knackiges Statement voller irre schneller und ebenso scharfer Rhymes, derber Beats und erstaunlich vielseitigen Ausflügen in Richtung Soul, Funk, Jazz und Trip Hop ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben8
Nilüfer Yanya
"Miss Universe"
Der Beginn: Befremdlich. Eine künstliche Stimme – Alexa, Siri, whatever – bedankt sich für das Interesse, begrüßt die Teilnahme, die gleichbedeutend ist mit der Übergabe persönlicher Daten und stellt eine Verbesserung, gar eine Verlängerung der Lebensumstände in Aussicht. WWAY Health (We Worry About Your Health) heißt das Programm, mit dem die junge Londonerin Nilüfer Yanya ihr Debütalbum eröffnet, es steht für die Inanspruchnahme unseres sozialen Umfelds durch einen vernetzten, künstlich generierten Rundumservice, der uns glauben machen soll, alles sei in Ordnung, alles sei in guten Händen. Doch gleich darauf, in ihrer ersten Hitsingle „In Your Head“, folgt er auch schon, der Hilferuf einer Generation, die sich zunehmend in Abhängigkeit der sozialen Medien sieht, einer Generation, der Schritt für Schritt die Realität abhandenkommt: „Some validation is all I need!“ ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben7
Trettmann
"Trettmann"
Seine Kontrahenten, Endgegner quasi, kann man sich ja selten aussuchen, diesen hier aber hat er sich zumindest selbst eingebrockt: Seit Trettmann 2017 mit dem Album „DIY“ fast aus dem nichts abräumte, war klar, dass die Herausforderung für die nächste Platte riesig sein würde. Weil diese Songs direkt aus der Tristesse des Wohnbetons kamen und von allem so viel hatten – so viel Sanftmut, so viel Trauer, Trotz, Liebe, Schmerz, weil es so wohlig groovte wie die leibhaftige Versuchung. Erwischte es einen in richtigen Moment, war Widerstand zwecklos, gab es kein Entrinnen, Gegenmittel Fehlanzeige. Und die größte Gefahr war (und ist), dass man sich diese Songs überhörte, dass es irgendwann einfach nicht mehr gehen würde. Insofern waren die kleinen Methadon-Schübe sehr hilfreich, die Trettmann in den vergangenen Wochen ganz ohne Rezept verabreichte – nicht wenige meinten ja schon, der Tretti wäre zu oft in zu vielen Tracks zu finden, Cro, Kantereit hier, Dendemann und Herre dort, Seeed im Kommen, kann man so sehen. Wenn da nicht diese Sucht wäre ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben6
The Murder Capital
"When I Have Fears"
Es sind tatsächlich andere Zeiten. Wir kennen ja durchaus Jahre, da war kein Mangel an jungen, aufstrebenden Gitarrenbands, da gaben sich die talentiertesten unter ihnen wöchentlich mit Verve die Klinke in die Hand, viele teilten sich ein „The“ im Namen und machten gleich einen Trend daraus – lang ist’s her. Heute dagegen ist die Spitze nicht breit, sondern eher dünn, übersichtlich besetzt, haben Pop und Rap den Indierock in Sachen Novitäten längstens überholt und wegen des Mangels ist die Freude jedes Mal um so größer, findet sich doch ein würdiger Vertreter, der dem oft totgesagten Genre ein wenig Hoffnung gibt und Glanz verleiht. Dass die Iren diesen Kampf ganz vorn mit ausfechten, ist ansich keine so große Überraschung (sind sie doch seit jeher eine Nation von Musikverrückten in des Wortes bestem Sinne), erstaunlich ist aber schon, dass mit den Silverbacks, den Fontaines D.C. und eben jener fünfköpfigen Post-Punk-Formation The Murder Capital gleich drei Bands aus Dublin mitmischen ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben5
KUMMER
"KIOX"
Ein wenig Nähkästchengeplauder: Eigentlich wollten wir zu dem Kummer-Album gar nichts machen. Weil einem das Kraftklubkaspermateriadrangsalding, dieses Wie-du-mir-so-ich-dir mit der Zeit kräftig auf den Keks ging (Ketzerei!) und man sich wünschte, sie würden sich besser um ihre eigenen Platten kümmern als um die der hochgeschätzten Kollegen. Dann aber kam kürzlich dieser freundliche und offensichtlich maximal euphorisierte Junge auf einen zu und behauptete (ganz außer Atem, was sonst nicht so seins ist), dass ebenjener Felix Kummer gerade mit „KIOX“ ein Album abgeliefert habe, dass er (der Junge also) für das beste seines Lebens hielte. Mindestens. Das wiederum konnten wir natürlich so nicht unbesprochen stehenlassen und haben das ultramarinfarbene Teil dann doch mal auf den Plattenteller gelegt und siehe da – es war kein Fehler ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben4
Slowthai
"Nothing Great About Britain"
Manchmal denkt man ja, das alles wäre ein einziger großer Slapstick, den die Briten da mit ihrem Brexit und dem ganzen Drumherum so veranstalten und der Running Gag, wann die nächste Folge davon wohl auf Netflix gesendet wird, kommt nicht von ungefähr. Doch auch wenn das Ganze zuweilen nicht einer gewissen Komik entbehrt, ja die Sitzungen des britischen Parlaments für unsere Augen recht bizarr wirken, sind die Vorgänge im Königreich alles andere als lustig. Das staatliche Gesundheitssystem kollabiert, der gesellschaftliche Frieden und die zwischenmenschliche Solidarität sind mehr als brüchig, Nationalismus, Revisionismus und Populismus wieder auf dem Vormarsch und im ganzen Land machen sich Hoffnungslosigkeit und Fatalismus breit – „Nothing great about Britain“, fürwahr. Tyron Kaymone Frampton, der Junge also, der sich hinter dem Pseudonym Slowthai verbirgt, ist kein Sprücheklopfer, kein Schauspieler, er weiß, wovon er redet, wenn es um schwierige Verhältnisse geht: Die alleinerziehende Mutter war bei seiner Geburt in Northampton noch minderjährig, sein kleinerer Bruder verstarb frühzeitig an einer Muskelerkrankung – es gibt wahrlich günstigere Umstände für einen Heranwachsenden ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben3
Sleaford Mods
"Eton Alive"
Wie lange das schon so geht? Keine Ahnung. Gefühlt arbeiten sich orientierungslose Politiker am zweifelhaften Votum ihres Volkes seit Jahrzehnten ab. 2012 hat wohl der erste Brite „Raus!“ geschrien, wenig später waren es dann so viele, dass man es nicht mehr ignorieren konnte und nun plagen sich Regierende und Regierte gleichermaßen mit der folgenschweren Entscheidung trotzköpfiger Separatisten. Ob schwarze Sturmhaube, rote Fahne oder gelbe Weste – die Angst ist diffus, die Wut auch, der Druck steigt. Und die Sleaford Mods sind immer noch zur Stelle. Doch ebensowenig, wie der Brexit nur ein britisches Problem ist, sind die Sleaford Mods eine Brexit-Band. Die Frustration und Aggressivität der Lyrics von Jason Williamson speisen sich vielmehr aus den Erlebnissen eines wohl beschleunigten, aber andauernden Niedergangs unserer westeuropäischen Gesellschaft der vergangenen Dekaden, der Brexit ist also nicht mehr als ein Ausschnitt aus dem Storyboard zur Krise ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben2
Viagra Boys
"Street Worms"
Das ist schon verflixt: Die Freude darüber, dass es jemand mit der Political Correctness nicht ganz so genau nimmt, ist nun auch schon wieder ziemlich korrekt und man weiß gar nicht mehr, ob man mit dem Beharren auf künstlerischer Freiheit noch auf der richtigen Seite steht – und wo diese überhaupt ist? Je mehr Gedanken man sich darüber macht, so scheint es, desto schlimmer wirds. Wohltuend deshalb, wenn sich mal wer nach vorn wagt ohne groß zu überlegen. Die schwedischen Viagra Boys geben schon mit ihrem Namen Auskunft darüber, wie sie es mit hehren Begriffen wie sozialer Verantwortung und gesellschaftlichem Bildungsauftrag so halten. Genaugenommen sind das Dinge, über welche die fünf Kerle aus Stockholm eher selten nachdenken, sind sie doch der Meinung, ein jeder sollte den Anspruch zwischen ausgelassener Party und kritischer Hinterfragung mit sich selbst ausmachen – so jedenfalls haben sie es gerade dem OX-Magazin erzählt. Und so klingt auch ihr Debütalbum. Dort wird der Rock noch in fetten Lettern geschrieben, gibt es dreckige Gitarren, werden die Drums wie auf der Galeere gehauen und sind die Texte anständig rüde ... [mehr]
Oberpollinger 2019: Die besten Alben1
Fontaines D.C.
"Dogrel"
Betrachtet man das Große und Ganze, ist das natürlich nur eine Randnotiz, aber man kommt nicht umhin festzustellen: Den Briten geht es momentan an allen Ecken ziemlich nass rein. Da schüttelt alle Welt den Kopf über ihr (die einen sagen unterhaltsames, die anderen behaupten würdeloses) Gezeter und Gezerre zum EU-Austritt, zu anderen gesellschaftlichen Themen werden sie gleich gar nicht mehr wahrgenommen. Und dann tritt plötzlich eine Band wie die Fontaines D.C. auf den Plan und liefert ein furioses Debüt ab, das so urbritisch wie nur irgendwas klingt und die besten Erinnerungen an längst vergangenen Ruhm weckt, an die Libertines, an Oasis und Maximo Park. Und woher kommen sie? Aus Dublin! Also mehr Demütigung geht nicht. Und wie sie kommen! Man kann sich wirklich auf lange Zeit an keine Band mehr erinnern, die aus dem Stand mit einem derartigen Punch aufgeschlagen ist, die ein solch komplettes Album abgeliefert hat ... [mehr]

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