Oberflächlich betrachtet

Erstellt am 16. September 2013 von Grummelmama
Yummy Mummy oder Öko Muddi - oder etwas dazwischen? Zu welcher Sorte Mütter gehört ihr? Ich lebe in einer Stadt, in der die Öko Muddi das Stadtbild sehr prägt. Aber eine Art Mama gibt es hier, mit der ich gar nicht klarkomme: Manchmal habe ich das Gefühl, dass einige Frauen Shampoo und Bürsten gegen ihre Kinder eingetauscht haben müssen und scheinbar auch keine Zeit mehr für Kleidungswechsel haben. Klingt böse, ich weiß - aber ich kann nicht nachvollziehen, wie man als Frau auf alles verzichten kann, was mit Pflege oder Äußerlichkeiten zu tun hat.
Ich möchte über niemanden urteilen. Jeder sollte und darf so durch die Welt gehen, wie er sich am wohlsten fühlt. Ich gehöre eben zu den Müttern, die einmal am Tag die Brut aus dem Zimmer werfen, sich vor ihr prall gefülltes Schminkschränkchen stellen und die hohe Kunst der Gesichtsbemalung pflegen. Auch stehe ich eher zu lange vor dem Kleiderschrank, bevor ich mein Outfit wähle - und kaum weniger Zeit benötigt die Schuhwahl, die leider viel zu selten auf High Heels fällt, da Kinder UND Kopfsteinpflaster selbst für mich zu viel sind. Ich sage es ohne Umschweife: Ohne Mascara, Kajal, Eyeshadow oder Abdeckstift verlasse ich nicht das Haus. Der Mann findet diese Macke lustig - lernten wir uns doch in einer Zeit kennen, in der ich nicht einmal Mascara benutze, "weil meine Wimpern doch sowieso schon schwarz sind" - und fragt immer, ob ich im REWE Heidi Klum erwarte, die ein spontanes Casting zwischen Dosenwurst und Klopapier veranstalten möchte. Natürlich tue ich das nicht! (Aber falls sie kommt, bin ICH gerüstet!)
Ich erwarte das nicht von anderen Frauen. Ich stehe eben eher auf Röhre und Tubetop, andere lieben Hippiestyle, Öko- oder Basiclook. Alles ist toll. Alles ist erlaubt. Wofür ich nur kein Verständnis habe, sind Frauen, die ihrer Umwelt das Gefühl vermitteln, sie wären nur angezogen, um nicht nackt zu sein, behaargummit, nur um die Kinder besser zu sehen - und sorry: aussehen, als wären sie gerade nach einem tagelangen Schlaf aus dem Bett gefallen. Ohne Dusche. Oder Bürste. Sicher weiß ich nicht, ob diese Damen nicht auch schon vor ihren Kindern so wenig auf ihr Äußeres achteten, aber ich kenne auch viele Fälle, die sich nach der Geburt ihrer Kinder total haben gehen lassen. Und das finde ich traurig. Denn was in den ersten Wochen nach der Geburt noch vollkommen normal und fast unumgänglich ist, wird doch spätestens nach ein paar Monaten zur traurigen Gewissheit: Kind bekommen, Fall erledigt.
Vor einigen Monaten stand ich an der Ampel mit den Kindern. Neben mir zwei dieser argen Fälle. Sagt doch die eine zur anderen gerade so laut, dass ich es hören kann: "Früher habe ich mich auch geschminkt. Heute verbringe ich die Zeit lieber mit meinen Kindern." Ist das zu fassen? Ich weiß ja nicht, wie lange die Gute braucht, um sich zu schminken, aber ich hoffe doch, dass meine Kinder 10 Minuten am Tag Mamazeit entbehren können, sich dafür aber später mal nicht für mich schämen müssen, wenn ich sie von Kindergarten und Schule abhole. In einer Stadt wie dieser fällt man eben eher negativ auf, wenn man Kinder UND Augenmakeup hat.
Auch tun mir die zugehörigen Männer leid, die mit ansehen müssen, wie ihre Frau sich in eine Glucke verwandelt, die sich für nichts mehr interessiert, was nicht mit Dreikäsehoch und Tragetuch zu tun hat.
(Und ich meine hier nicht die Figur, die sich während und nach einer Schwangerschaft sowieso verändert.) Sicher ist all das kein kein Scheidungsgrund - aber wundern braucht sich keine Frau, wenn ihr Kerl sich irgendwann sehnsüchtig nach anderen Frauen umdreht, die noch wissen, wie man Körperpflege und Styling schreibt.
Aber was ist nun das richtige Mischungsverhältnis? Ich denke, Frau sollte sich guten Gewissens vor den Spiegel stellen und sich mit dem, was sie sieht, wohlfühlen können - und sich ab und zu eigene Bilder aus der Vor-Kinder-Zeit ansehen, um nicht ganz aus dem Auge zu verlieren, in welche Frau sich der Vater ihrer Kinder vor Jahren verliebt hat. Innere Werte zählen ganz sicher, aber Hand auf's Herz: Wollen wir selbst nicht auch das Komplettpaket?