Obdachlos – Porträts vom Leben auf der Straße

Von Privatkino
Titel: Obdachlos – Porträts vom Leben auf der Straße
Autor: Robert Lucas Sanatanas
Genre: Erfahrung/Biografie/Philosophie
Verlag: Herder Verlag
Format: Hardcover, 208 Seiten
ISBN:978-3-451-31327-1

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Inhalt:
In Deutschland müsste heutzutage niemand mehr obdachlos sein, doch warum gibt es doch immer noch Menschen, die auf der Straße leben? Wie kann man sich diese Welt dort draußen vorstellen? Wer sind diese Menschen?
Lucas Sanatanas – zeitweise selbst obdachlos – machte sich auf den Weg, sucht und verleiht Menschen eine Stimme, die sonst überhört werden.

Meine Meinung:
Erwartete hatte ich mir ein Buch, welches aufzeigt, wie es geschieht, das Menschen auf der Straße landen. Rasch war aber klar, darüber geht es hier gar nicht, weil, so las ich zwischen den Zeilen, diese Menschen nicht über ihr „Scheitern“ sprechen möchten. Logisch irgendwie, wenn bei uns was schief läuft, haben wir auch keine Lust, es immer und immer wieder zu zerkauen. Die Situation ist einfach so, wie sie nun eben ist.

Als Nächstes dachte ich, diese Geschichten würde vom Leben auf der Straße erzählen, wie es ist, welche Dinge man erlebt usw., doch auch diese Sachen finden im Buch kaum Platz und somit war ich ein bisschen in den Seilen, was erzählt dieses Buch nun überhaupt?

Nach Beendigung würde ich es nicht als Biografien/Erfahrungen von Menschen sehen, es ist viel mehr Philosophie, die auf den Seiten zu finden ist. Der Autor erzählt über Begegnungen und Gesprächen von Menschen, die schwermütig sind, manchmal absolut undurchsichtig oder unverständlich erscheinen. Hier liegt auch für mich ein wenig der Knackpunkt: Mein größtes Problem heute ist, dass ich nicht weiß, was ich im Fernsehen schauen soll, ein Wohungsloser stellt sich die Frage, wo er heute schlafen soll, soweit verstehe ich das man sich vielleicht mehr Gedanken über die Welt macht, manchmal mehr Details sieht, aber ich glaube nicht, dass alle Hobbyphilosophen sind.
Es wird erwähnt, dass die Sprache auf der Straße oft mal rau ist und dann, dann ist dieses Buch genau das Gegenteil davon. Mir geht dadurch die Authentizität verloren, mir geht es jetzt nicht darum, dass auf jeder Seite mindestens fünf Fäkalausdrücke fallen, aber etwas menschliches hätte ich mir gewünscht. Durch die Sprache war es für mich beinahe so, als wäre eine Wand zu ihnen aufgebaut. Die Gefühle und Gedanken, sie haben mich nicht erreicht, waren ganz entfernt und irgendwie unrealistisch (ein Unwort für ein Buch, wie dieses, aber so war es leider, wie ich es empfand).

Ich bin mir unsicher, kommt meine negative Sicht daher, weil ich mir etwas anderes erwartet hatte? Ist der Untertitel „Porträts vom Leben auf der Straße“ irreführend und sollte man diese Geschichten lieber in der philosophischen Ecke ansiedeln? Ich weiß es nicht.

Die Sprache ist schön, Sätze bleiben hängen und regen zum Nachdenken an, nur Authentizität, die konnte ich für mich in diesen Geschichten einfach nicht finden.