Obamas erzwungene Entschuldigung Israels bei der Türkei: Eine Entspannung, die den Nahen Osten nicht unbedingt sicherer macht.
Eigentlich sollte es ein Grund zur Freude sein, wenn zwei alte Verbündete das Kriegsbeil begraben, das seit dem mörderischen Piratenakt der Kaperung der Mavi Marmara in Internationalen Gewässern, zumindest verbal zwischen den „natürlichen Freunden“ Israel und der Türkei herrschte?
Was bedeutet diese sogenannte Entschuldigung, die mehr wie ein „Bedauern für mögliche technische Fehler der IDF-Operation“ klang und die Obama möglicherweise in seinen letzten Augenblicken in Israel von Netanyahu erzwang, entweder durch Versprechungen oder bildlich, durch seinen Colt in Netanyahus Rücken?
Sie erlaubte zunächst beiden Seiten den geordneten Rückzug aus diese offen schwärenden diplomatischen Konfrontation und das ist ohne Einschränkung gut! Die Lösung dieses Konfliktes macht aber den Weg frei zu Lösungswegen in Syrien und dem Iran, die diese Gebiete dem Frieden nicht unbedingt näher bringen.
Wenn eine Koalition aus Israel, der Türkei und den USA im Nahen Osten an einem Strick (und in die gleiche Richtung) ziehen, dann werden sie soviel Druck ausüben können, dass ihnen kein lokaler Player widerstehen können dürfte.
Eine relativ schnelle, gewaltsame Intervention in Syrien dürfte unter diesen Umständen niemanden überraschen? Nach Syrien dann der Iran? Es wäre natürlich der reine Wahnsinn, aber wann hätte das diese Akteure je gekümmert?
Kurdenführer Öcalan forderte seine Kämpfer zum Verlassen der Türkei auf und nicht, wie von den Türken gewünscht, zum Niederlegen der Waffen, zu einer Entwaffnung in der Türkei! Wohin werden sich die bewaffneten Kurden begeben? Nach Syrien? In den Irak? In den Iran? Kurzfristig wären sie für die Türkei wohl in Syrien am nützlichsten? Mittelfristig könnten sie den Iran destabilisieren?
Aber hier gehen die strategischen Interessen Israels und der Türkei wohl schon wieder auseinander.
Beide haben in der Vergangenheit die Kurden auch für ihre Interessen genutzt. Die Türkei, indem sie sie in Nachbarländer verfolgte und dort Sicherheitszonen einrichtete. Israel, indem es die kurdische Unabhängigkeitsbestrebungen im Irak handfest unterstützte.
Weitere handfeste Konflikte lauern bei der Erschliessung der unterseeischen Erdgasvorkommen um die Insel Zypern durch Zypern, Israel und irgendwie, in noch zu klärender Form, durch die Türkei. Die neue, alte Freundschaft bleibt wohl auch künftig Belastungen ausgesetzt?
Da braucht nur Erdoğan wieder einmal öffentlich laut über den Charakter des Zionismus zu spekulieren und die ganze Chose beginnt von Neuem…