O Holy Night von Anna Uaño

Von Ute Schierwagen @Kabelljau

In der Stille einer Winternacht flackerte ein Gefühl, das nie verging. Zwei Herzen standen wieder voreinander und plötzlich wurde Hoffnung wieder warm.

Cover von O Holy Night

Ein Moment blieb. Und wurde zu allem, was wieder möglich war.

Wenn die Winterluft Geschichten trägt – Es gibt Romane, die sich anfühlen wie ein Atemzug in der kalten Winterluft. Geschichten, die etwas in uns zum Klingen bringen, noch bevor wir begreifen, warum. „O Holy Night“ ist genau so ein Roman. Er öffnet kein Kapitel mit lauten Enthüllungen oder dramatischen Wendungen, sondern mit diesem feinen, kaum greifbaren Gefühl, das nur Wintergeschichten besitzen: ein leises Knistern, eine Ahnung von etwas, das schon lange in uns ruht, und die stille Gewissheit, dass Begegnungen manchmal eine Bedeutung haben, die wir erst viel später verstehen.

Anna Uaño erzählt nicht von Zufällen, sondern von Momenten. Von diesen kleinen, unaufdringlichen, aber intensiven Augenblicken, in denen das Leben kurz innehält und ein Herz sich erinnert, dass es Hoffnung kennt. Und genau in dieser Atmosphäre beginnt die Geschichte – warm und gleichzeitig frostig klar, so wie ein Winterabend, der mehr sagt, als Worte es könnten. Wenn du jetzt neugierig geworden bist, dann komm mit auf eine Lesereise. Auf geht’s…

Romy – Eine Frau, die Ordnung liebt, aber vom Leben überrascht wird – Romy Wagner ist ein Mensch, der sich über Struktur definiert. Planung, Verantwortung, Präzision – das ist ihre Welt. Als Eventkoordinatorin lebt sie dafür, Chaos in Schönheit zu verwandeln und unzählige Fäden zu einem harmonischen Gesamtbild zusammenzufügen. Genau das macht sie stark. Genau das macht sie verletzlich. Hinter ihrer professionellen Fassade liegt ein Herz, das vorsichtiger geworden ist. Ein Herz, das versucht, nicht noch einmal zu tief zu fallen. Romy ist nicht laut, nicht überzogen, nicht unnahbar – sie ist echt. Sie kämpft mit Dingen, die viele von uns kennen: Erinnerungen, Erwartungen, Selbstschutz. Und genau deshalb spürt man sie so intensiv. Als ihre Vergangenheit plötzlich wieder vor ihr steht, merkt sie, dass es Dinge gibt, auf die man sich nicht vorbereiten kann. Und dass manche Gefühle nicht verschwinden, nur weil man sie sorgfältig wegsortiert hat.

Chris – Der Mann, der Stille in Sturm verwandelt – Chris ist etwas, das selten gelingt: ein Mann, der auf den ersten Blick Präsenz hat, aber auf den zweiten Blick Tiefe. Er ist nicht makellos, nicht unfehlbar, nicht glattpoliert. Er trägt sein eigenes Päckchen, seine eigenen Versäumnisse, seine eigenen Wunden. Und gerade deshalb wirkt er so real. Er tritt in Romys Welt wie ein Windstoß, der eine Tür öffnet, die längst verschlossen schien. Nicht, weil er es will, sondern weil manche Menschen einfach auf eine Art in unser Leben treten, die wir nicht ignorieren können. Chris bewegt. Er löst aus. Er stellt infrage. Und doch versucht er, professionell zu bleiben, Grenzen zu respektieren und sich selbst nicht zu verlieren. Zwischen Romy und ihm liegt eine unausgesprochene Geschichte. Kein Drama. Keine großen Worte. Nur ein Gefühl, das weder von der Zeit noch von der Vernunft weggewaschen wurde.

Winter in Salzburg – Eine Stadt wie ein HerzschlagSalzburg ist nicht nur eine Kulisse. Es ist ein Gefühl. Schnee, der in der Luft hängt, als würde der Himmel selbst atmen. Lichter, die die Dunkelheit wärmer machen. Musik, die durch Gassen schwebt wie ein versprochenes Wunder. Anna Uaño fängt diese Stadt so ein, dass man sie nicht nur sieht – man spürt sie. Den knirschenden Schnee unter den Schuhen. Die klare Kälte, die die Wangen rosa färbt. Den Zauber, der alten Mauern innewohnt. Salzburg wird zu einer Art Erzähler, der diesen Winter mitträgt und den beiden Protagonisten Raum gibt, den sie brauchen – und Raum, dem sie sich stellen müssen.

Die Begegnung – Ein Funke, der längst auf seine Stunde gewartet hat – Zwischen Romy und Chris liegt kein lauter Knall. Es ist eher ein Wiedererwachen. Ein stilles Erkennen. Ein Gefühl, das unverändert da ist, obwohl ein Jahr vergangen ist. Nicht, weil es romantisiert wird. Nicht, weil die Autorin es überhöht. Sondern, weil manche Gefühle nicht verschwinden – sie legen sich nur schlafen, bis der richtige Moment kommt. Dieser Roman zeigt, wie kompliziert es sein kann, wenn Herz und Verstand nicht dieselbe Sprache sprechen. Und wie viel Mut es braucht, sich einzulassen, wenn die Vergangenheit noch in den Knochen steckt.

Ein Roman über das, was bleibt – und das, was entstehen will – „O Holy Night“ erzählt davon, wie schwierig es ist, alte Narben zu akzeptieren und trotzdem weiterzugehen. Vom Mut, sich selbst nicht aufzugeben. Von Zuneigung, die nicht erst entstehen muss, sondern längst da ist. Von Hoffnung, die durch Schneeluft strömt, selbst wenn man sie nicht greifen kann. Und am Ende ist es eine Geschichte über die Frage, was passiert, wenn zwei Menschen einander nicht vergessen konnten – und das Leben ihnen noch einmal eine gemeinsame Seite hinhält.

FAZIT: Eine Winterromance, die bleibt, wenn die Lichter längst ausgehen – Dieses tolle Buch musst du lesen, denn es bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung! „O Holy Night“ ist ein Roman, der nicht laut sein muss, um tief zu gehen. Er erzählt nicht von perfekten Menschen, sondern von solchen, die versuchen, mit ihren Brüchen zu leben. Er erzählt nicht von magischen Lösungen, sondern von inneren Entscheidungen. Und er erzählt nicht von einer Liebe, die leicht ist, sondern von einer, die echt ist. Anna Uaño schreibt in einer Sprache, die sanft ist und gleichzeitig kraftvoll. Sie trifft Punkte, die man nicht erwartet. Und sie lässt Gefühle entstehen, die nicht künstlich wirken, sondern so echt wie eine kalte Winternacht, in der man den Atem sehen kann. Dieses Buch wirkt nach. Es bleibt im Kopf. Es bleibt vor allem im Herzen. Für mich war „O Holy Night“ ein leiser, aber tiefgehender Wintermoment. Ein Roman, der wie ein Funken Hoffnung wirkt. Wie eine Kerze, die man anzündet, wenn man nicht mehr weiß, ob Licht zurückkommt. Wie ein Atemzug, der sagt: „Vielleicht verdient jede Geschichte ihre zweite Chance.“

Persönliches Schlusswort – Für alle, die sich nach einem Zeichen sehnen – Dieses Buch ist für jene, die schon einmal gespürt haben, dass ein einziger Moment ein ganzes Jahr überdauern kann. Es ist für jene, die wissen, wie es ist, stark zu sein und trotzdem weich zu bleiben. Für jene, die hoffen wollen, obwohl es wehtut. Und für jene, die verstehen, dass das Schicksal manchmal nur einen kleinen Schubs braucht, damit etwas ins Rollen kommt, das längst auf uns wartet. „O Holy Night“ ist ein Roman wie ein Winterstern: klar, ehrlich, leise – und voller Sehnsucht. Und vielleicht ist genau das das schönste Geschenk, das eine Winterromance machen kann. Mir bleibt jetzt nur noch dir eine schöne Lesereise zu wünschen, denn dieses Buch ist ein stilles Versprechen: Manchmal findet uns das Schicksal genau dann, wenn wir aufgehört haben, es zu erwarten.

Wieder lege ich ein sehr sehr tolles Buch beiseite und ich muss sagen, das es sich absolut gelohnt hat. Ich liebe solche Geschichten, nicht nur zur Weihnachtszeit. Jetzt schau ich aber mal, was mich als Nächstes kommt und auf meinem Reader schon wartet. Bleibt also neugierig und bis bald