Man weiß nicht, wie groß die Versuchung für Corinna Repp und Joe Haege, die Hauptakteure des Quartetts Tu Fawning aus Portland war, etwas am Konzept der Band zu drehen, den Sound vielleicht etwas weniger sperrig, etwas glatter zu produzieren. Wer will schon Zeit seines Musikerlebens als Geheimtipp gelten? Keine Angst offenbar, welche die beiden umtreibt, keine Frage, die sie sich stellen – genaugenommen haben sie für den Nachfolger des herrlichen „Hearts On Hold“ so gut wie nichts geändert, Nuancen vielleicht, ein paar mehr Kabel für elektronische Ausschmückungen eingestöpselt, das Ganze um ein paar mehr Klangspuren erweitert, nicht mehr. Das zu tun und das Ergebnis „A Monument“ zu nennen ist kein Understatement, sondern fast Übermut. Der sich, das kann man konstatieren, gelohnt hat.
Dieses Album weist nicht ein Weniger, sondern ein Mehr all der Sachen aus, die schon den Vorgänger so reizvoll gemacht haben. Das stetige trockene, harte Getrommel als treibende Kraft ist geblieben, noch immer ist der Stil der Band nicht einzuordnen und hat nichts von seiner Mystik und seinem Zauber eingebüßt. Die helle, teils brüchige Stimme Repps schwebt auch weiter über all dem düsterdunklen Gepolter – wenn sie zu Beginn („Anchor“) „all the wrestlers in your heart“ beschwört und dazu somnambule Gestalten durch eine karge Küstenlandschaft taumeln, dann entfaltet das schon eine recht geheimnisvolle, eigenwillige Aura.
Neun Stücke zählt „A Monument“, weniger gelungene oder gar schwache sind dabei nicht auszumachen: An manche Überraschung muß sich der Hörer zwar erst gewöhnen, etwa wenn beim eingängigen Gothrock von „Wager“ plötzlich bratzige Gitarren den Rhythmus brechen, um gleich danach von purzelndem Gezupfe abgelöst zu werden – das nennt man, erfolgreich gegen die Erwartungen zu arbeiten. Viele der Stücke wirken wie für einen Filmscore arrangiert, für „Build A Great Cliff“ lassen Tu Fawning die Kavallerie von der Leine, Ennio Morricone läßt grüßen. Bei „Skin And Bone“, noch mehr bei „In The Center Of Powder White“ geht’s in die Höhe und in die Breite gleichermaßen, mehrschichtige Chöre, verzerrte Stimmsequenzen, näher kann man den Glanztaten von Portishead nicht kommen.
Der beste Song vielleicht „To Break Into“ – ein anrührender Wechselgesang zwischen Repp und Haege, im Hintergrund eine klagende Trompete vor tiefschwarzem Gewummer, ein Lied wie ein Sog, ein Zurück kaum denkbar. Die siebeneinhalb Minuten von „Bones“ als Finale, klirrend, hektisch, tonnenschweres Piano dazu, das ist dann wirklich monumental und sehr dick aufgetragen. Am Ende kann man das „Über“ vor „Mut“ getrost streichen, es ist eine beeindruckende Rückkehr und zugleich eine gelungene Fortsetzung geworden, ob diese Beharrlichkeit auch belohnt wird, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. www.tufawning.com