Fazit: Wer nicht in einer festen Partnerschaft lebt bzw. nur mit einer bestimmten Person Sex hat, der ist mit mehrmaligem Sex pro Woche wahrscheinlich glücklicher. Und wer viel und guten Sex hat, soll bekanntlich länger leben.
Als ich kürzlich den Dhammapada las, machte ich die übliche Erfahrung wie bei der übrigen Lektüre des Palikanon: Neben Sinnvollem steht Unsinn. Mit keinem Wort wird hier das Gefühl der wohligen Gelassenheit und der tiefen Befriedigung erwähnt, das einen Menschen nach ausgiebigem Sex durchdringt und sich irgendwann gewissermaßen im eigenen Charakter festsetzt (solange man die Kunst beherrscht, zugleich nicht am Sex anzuhaften bzw. von ihm abhängig zu sein, es also schlicht nicht übertreibt). Im Zusammenhang mit dem heutigen Thema heißt es etwa:
"Es gibt keine befriedigenden Lüste, auch nicht, wenn es Goldstücke regnet. Wer weiß, dass Lüste nur einen kurzen Geschmack vermitteln und Leiden verursachen, der ist weise." (186)
Interessant, dass auch hier Lust und Geld in einen Zusammenhang gebracht werden ... Immer wieder musste ich in Diskussionen mit Ordinierten wie Laien feststellen, dass sie eine wesentliche Erkenntnis, die offenbar speziell das Zen in der Lage ist zu vermitteln, nicht erlangt hatten: Dass diese Lehre des Dhammapada nur gilt, wenn man lediglich in die Vergänglichkeit des Daseins Einsicht hatte, nicht jedoch in ihre Leere. Die Erkenntnis der Leere von lustvollen Erfahrungen ermöglicht erst - im Gegenwärtigsein statt in einer reflektierenden, wertenden und damit verfälschenden Nachbetrachtung - das Glück des Augenblicks, den Genuss an sich, die "kleine Entgrenzung" im Orgasmus. Die Tatsache der "Kürze" einer solchen Erfahrung ist dann irrelevant, denn diese kann ja nur durch eine falsche Sicht bedauert werden, die etwas anderes, dass nicht von "kurzem Geschmack" ist, als erstrebenswerter ansieht und damit einen künstlichen, ideologischen Dualismus erzeugt. Wer also weiß, wie man Leiden am kurzen Geschmack vermeidet - indem man den Augenblick "verewigt", also nichts als diesem Augenblick Zeit und Raum gibt -, der ist weise!
Was einem zunehmend abgeht bei dieser Art des Lebens (mit häufigem Partnerwechsel), ist "das bohrende Gefühl, dass das Leben anderswo spielt" - wie John Updike einmal die Melancholie der Figuren in Sherwood Andersons "Winesburg, Ohio" beschrieb. Wenn man den Dhammapada sich selbst zynisch kommentieren ließe, dann klänge das so:
"Nur wenige Menschen erreichen das andere Ufer (und werden Arhats). Die anderen rennen bloß am Ufer auf und ab." (85)
(Der Hang des Menschen zu "Listen" ...)