Nach meinem Urlaub in Camagüey habe ich erst einmal die Bilanzen für meine ersten beiden Jahre als Cellerar fertig gestellt. Danach musste ich dringend an die frische Luft und habe das schöne Frühsommerwetter am Samstag für die erste Radtour in diesem Jahr genutzt. Auf der Rückfahrt mit der Fähre über die Bucht spricht mich jemand von der Seite an: „Kannst du den Namen von dem Schiff da lesen ?“ – auf Deutsch ! „Woher weißt du, dass ich Deutscher bin ?“, frage ich zurück. „Wegen der Klamotten,“ sagt er. Ich ergänze, „Und außerdem würde nur ein Deutscher bei diesem Wetter eine Radtour machen.“ Im selben Moment sehe ich, dass das einzige andere Rad auf der Fähre seines ist. Florian aus Berlin ist noch dazu katholischer Theologe und Lehrer (für Englisch) – das muss erst einmal mit einer Cola gefeiert werden ! Er ist seit einer Woche in Havanna, hat für 150 CUC an 5 Tagen jeweils 4 Stunden Einzelunterricht Spanisch gehabt (übers Internet gebucht). Durch seinen Spanischlehrer ist er erstaunlich gut über die Situation im Land informiert und das Spanisch hat immerhin gereicht, um das Fahrrad, das eine Woche später mit dem Flugzeug eintraf, vom Zoll loszueisen. Gestern, Sonntag, sind wir noch ein bisschen zusammen durch die Stadt gefahren, aber dabei fiel eines seiner Pedale ab – Gewinde in der Kurbel kaputt; der Schaden wäre nur durch kompletten Austausch beider Kurbeln einschließlich Kurbelwelle zu reparieren, und das ist hier aussichtslos. Vielleicht hatte er es nachts am Flughafen, nach den Problemen mit dem Zoll, schräg ins Gewinde geschraubt, vielleicht war das Gewinde schon vorher morsch. Gestern Abend ist er mit dem Nachtbus in den Osten (Santiago de Cuba) gefahren, um von dort nach Havanna zu radeln. Zwei Möglichkeiten stehen ihm offen: Jemanden zu suchen, der ihm das Pedal anschweißt, oder am Montag in Santiago ein neues Rad zu kaufen. In vier Wochen will er wieder in Havanna ankommen, dann werde ich hoffentlich erfahren, was daraus geworden ist.