Banken-Bashing ist Mode, jeder tut das heutzutage. Besonders Leute, die von den komplizierten Mechanismen des Kapitalmarkts gar keine Ahnung haben, von volkswirtschaftlichen Zusammenhängen sowieso nicht. Hauptsache immer drauf auf die Banken, egal wie wenig fundiert die Analyse ist. Selbst die Aussage des Bundespräsidenten, die derzeitige Finanzmarktdebatte halte er für “unsäglich albern”, schreckt solche Anti-Kapitalisten und Wirrköpfe nicht ab, die unser System zerstören wollen. (*)
Dabei hat die unabhängige Aufsichtsbehörde für den Finanzmarkt Österreich (FMA) gerade noch festgestellt, dass nur Banken wirklich für Anlegersicherheit sorgen können. Wenn nämlich irgendein dahergelaufener Heini Geld einsammelt und dafür vier Prozent Zinsen zahlt, ist das illegal und gefährlich. Denn er hat keine Banklizenz, und nur Banken können für Anlegersicherheit sorgen. Das Problem ist: Der Heini sieht das ganz anders und ist auch noch bereit, für seinen Standpunkt zu kämpfen. Staudinger heisst er mit Nachnamen, der Heini, und stellt Qualitäts-Schuhe her im Waldviertel Österreichs.
Als er Geld für seine Firma GEA braucht, kam Staudinger auf die Idee, das unter denen einzusammeln, die er kennt und die ihn kennen: Freunde, Verwandte, Bekannte und viele Kunden. Am Ende hatte 230 Leute zwischen 3.000 und 50.000 Euro einbezahlt und der Unternehmer hatte per Crowd Funding die drei Millionen, die er brauchte. Vier Prozent Zinsen zahlt er den Anlegern für die Einlagen, alles in Ordnung oder nicht? – Nein, sagt die FMA, so ginge das nicht. Denn Staudinger habe keine Banklizenz, somit sei das illegal: „Das ist eindeutig ein Bankgeschäft, dafür braucht er eine Konzession“, weiss FMA-Vorstand Helmut Ettl und droht mit heftigen Geldstrafen.
„Wir werden in den nächsten Tagen den entsprechenden Bescheid ausstellen“, kündigt Ettl an. Wegen Verletzung des Bankgesetzes droht Staudinger eine Verwaltungsstrafe von bis zu 50.000 Euro. Zudem wird parallel über das Unternehmen eine Beugestrafe von bis zu 30.000 Euro vorbereitet. „Die kann so oft verhängt werden, bis die Firma einlenkt.“ – Doch damit nicht genug. Dem Unternehmer wird auferlegt, die eingesammelten drei Millionen bis 11.Januar an die Anleger zurückzuzahlen. UnmÖglich natürlich, denn Heini Staudinger hat davon längst eine Lagerhalle gebaut und andere Infrastruktur-Verbesserungen seiner Firma bezahlt.
Es gibt bisher auch keinen einzigen Anleger, der sein Geld zurück haben will, obwohl der Hickhack mit der FMA seit Wochen in der Presse herum geistert. Sonst würde er den entsprechenden Betrag natürlich “umgehend” retournieren, versichert der streitbare Unternehmer. Die Strafen werde er jedenfalls nicht bezahlen und auch das Geld nicht zwangsweise zurückgeben, gibt er sich trotzig. Gegen die FMA-Anordnung will der GEA-Chef Beschwerden beim Verwaltungs- und Verfassungsgerichtshof (VwGH, VfGH) einbringen. Notfalls gehe erauch für seine Überzeugung ins Gefängnis, setzt er hinzu.
Die FMA bleibt auch stur, versuchte aber unterschwellig, dem Schuh-Hersteller eine Brücke zu bauen und liess ihn wissen, mit welchen juristischen Finessen er as alles umstrukturieren könne, um legal Geld einzusammeln. Doch der hat “keine Lust 20-seitige Veträge zu unterschreiben” und pocht auf sein Recht und das der Menschen, die “selbst entscheiden können, wem sie ihr Geld geben”. Bis zur letzten Instanz will er das durchfechten.
Unverantwortlich, der Mann! Nur gut, dass die FMA aufpasst, denn selbstverständlich sind Geldanlagen nur bei denen sicher, die eine Banklizenz haben. Wer kann denn wollen, dass einer von denen, die einem solchen Unternehmer ihr Geld überlassen, irgendwann eine Schere im Hals haben? Sicher sind nur “Finanz-Institute” wie die HSBC. Oder die Deutsche Bank zum Beispiel, ein Symbol der Seriosität, das so viel Anziehungskraft besitzt, dass heute sogar mehrere Hundertschaften von Polizisten und Finanzbeamten dort zur Besichtigung der vorbildlichen Institutionen eintrafen.
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(*) Wir mussten jetzt endlich einmal aktiv ausprobieren, wie viele Uhupardo-Besucher nur den ersten Absatz lesen, bevor Sie eine Meinung äussern.