Nun bin ich Stadtbilderklärer

Erstellt am 28. Februar 2011 von Andramas

Ich zeige meinem Vater, zugereist aus Sachsen-Anhalt, meine neue Heimat – Ich zeige Potsdam.

Am Ende der Menzelstraße finde ich einen Parkplatz. Rechts neben uns erscheint der Heilige See, links ist der Jungfernsee, wir bewegen uns Richtung Cecilienhof.

Langsamer Gang weckt manche Erinnerung. Als ich noch das Kind war, erzählte ER mir viel von “früher”. Seither weiß ich: Überall lebten Dinosaurier. Vor allem in Halle an der Saale, insbesondere in der Elsa-Brandström-Straße.

Nun ist es an der Zeit die Rollen zu tauschen.

“Früher war hier alles Grenze. Den Weg den wir gehen, war der der DDR-Grenztruppen.”

Die Pfaueninsel sehen wir im Nebel, die Sacrower Kirche auch – “die war früher völlig eingemauert!” – und nähern uns durch den Park hatschend vom Osten her Schloss Cecilienhof.

Aus der Ferne leuchtet uns das Marmorpalais, er erkennt es auch – seine Augen sind noch gut.

Hier irgendwo – denke ich heute – hat einmal der König gesessen, Friedrich Wilhelm der II. und hat – vermute ich – den Klängen einer neuen aufregenden Musik gelauscht, die ihm ein gewisser Musikus aus Bonn bzw. Wien vortrug. Dieser Musikus hieß Ludwig van Beethoven und als er schließlich ging, überreichte er dem Monarchen zum Andenken zwei eigens für ihn komponierte Sonaten. In F-Dur und in e-Moll, beide für Klavier und Violoncello.

Dort starb dieser König 1797.

Qualvoll, wie die Chronisten zu berichteten wissen.

“Der Tod ist bitter”, sollen des Königs letzten Worte gewesen sein – “Er will nicht krepieren”, sagte ein Lakai.

Und nur wenige Minuten nach des Königs Ende wurde Gräfin Lichtenau verhaftet und ins Gefängnis geworfen.

Menschen sind wohl von Natur aus gehässig….

“Früher war hier das Armeemuseum”

Mehr wusste ich meinem Vater nicht zu sagen.


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