Numbers – Den Tod im Blick

Von Lenabo

Numbers – Den Tod im Blick

Erscheinungsdatum: April 2010

Autor: Rachel Ward

Verlag: Chicken House

Altersempfehlung: 14-15 Jahre

Preis: 13,95 € (Taschenbuch)

Leseprobe

Meine Bewertung: 3/5

Wenn dir jemand auf den Tag genau sagen könnte zu welchem Zeitpunkt du stirbst, würdest du es wissen wollen?

Die 15-jährige Jem lebt ein bedauernswertes Dasein. Vor 8 Jahren starb ihre Mutter an einer Überdosis Drogen. Seitdem wird sie von einem Londoner Kinderheim ins andere geschoben, findet keinen Ort, an dem sie sich richtig zu Hause fühlen kann. Zusätzlich wird sie von einer besonderen und zugleich grausamen Gabe gequält. Jem blickt in die Augen ihrer Mitmenschen und sieht den genauen Todestag ihres Gegenübers. Um diesen qualvollen Moment zu vermeiden, scheut sie sich davor, enge Bindungen mit ihren Mitmenschen aufzubauen. Eines Tages freundet sie sich entgegen ihrer Prinzipien mit ihrem Mitschüler Spinne an, obwohl sie weiß, dass auch seine Tage schon gezählt sind. Er hat nur noch knapp einen Monat zu leben. Als die Beiden einen gemeinsamen Nachmittag am London Eye verbringen, stellt Jem fest, dass sie in den Augen sämtlicher Passanten vor Ort dasselbe Todesdatum sieht: sie werden noch am selben Tag sterben. Und so geschieht es auch. Eine gewaltige Explosion zerstört das London Eye und reißt viele Besucher in den Tod. Völlig außer sich laufen Jem und Spinne davon und geraten durch ihre Flucht schnell in das Visier der Polizei. Von heute auf morgen wird das trostlose Leben des Mädchens noch viel kläglicher und sie begibt sich zusammen mit Spinne auf eine Reise quer durch England; auf der Flucht vor der Polizei.

Rachel Wards Roman erzählt auf eine nachdenkliche Art und Weise über das traurige Leben der 15-jährigen Jem. Ihr Leben ist zum Scheitern verurteilt. Sie musste ihr halbes Leben mit ansehen, wie ihre Mutter sich selbst umbringt. Jems Mutter zog die Drogen ihrer eigenen Tochter vor, sodass Jem schon früh auf sich allein gestellt war. ‘Numbers’ verdeutlicht, wie wichtig das Aufwachsen in einer stabilen Familie ist, wie sehr ein Kind auf die Liebe und Verantwortung seiner Eltern angewiesen ist. Ist ein Kind, so wie Jem es war, umgeben von einer gewaltvollen, kriminellen und Drogen beherrschenden Welt, so ist es nur natürlich, dass die Entwicklung des Kindes niemals normal verlaufen kann. Dieser Meinung ist auch Jems Lehrer, der von Anfang an klarstellt, dass die Schüler seiner Klasse niemals eine Universität von innen sehen werden, geschweige denn überhaupt einen Beruf erlernen werden. Im Laufe der Geschichte wird Jems Schmerz, ihre Einsamkeit und Verzweiflung immer deutlicher, sodass sie zu einer bemitleidenswerten Figur wird, die trotz ihrer Not stets versucht das Beste aus ihrem Leben zu machen. Durch ihre Gabe und der von ihr selbst auferlegten Abkapselung von ihren Mitmenschen wird sie zu einer toughen Jugendlichen, die ihr Herz auf der Zunge trägt. Erst durch das gemeinsame Leben mit Spinne lernt sie, wie wichtig es ist einen Menschen zu haben, dem sie ihr Herz ausschütten kann, der ihr in der Not beisteht und mit dem auch schöne Momente des Lebens teilen kann. Der Leser kann verfolgen, wie sehr Spinnes Persönlichkeit sich auf die Entwicklung Jems auswirkt, sodass sie zu einer verantwortungsvollen, jungen Erwachsenen heranwächst. Sie zeigt dem Leser, dass es sehrwohl möglich ist, mit dem richtigen Willen, viel Anstrengung und trotz niederschmetternder Rückschläge ein neues Leben zu beginnen.

Negativ zu bemerken ist, dass der Schreibstil der Autorin besonders am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig ist. In der ersten Hälfte des Romans wird der Leser direkt von Jem angesprochen, was auf der einen Seite zeigt, dass Rachel Ward den Leser mit in die Geschichte einbeziehen möchte und so eine Beziehung zwischen ihm und Jem aufzubauen versucht. Auf der anderen Seite ist diese Anrede etwas plump und stört das ein oder andere Mal die nachdenkliche Atmosphäre des Buches erheblich. Außerdem ist die Geschichte anfangs etwas langwierig, es fehlt dem Buch an Spannung, was anhand der Thematik und des Klappentextes so nicht zu erwarten ist.

Fazit: ‘Numbers’ ist ein äußerst dramatischer Roman, der oft sehr tiefgründig ist und zum Nachdenken anregt. Gerade in puncto Spannung ist die Geschichte jeodch ausbaufähig.