Verfassungsschutzpräsident Heinz Fromm hat jetzt aus den vernichteten Akten die Konsequenzen gezogen und seinen Rücktritt erklärt. Es könne der Fromm nicht in Frieden fahnden, wenn es seinen Mitarbeitern nicht gefällt, verlautete am Rande des Festaktes zum Ausscheiden des verdienstvollen Behördenleiters. Der hatte nach Erkenntnissen des "Spiegel" bereits am vergangenen Wochenende "gekocht", jedoch keine Gelegenheit gesehen, mit einem sofortigen Rücktritt entsprechend ablenkende Medienwirkung zu erzielen. Zu sehr seien Zeitungen und Fernsehen auf die einmal mehr unmittelbar bevorstehende Euro-Rettung und das Endspiel der Fußball-EM fokussiert gewesen, verlautete aus mit der Situation vertrauten Kreisen in Berlin.
Wie der "Spiegel" im Nachgang zum nunmehr erfolgten Rücktritt beschreibt, hatte Fromm deshalb bereits vergangenen Donnerstag handverlesene Enthüllungsjournalisten in sein Amt gebeten, um ihnen neue geheime Fakten zur NSU mitzuteilen. Danach handelte es sich bei den Rechtsterroristen offenbar nicht nur um ausländerfeindliche Mörder, sondern auch um "Neonazi-Killer" (Der Spiegel). Wie viele Rechtsradikale, Rechtsextreme und Rechtsextremisten durch Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe getötet wurden, wollte Fromm jedoch noch nicht verraten.
Zu schnell seien beim Verfassungsschutz "umfangreiche Aktenbestände über V-Leute in der Szene gelöscht" worden, nur weil die eigentlich völlig belanglose gesetzliche Frist zur Aufbewahrung der Unterlagen abgelaufen war. Fromm selbst versichert, von Nichts nichts gewusst zu haben, auch deshalb habe er nie etwas vertuscht oder angewiesen, es zu vertuschen. Von der Vernichtung von Akten zu den acht nachrichtendienstlich verpflichteten Rechtsradikalen mit den Decknamen Treppe, Tobago, Tonfall, Tonfarbe, Tusche, Tinte, Terrier und Trapid habe er erst am 27. Juni 2012 erfahren. Was "Trapid" bedeute, wisse er bis heute nicht, so Fromm.
Auch die Angaben der Spione im Netz des Thüringer Heimatschutzes, die dort zeitweise bis zu 70 Prozent des Führungspersonales stellten, sind offenbar für immer verloren. Insgesamt sieben Akten sind Fromm zufolge vom Leiter des Referats "Forschung und Werbung" am 11. November 2011 geschreddert worden, just zwei Tage nach dem Tag, an dem jede Zusammenarbeit des Verfassungsschutzes mit der NSU entschieden dementiert worden war. Das Dementi sei wahr gewesen, es bleibe wahr und es werde immer wahr bleiben, hieß es dazu in Berlin, denn die vernichteten Akten könnten nun zum Glück "nicht mehr in vollem Umfang rekonstruiert" werden.
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