Novatada: Integration über den Weg der Erniedrigung

Novatada: Integration über den Weg der Erniedrigung“Hallo, du Grünschnabel, sauf Waschmittel mit Sand!” So in etwa erfahren angehende Akademiker in Spanien den Beginn an ihren Hochschulen. Bei der sogenannten “novatada” müssen sie Scherze und Späße über sich ergehen lassen, deren Niveau recht tief angesiedelt ist und vor allem darin bestehen die Überlegenheit der bereits Studierenden über die Neuanfänger zu demonstrieren.
“In meinem ersten Universitätsjahr banden sie meinen Penis mit Draht an einen Backstein und warfen diesen zum Fenster hinaus. Als ich schon dachte, dass sie mir damit mein ganzes Gemächt ausreißen würden, hörte ich den Backstein auf dem Boden zerschellen. Der Draht war gottseidank länger,” erinnert sich Juan, der jetzt in Madrid BWL studiert. So wie es Juan passierte, geschieht es jetzt wieder hunderten von Neulingen an den Hochschulen, die den “novatadas” unterzogen werden. “Es ist eine Art Integration, indem man dich erniedrigt”, erklärt Sara, 20 Jahre, während sie von einem “novato” an einer Hundeleine herumgeführt wird. An einem Tisch sitzen eine Gruppe von Studenten, die ihr erstes Bier des Tages zu sich nehmen. Sie sprechen nicht gerne mit Unbekannten über die “novatadas”, geben aber zu, im vergangenen Jahr ein Mädchen gezwungen zu haben, Waschpulver mit Sand vermischt zu trinken. Aber normalerweise geht es nicht so aggressiv her und zu, versuchen sie abzuschwächen. “Normal ist, dass du sie zum Saufen zwingst bis sie die Kontrolle verlieren”. Vor kurzem hat sich auf diese Weise ein junger Student ins Koma gesoffen.
Die Neulinge an den Hochschulen trauen sich nicht, sich bei den Verantwortlichen zu beschweren, aus Angst sozial isoliert zu werden. Ein Schuldirektor in Madrid erklärt dazu: “Die novatadas” werden mit einem Mantel des Schweigens zugedeckt. Die Absprache, dass nichts ans Tageslicht kommen soll, ist eine Absprache, die eisern eingehalten wird.”
Gegen diese menschenverachtenden Gebräuche haben schon einige spanische Hochschulen ihren Kampf aufgenommen. Ende der 70er Jahre war es der Schulleiter Juan Carlos Herreros in Madrid, der den Kampf gegen die “novatadas” begann. “Wir haben angefangen dagegen zu kämpfen, haben Beratungen, Versammlungen im Kampf für die Würde aller Schüler angefangen. Unsere Bemühungen wurden 1983 belohnt, als die nationale Versammlung der Hochschulen diesen Brauch verbot”, erinnert er sich. Herreros versteht nicht, dass sich diese Gebräuche bis heute gehalten haben: “ Die “novatadas” zeichnen sich durch ausgeübten Terror aus und zeigen die Bereitschaft der Menschen, sich über die Schwächsten herzumachen. Es sind sicher Einzelfälle, aber es zeigt die menschliche Tendenz zur Tyrannei und der Erfahrung eines Machtgefühls durch Erniedrigung der Anderen.”
Informationsquelle:
"Tú, novato, ¡bebe detergente con arena!" – Público

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