Lagerhaltung ist für Secondos Ehrensache
Wie ich euch kürzlich erzählt habe, ist uns Secondos die Vorratshaltung mit den Genen vererbt worden. Meine Eltern hielten nicht nur einen typisch südländischen Notvorrat an Lebensmitteln, sondern hätten auch gleich das Ganze Dorf über mehrere Wochen hinweg mit unzähligen Alltagsgegenständen aller Art am Leben und Funktionieren erhalten können. Als Kriegskind hat vor allem mein Vater gelernt, Hab und Gut zu schätzen, nichts wegzuwerfen. Selbst was nicht mehr repariert werden konnte, diente ihm noch als Quelle für Ersatzteile.
Belächelter Hortsinn
Oft wurde mein Vater für seinen Hortsinn belächelt. Manchmal schämte auch ich mich etwas, dass sich bei uns im Keller, im Estrich, in der Garage und in der Werkstatt unzählige, sorgfältig eingepackte Dinge stapelten – nicht selten auch mehrere Exemplare von derselben Sorte … Doch jedes Mal, wenn bei uns zu Hause etwas fehlte oder kaputtging, tauchte mein Vater kurz in seine Welt ab, um schon bald mit dem gewünschten Gegenstand, mit einem Ersatzteil oder einer Alternative zurückzukehren. Zeitlebens hat er in seinem Fundus an Dingen die Lösung für kleinere und grössere Probleme im und ums Haus gefunden!
Lösungen aus dem Vorratskeller
Auch wenn seine Einstellung leider auf traumatische Erlebnisse in seiner Kindheit zurückzuführen waren, so bin ich froh, dass ich dank seinem ganz eigenen Verhalten selber gelernt habe, achtsam mit Dingen umzugehen. Heute erkenne ich, wie viel von meinem Vater in mir ist, wenn ich im Alltag Sachen auf die Seite lege, auf dass ich sie irgendwann wieder brauchen kann. Mein Vorrats- und Ersatzteillager ist zwar nicht so gross wie seins. Doch auch meine Kinder haben schon oft nicht schlecht gestaunt, welche Lösungen ich für ihre Sörgeli aus dem Keller oder Estrich gezaubert habe!
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Mehr zum Thema Notvorrat könnt ihr im nachfolgenden Beitrag lesen:
Notvorrat – Kluger Rat oder Humbug?