In einer etwas besseren Welt könnte man Weltmeister werden, indem man den Weltmeister schlägt. Aber leider leben wir nicht in einer perfekten Welt. Und daher ist jetzt Sebastian Zbik (30 Kämpfe, 30 Siege, 10 durch KO) Weltmeister der WBC im Mittelgewicht geworden, ohne gegen den bis vor kurzem amtierenden Weltmeister, Sergio Gabriel Martinez (50 Kämpfe, 46 Siege, 25 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO, 2 Unentschieden) aus Argentinien, angetreten zu sein.
Der in Schwerin geborene Zbik ist die Nummer 16 und Martinez die unbestrittene Nummer 1 der unabhängigen Weltrangliste. Martinez ist bei dem TV-Giganten HBO unter Vertrag. Dieser Sender wollte nun allerdings keinen Kampf zwischen Zbik und Martinez. Am 11.07.2009 wurde Zbik dann gegen den Italiener Domenico Spada durch einen Punktsieg Interimsweltmeister. Man kann sich jetzt natürlich trefflich darüber Gedanken machen, was den WBC dazu bewegt haben mag, Zbik und Spada in ihrer Rangliste so weit oben anzusiedeln und die beiden um die Interimsweltmeisterschaft boxen zu lassen. Ein Eliminator hätte es wohl auch getan. Aber Zbik wurde nun einmal Interimsweltmeister und Martinez konnte oder wollte nicht gegen ihn antreten. So ist es nur konsequent und auch gerecht, ihm den regulären WM-Titel zu geben.
Zbik wird gerne vorgeworfen, er sei „nicht der aufregendste Boxer“ und habe noch gegen keinen wirklich guten Mann geboxt. Das mag wohl so sein. Aber, jetzt mit dem Titel, wird sich das hoffentlich ändern. Eventuell wird er ja nun, da er ein regulärer Titelträger ist, selber als Gegner für andere Titelträger auch interessant.
Nun, da gibt es jetzt also einen deutschen Weltmeister im Mittelgewicht, der tatsächlich gegen die Besten boxen will. Zwar bin ich nicht glücklich darüber, wie Sebastian Zbik Weltmeister wurde, aber ich finde gut, dass er es wurde.
© Uwe Betker