Norwegian Short Stories (1). In the wood

Von Masuko

Henrik Ibsens Gate. Oslo

Ich erinnere mich gut an ein Telefongespräch im Frühling 2018, als ein netter Verlagskollege mich fragte, ob ich Lust hätte, für drei Tage nach Oslo zu reisen – auf Einladung von NORLA – Norwegian Literature Abroad.
Als ich zögerte (ist Norwegen im September nicht ganz schön kalt?), sagte er: „Jacqueline! Drei Tage Oslo, da wirst du doch dabei sein wollen!“ Okay, das stimmt eigentlich!

Und jetzt war ich gemeinsam mit 9 deutschen Buchhändler*innen dort und bin noch ganz verzaubert. So viele Eindrücke, tolle Menschen und Bücher. Das passt ja nie in einen Beitrag, hab ich mir gedacht. Also schreibe ich alles in Form kurzer Stories hier auf und erzähle Euch Tag für Tag von meinen Erlebnissen. Völlig ohne Chronologie. Einfach nach Gefühl. 

Meine erste Lesung im Wald beispielsweise! Die ganze Stadt Oslo ist komplett von Natur umgeben und in nur 20 Minuten ist man mit der Bahn im norwegischen Wald – der Marka.

Doch Oslo liegt eben auch am Oslofjord und hat mich ganz besonders mit dieser Nähe zum Wasser und der frischen Meeresluft fasziniert. Schiffe überall! Gemeinsam mit Petra aus der Buchhandlung Pankebuch bin ich spontan auf einen Katamaran gestiegen und bei stürmischer See über den Fjord gepeitscht … 30 Minuten später waren wir an einem bezauberndem Badestrand in Brygge. Hier entdeckten wir nicht nur einen Bücherschrank mit norwegischen Romanen zum Mitnehmen. Auch die Aussicht war einfach grandios.

Die Waldlesung also! Ein sonniger, aber kalter Tag.
Die Autoren Torbjørn Ekelund und Thomas Svardal empfangen uns im Nordmarka – dem Nordteil des grünen Gürtels von Oslo.

Torbjøn Ekelund – norwegischer Autor und Journalist – erzählt von dem aufregenden Erlebnis, im Wald zu übernachten. Sein Bericht ist mitreißend und überzeugend. Sofort will man das auch mal probieren. Stille genießen, Waldluft atmen. Sein aktuelles Buch Im Wald ist 2018 erschienen beim Verlag Malik, wo auch Stiens Historie (2019) in deutscher Übersetzung erscheinen wird.

Thomas Svardal hat ein Buch über das Lagerfeuer geschrieben mit eindrucksvollen Fotos und Anleitungen, wie man die verschiedensten Feuer entzündet – ganz ohne Streichhölzer. Mit einem Feuerstein, einem Stück Eisen und ein bisschen Hanf. Die Präsentation mit den verschiedensten Holzstücken, Reisigbündeln und Birkenrinden zieht nicht nur mich in den Bann. Einige von uns probieren schließlich, gemeinsam mit Thomas ein Feuer zu entzünden.
Sein Buch Bål erscheint in deutscher Übersetzung bei Droemer Knaur 2019. Und ich weiß jetzt schon, dass ich das haben muss! Thomas Svardal hat mich mit seinen Erzählungen vom Feuer daran erinnert, wie inspirierend und entspannend die Zeit am Lagerfeuer sein kann – träumen, die Glut betrachten, sich wärmen … Sein Buch beschreibt aber auch, wie man auf einem klobigen Holzstück Suppe oder Kaffee kochen kann. Ich sehe mich schon mit meiner kleinen Familie am Lagerfeuer in der Prignitz.

Da es für ein Grillen an einem echten Lagerfeuer zu stürmisch ist, versorgt Ellen von NORLA uns mit echt leckeren belegten Broten und der berühmten KVIKK LUNSJ – der berühmten Kjekssjokolade (Milchschokolade mit Anteilen von Keks und Waffel). Garantiert geeignet zum Überleben im Wald!

Morgen erzähle ich von dem eindrucksvollen Besuch im Verlagshaus CAPPELEN DAMM – wo das neue Buch von Torbjørn Ekelund erschienen ist, sowie die Bücher von Torkil Damhaug.

Norwegen ist Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019