Jane Austens
Northanger Abbey
Harper Collins, 2016
978-3959670180
19,90 €
Rezensiert für: BloggDeinBuch
Lesen ist gefährlich! Zu gern verliert die 17-jährige Pfarrerstochter Cat Morland sich in der Welt der Bücher und träumt von aufregenden Abenteuern. Die sie im ländlichen Piddle Valley niemals finden wird! Doch dann darf sie ihre Nachbarn, die Allens, zu einem Kulturfestival nach Edinburgh begleiten. Wo sie nicht nur unerwartet in Bella Thorpe eine neue Freundin findet, sondern sich in den jungen, aufstrebenden Rechtsanwalt Henry Tilney verliebt. Als Henry und seine Schwester Eleanor sie auf den schönen, aber düsteren Familiensitz Northanger Abbey einladen, geht Cats Fantasie mit ihr durch. Was, wenn hier ein Verbrechen stattgefunden hat? Und tatsächlich wird es für sie gefährlich – wenn auch auf unerwartete Weise.
Neugeschriebene Klassiker? Kann das funktionieren?
Diese Frage schwebt über allem. Ich hatte das Glück, dass ich “Northanger Abbey” im Original nicht kenne. Um Jane Austen habe ich bis um “Verstand und Gefühl”, einen großen Bogen gemacht. Habe ich also keine Vergleichsmöglichkeit? Oder ist es genau der richtige Ansatz, um diese Geschichte zu beurteilen? Ich habe mich einfach heran gewagt, habe das Buch aufgeschlagen und wollte mich wirklich auf die Geschichte einlassen. Was kann falsch sein, an einem Mädchen, das gerne liest und sich in Welten verliert, die es nicht zu geben scheint?
Wir alle lesen manchmal ein Buch und denken: da wäre ich auch gerne. Wir alle haben Autoren, die wir unbedingt mal “Live” sehen wollen. Ihnen die Hand schütteln, einfach mal fragen, wie sie auf die Idee kommen, ein Buch zuschreiben. Cat Morland liebt lesen, aber in ihrem Dorf ist sie damit ziemlich allein. In ihrer Familie wird sie belächelt und sie gilt als das Mädchen, das eher nicht weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Als Begleitung zu einem Kulturfestival wird es wohl reichen, denkt ihr Vater und lässt sie mit seinen Nachbarn nach Edinburgh fahren.
Soweit so gut, denkt sich Cat, freut sich auf ein paar schöne Wochen und ist eine wirklich fröhliche Begleitung für die Dame des Hauses. Allerdings lernt sie schnell junge Leute kennen. Zum einen Bella Thrope, die ein stürmische Wesen hat und zum anderen Henry, der ihr eigentlich nur Tanzen beibringen soll. Schnell merkt der Leser: da ist etwas im Busch. Wer natürlich die Originalgeschichte kennt, weiß, dass Cat auf den Familienbesitz eingeladen wird und dort die Dinge unverhofft ihren Lauf nehmen. An sich ist es eine Geschichte, die keine Höhepunkte zu bieten hat. Es ist die Geschichte zwischen Henry und Cat und den vielen Unwägbarkeiten, die sich in den Weg legen können. Zudem wissen wir, dass die Umwerbung einer Frau in der Zeit von Jane Austen Romanen, eine ganz andere als heute war. Die Schranken im Leben waren höher, man war seinem Stand ergeben und eine Frau ging selten arbeiten. Bei Val McDermind merkt man, dass die Autorin manchmal Probleme hatte, die Geschichte tatsächlich an unsere Zeit anzugleichen. Es gibt Personen, die immer noch sehr in der Welt von Jane Austen verhaftet sind. Sie reden getragen, haben feste, manchmal absurde Regeln und sind sehr streng. Dies will oft nicht zum jugendlichen Bild von Cat passen, die oftmals lieber Jeans statt Röcke tragen würde. Zudem wirkt das Kulturfestival sehr altbacken und verströmt für mich beim Lesen eine muffige Atmosphäre, die so gar nichts mit unseren heutigen Veranstaltungen und Messen zu tun hat.
Wenn dieses Buch dazu da sein sollte, die jüngere Generation mit Jane Austen vertraut zu machen, würde ich weiterhin raten zum Original zu greifen. Dies lässt sich nicht so locker und leicht “weglassen”, hält aber größere Feinheiten und sinniger Dialoge bereit. Ich wage dies zu sagen, obwohl ich nur “Verstand und Gefühl” kenne. Aber umsonst sollte der Erfolg von Jane Austen nicht sein.