“Hat man ein Kind geboren, benennt man es.”
Immer wieder sagte Tatjana Andrejewna, meine ehemalige Lehrerin für Arithmetik, Algebra und Geometrie, diesen Spruch, bis er fest in meinem Hirn saß. “Pодили ребенка – назвали его” weiß ich heute noch. Und so lernte ich, dass man geometrische Figuren unmittelbar nach Zeichnung benennen muss.
Ein Dreieck ist nämlich [sic!] nicht einfach ein Dreieck, NEIN – es ist das Dreieck ABC. Und Dreieck ABC unterscheidet sich von Dreieck DEF – was man bereits anhand des Namens erkennen kann.
Doch Dreieck ABC himself, bleibt immer Dreieck ABC – auch bis zum Jüngsten Gericht. Und vielleicht sogar darüber hinaus.
Anders die Menschen.
Man sucht des Kindes Namen bereits vor der Geburt, weil man als Eltern eine gewisse Vorstellung davon hat, was aus ihm einmal werden soll. Und weil sich auch der Akt – der berühmten Höhepunkt neun Monate vor einer Entbindung – eine Benennung wünscht.
Manchmal klappt es, oft klappt es nicht.
Die Endung -mir (миръ) kam unter Einfluss von Mir (мир – Welt, Gemeinschaft, Frieden) etwas später auf. Daher rührt auch die Interpretation als “Friedensherrscher” oder “Bewahrer des Friedens”. Was aber in slawischer Mentalität ohnehin das Gleiche ist. Herrscht nur einer – ist Ruhe im Karton.
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<An dieser Stelle standen einige Gedanken zum Namen “Angela” (“geht vermutlich zurück auf altpersisch angaros, reitender Eilbote”, Wikipedia), die ich ich aber wieder verwarf. Ich kenne Frau Merkel viel zu wenig, als dass ich über sie schmunzeln möchte>
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Jedenfalls benannte eine mir bekannte Person weiblichen Geschlechts ihren Sohn nach dessen Geburt “Hendrik”, was – wie wir alle wissen – die eine friesisch-niederdeutsche Form von Heinrich ist. Mündlich verniedlichte sie des Sohnes Namen, indem sie ein “i” anhängte.
Sie behält auch heute noch, nach nahezu 50 Jahren diese Verniedlichung bei, dergestalt dass sie ihn immer noch “Hendi” nennt, was inzwischen wie “Handy” klingt. Die Zeiten ändern sich – der Name bleibt.
Würde sie ihn nun “Eierkocher” nennen, wäre das ähnlich lustig.