NOlympia – Sieger stehen bereits fest

Fleiß alleine reicht schon lange nicht mehr aus, den Weg auf’s Siegertreppchen zu finden. Eine ganze Reihe weiterer Faktoren sind ebenso wichtig und darüber hinaus mathematisch berechenbar. Nur so war es Forschern möglich, die Gewinner der diesjährigen Olympiade ‘fast’ genau vorherzusagen

NOlympia – Sieger stehen bereits festDer Run auf die metallenen Plaketten hat begonnen. Besonders begehrt, die Farbe gelb. Dabei stehen die Siegerländer bereits im Vorfeld fest, wenn es nach drei Ökonomen der Ruhr-Universität Bochum geht. Die drei Wissenschaftler Julia Bredtmann, Carsten J. Crede und Sebastian Otten vom Institut für empirische Wirtschaftsforschung haben anhand ökonometrischer Modelle detaillierte Prognosen über den Ausgang der Spiele und den endgültigen Medaillenspiegel der Teilnehmerstaaten errechnet und veröffentlicht. Das hier sind die Ergebnisse der ersten zehn Siegerstaaten: 

Platz 1: China mit 102 Medaillen
Platz 2: USA mit 100 Medaillen
Platz 3: Russland mit 71 Medaillen
Platz 4: UK mit 57 bis 58 Medaillen
Platz 5: Australien mit 43 Medaillen
Platz 6: Frankreich mit 40 Medaillen
Platz 7: Deutschland mit 36 Medaillen
Platz 8: Südkorea mit 32 Medaillen
Platz 9: Kuba mit 30 Medaillen
Platz 10: Brasilien mit 28 Medaillen

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Forscher mit ihrer Prognose richtig liegen. Zur Kontrolle hatten sie die Ergebnisse von Olympia 2004 in Athen und Olympia 2008 in Peking retrospektiv und zum Vergleich mit derselben Methode berechnet und kamen dabei auf Trefferquoten von 97,4 Prozent in Athen und 96,9 Prozent in Peking. Diese hohe Genauigkeit kommt nicht von ungefähr. Um bei ihren Berechnungen ein möglichst breites Feld an Variablen abzudecken, wurden in den Modellberechnungen politische, demografische, kulturelle und wirtschaftliche Daten berücksicht.

Letzten Endes hängt der Medaillensieg einer Nation von deren Bereitschaft ab, in diesen Sieg zu investieren. So hat China vor der Olympiade 2008 mehr als 4,5 Milliarden US- Dollar investiert, um ihren Sportlern den Sieg zu garantieren. Mit überwältigendem Erfolg, wie das damalige Ergebnis aufzeigt. Mit 51 Goldmedaillen hatte China damals den Medaillengipfel gestürmt. Die USA folgten abgeschlagen mit 36 und auf Platz drei lag damals Russland mit 23 Goldmedaillen. Auch wenn die Forscher nur die Gesamtzahl der Medaillen errechneten ohne diese in die einzelnen Metalle aufzuteilen, blieb dennoch die Siegerrangfolge richtig obwohl die USA damals mit 110 Medaillen (Au,Ag,Cu) insgesamt vor China mit 100 Medaillen lagen.

Genug der Zahlenspiele, denn nicht Geld allein entscheidet über Sieg und Niederlage einer Nation im sportlichen Wettbewerb. So haben bevölkerungsreichere Staaten bessere Chancen als kleine Länder, da sie auf ein größeres Kontingent an talentiertem Nachwuchs zurückgreifen können. Ebenfalls wichtig ist das politische System des jeweiligen Landes. In der Vergangenheit konnten sozialistische Staaten oder solche mit sozialistischer Vergangenheit deutlich mehr Medaillen erringen als ihre Konkurrenten. Wichtig ist zudem die gesellschaftliche Stellung der weiblichen Athletinnen in ihrem Heimatland. Frauen aus einer emanzipierten Gesellschaft schnitten eindeutig besser im Medaillenwettbewerb ab als welche aus patriachalisch geprägten Kulturen. Hauptindikatoren zur Beurteilung der Chancenverteilung unter den Athletinnen waren deren Beteiligung am Arbeitsmarkt, die Fertilitätsrate, die Anzahl der Jahre, seit denen dort Frauen das Wahlrecht haben und als Extrafaktor den Islam als religiösen Indikator.

Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die für das Endergebnis verantwortlich sind. Beispielsweise der berühmt- berüchtigte Heimvorteil des Gastgeberlandes. Ebenfalls im Vorteil sind die Athleten nächstkommender Gastgeberländer, da diese, betrunken ob all der Ehre, erfahrungsgemäß ihre Sportförderung massiv aufstocken, um sich ja nicht als gastgebende Verlierernation zu outen. Nicht zu vergessen die Klimabedingungen des jeweiligen Landes. Sportler aus Ländern mit extremen Klimazonen sind öfter dazu gezwungen, indoor zu trainieren und sind damit gegenüber Konkurrenten aus gemäßigten Klimazonen im Nachteil.

Eigentlich dient die Ökonometrie dazu, anhand mathematischer Methoden und statistischer Daten entlang der ökonomischen Theorie wirtschaftliche Phänomene zu erfassen und quantitativ zu analysieren. Dass solch eine Methode sich auch auf die Ermittlung künftiger Olympiasieger anwenden lässt, mag da nicht verwundern. Den Wettbüros wird dies egal sein – Apropos, wer gerade etwas Geld braucht, hat dort jetzt eine Trefferwahrscheinlichkeit von ziemlich genau 97 Prozent, also nichts wie hin.

Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass der Kapitalismus überwunden werden muss.

Quellennachweis und weiterführende Links:

 


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